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Spiel der Herzen

Spiel der Herzen

Titel: Spiel der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mit gespreizter Förmlichkeit, durch die sich Gerti angestachelt fühlte, im selben Stil zu antworten.
    »Diese Ehre verschafft Ihnen meine Neugierde«, sagte sie vergnügt.
    »Kann ich sie stillen?«
    »Ja.«
    »Wie denn?«
    »Ich wäre in meiner Jugendzeit sehr gerne Journalistin geworden. Das ist lange her –«
    »Sehr, sehr lange«, fiel er witzelnd ein.
    »Trotzdem«, fuhr sie fort, »regt sich in mir immer wieder mal der Wunsch, eine Redaktion von innen kennenzulernen. Wie entsteht das sogenannte gedruckte Wort? Diese Frage –«
    »Das gedruckte Wort«, unterbrach Werner, »entsteht, wie der Name schon sagt, in der Druckerei.«
    »Das sagte ich doch.«
    »So? Mir schien, Sie sprachen von einer Redaktion?«
    »Gehört das nicht zusammen?«
    »Irgendwie schon, da haben Sie recht.«
    »Na also.«
    »Ich kann Ihnen aber hier nur unsere Redaktion zeigen. Die Druckerei, mit der wir zusammenarbeiten, befindet sich in Soltau.«
    »Die Redaktion würde mir fürs erste genügen.«
    »Wann darf ich Sie erwarten?«
    »Wann paßt es Ihnen?«
    »Jederzeit.«
    »Sagen wir: in einer Stunde?«
    »Gut.«
    Grinsend legte Werner auf. Sein ursprüngliches Vorhaben war gewesen, erst Helga, dann Clara anzurufen. Clara war aber nun vergessen.
    Zur selben Stunde hatte Clara v. Berg in ihrer Boutique einen interessanten Besuch zu verzeichnen. Berthold Culldorf jr. kam zu ihr.
    Berthold Culldorf jr. war trotz seiner verhältnismäßig jungen Jahre schon eine bekannte Persönlichkeit in Heidenohl, obwohl er noch in seines Vaters Schatten stand, aus dem herauszutreten ihn nicht geringe Mühe kostete. Berthold Culldorf sen. war der Inhaber des einzigen namhaften, auf solider finanzieller Basis ruhenden, alteingesessenen Geschäfts für Damenmoden in Heidenohl. Der Größe nach hätte der Besitz schon fast den Namen ›Kaufhaus‹ in Anspruch nehmen können. Das erfreulichste am ganzen war, daß die Firma seit ihrem Aufblühen, das ein halbes Jahrhundert zurücklag, praktisch keine Konkurrenz mehr gekannt hatte. Das traf auch jetzt noch zu, aber Berthold Culldorf sen. war ein Mann, der zwar jedes Jahr schon eine gründliche Kur in Bad Kissingen nötig hatte, um seiner Lebenserwartung wirksame Aufbesserung zuzuführen, der jedoch immer noch für potentielle geschäftliche Anfechtungen ein Gespür in seinem Finger hatte, wenn er ihn in den Wind hielt. Deshalb fühlte er sich seit dem diesjährigen Skatturnier in Heidenohl beunruhigt.
    Das Skatturnier, das ein Anwachsen des Umsatzes in Claras Boutique zur Folge hatte, verfiel seitdem der Ablehnung durch Culldorf sen. Das Turnier habe sich überlebt, fand er.
    »Wieso denn das plötzlich?« fragte ihn sein Sohn.
    »Das möchte ich auch wissen«, pflichtete Katharina Culldorf, die Gattin des alten und Mutter des jungen Culldorf, letzterem bei.
    »Seht ihr nicht«, fragte der Senior, »was sich seitdem bei der Konkurrenz tut?«
    »Nein«, antworteten Gattin und Sohn wie aus einem Mund.
    »Weil ihr Idioten seid«, wurde ihnen in nachsichtigem Ton gesagt.
    »Wir haben doch gar keine Konkurrenz«, meinte der Junior.
    »Noch nicht«, belehrte ihn der Alte. »Aber es könnte uns eine erwachsen.« Seine Stimme hob sich. »Und zwar von seiten dieser beschissenen Adeligen!«
    »Sei nicht so ordinär«, ermahnte ihn seine Gattin, die mit dem Drang zu Höherem geboren war, sich aber zeit ihrer Ehe schwer damit tat, diesen Drang auszuleben.
    »Kennst du die?« fragte der Senior den Junior.
    »Vom Sehen.«
    »Vom Sehen kenne ich sie auch«, sagte der Alte. »Ob du sie schon näher kennst, hätte mich interessiert. Anscheinend nicht.«
    »Nein.«
    »Warum nicht? Du vögelst doch alles, was nicht gerade einen Buckel hat oder auf Krücken daherkommt?«
    »Berthold!« ertönte der Gattin mahnende Stimme.
    »Ich konnte ja nicht wissen, daß dir das plötzlich als notwendig erscheint«, sagte der Sohn zum Vater.
    »Dann leg sie schleunigst um.«
    »Du sagst das, als ob es nichts Leichteres gäbe.«
    »Gibt es auch nicht, bei keiner. Frag deine Mutter.«
    Das war als Dämpfer für Katharina gedacht, als Lohn für ihre ständigen Zwischenrufe, mit denen sie ihren Alten nervte. Für eine Weile war damit Katharina auch zum Verstummen gebracht, wenn man von einem undefinierbaren Laut des Protestes absieht, der aus den Tiefen ihres verletzten Inneren aufstieg.
    »Was soll ich also mit der machen, Vater?« setzte der Junior das informative Gespräch mit dem Senior fort.
    »Zieh ihr die Würmer aus der Nase. Ein

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