Spiel der Herzen (German Edition)
unausstehlich. Genau wie Sie.«
»Wann war ich jemals herrisch und unausstehlich?«
»Im Büro in der Brauerei. Und in der Schänke, bevor ich die Wette angenommen habe. Geben Sie es doch zu: Hätte ich es nicht getan, hätten Sie mich sofort zu meinem Quartier gebracht und mir gesagt, ich solle ein braves Mädchen sein und wieder nach Hause fahren.«
Er legte verärgert die Stirn in Falten. »Das hätte ich wahrhaftig tun sollen!«
»Dann hätte ich nicht bekommen, was ich wollte.«
»Aber Sie hätten auch nicht Ihren Ruf aufs Spiel gesetzt.«
»Manchmal muss man als Frau einfach Risiken eingehen, um zu bekommen, was man will.« Sie schaute zu Geordie hinüber, der mit den Waren eines Sattelhändlers beschäftigt war, dann fragte sie mit gedämpfter Stimme: »Apropos Risiken, was hat Geordie eigentlich zu Ihnen gesagt, als er uns in Ihrem Zimmer fand?«
»Ach, nichts Wichtiges«, entgegnete er, doch sein allzu gleichgültiger Ton sagte etwas anderes.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass er nichts –«
»Ah, sehen Sie, dort ist eine Frau, die Fassbier verkauft«, unterbrach er sie. »George!«
Auf seinen Ruf hin kam Geordie sofort zu ihnen. »Lassen Sie uns schauen, ob diese Schankwirtin ihr eigenes Bier braut.«
Dieser Halunke! Nun wusste sie, dass die beiden über etwas gesprochen hatten, das er ihr nicht sagen wollte. »Warum sollte mich das Bier einer anderen Brauerin interessieren?«, murrte sie.
»Weil es wichtig ist, Nachforschungen anzustellen. Wenn diese Dame Ahnung vom Biergeschäft hat, weiß sie, was sich hier in der Gegend verkauft. Das könnte eine wertvolle Information für die Zukunft sein.«
Sie musste zugeben, dass er recht hatte, und ließ sich von ihm zu dem Bierstand führen.
Wie sich herausstellte, verkaufte die Schankwirtin ihr Bier nicht nur auf dem Markt von Daventry, sondern fuhr auch zu anderen Märkten in Staffordshire. Als Jarret sie ausführlich zu den Kauf- und Trinkgewohnheiten in der Grafschaft zu befragen begann, hörte Annabel überrascht zu. Für jemanden, der »gerade erst einen Fuß ins Biergeschäft gesetzt« hatte, wusste er sehr viel über Vermarktung und Vertrieb, was sie verunsicherte, denn ihre Stärke war es nicht. Was sollte werden, wenn er nach eingehender Prüfung von Lake Ale zu dem Schluss kam, dass ihr Plan nicht umsetzbar war?
Was, wenn er recht hatte?
Geordie bat sie um etwas Kleingeld, und abgelenkt durch das Gespräch mit der Schankwirtin gab sie es ihm, ohne nachzufragen, wofür er es brauchte. Kurz darauf merkte sie jedoch, dass er verschwunden war. Als sie sich suchend umdrehte, sah sie, dass er die Münzen einem Mann gab, der hinter einem Tisch mit drei Fingerhüten darauf stand. Der Mann legte eine Erbse unter einen der Fingerhüte und begann diese rasch hin und her zu schieben.
»Was um alles in der Welt tut der Junge da?«, überlegte sie laut.
Jarret folgte ihrem Blick und runzelte missbilligend die Stirn. Bevor sie sich ’ s versah, ging er auf den Tisch zu, um den sich einige Schaulustige versammelt hatten. Dann schien er zu ihrem Entsetzen zu stolpern und stieß den Tisch um.
Als sie hinter ihm hereilte, hörte sie ihn sagen: »Verzeihen Sie mir meine Ungeschicklichkeit, Sir. Es war keine Absicht.«
Der Mann knurrte, er solle gefälligst besser aufpassen, während Geordie ihm rasch dabei half, den Tisch wieder aufzurichten.
»Ich war im Begriff zu gewinnen, Lord Jarret!«, beklagte er sich.
Auf die Nennung von Jarrets Titel reagierte der Mann mit sichtlichem Unbehagen.
»Ach, wie schade«, sagte Jarret. »Jetzt habe ich dir den ganzen Spaß verdorben.« Dann nahm er den Mann ins Visier, und sein Blick wurde eisig. »Geben Sie ihm sein Geld zurück, Freundchen. Unter diesen Umständen können Sie es wohl kaum einbehalten.«
Der Mann erbleichte, dann gab er Geordie wortlos das Geld.
Geordie sagte zu dem Mann: »Wenn Sie die Fingerhüte wieder aufstellen, kann ich ja noch einmal –«
»Ich glaube nicht, mein Junge.« Jarret fasste Geordie am Arm. »Deine Tante möchte gehen. Nicht wahr, Miss Lake?«
Verwirrt ob des sonderbaren Zwischenfalls stammelte Annabel: »J-ja, natürlich. Wir sollten gehen.«
Jarret zerrte den lautstark protestierenden Geordie von dem Tisch weg und ging mit ihm so rasch davon, dass Annabel sich anstrengen musste, um Schritt zu halten.
»Lassen Sie mich los!«, rief Geordie. »Ich kann gewinnen!«
»Nicht beim Hütchenspiel, Junge. Das ist glatter Betrug und dient nur dazu, den Menschen das Geld aus
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