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Spiel der Herzen

Spiel der Herzen

Titel: Spiel der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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setzte hinzu: »Müssen Sie denn das?«
    »Ständig.«
    »Sie essen gar nichts?«
    »Gar nichts.«
    Also Nulldiät, dachte Berthold. Diesen Ausdruck kannte er. Seine Mutter, die mehr als zwei Zentner wog, führte ihn ständig im Mund und besaß nie die Kraft, ihn in die Praxis umzusetzen.
    »Und wann ändert sich das wieder?« fragte Berthold Clara.
    »Nie.«
    »Aber …« Er verstummte, da es ihm dämmerte, daß er an der Nase herumgeführt wurde. Ungläubig stieß er hervor: »Sie veräppeln mich?«
    So etwas traf ihn ganz unvorbereitet. Er sträubte sich dagegen, es für wahr zu halten. Im selben ungläubigen Ton fügte er hinzu: »Sie geben mir einen Korb?«
    Clara zog die Hand mit dem Schal aus der Tüte heraus und ging wortlos zum Schaufenster. Doch schon nach zwei Schritten erreichte Bertholds Ruf sie: »Was machen Sie denn?«
    »Ich vervollständige wieder meine Dekoration.«
    »Aber nicht mit diesem Schal! Ich will ihn haben!«
    »Der war doch nur ein Vorwand für Sie.«
    »Und wenn schon! Sie sind doch Geschäftsfrau? Den Schal können Sie mir auf alle Fälle andrehen.«
    »Andrehen?«
    »Verkaufen.«
    Clara reichte ihm den Schal so, wie sie ihn in der Hand hatte; ohne Tüte.
    »Zweiundvierzigneunzig«, sagte sie.
    Das Ungewohnte an Claras Verhalten irritierte Berthold sehr, es stürzte ihn in Verwirrung. Er dachte an seinen Vater, dem er das Fiasko, das er hier erlebte, würde eingestehen müssen.
    »Der wird sich wundern«, entfloh es unwillkürlich seinen Lippen.
    Kein Wunder, daß ihn Clara daraufhin fragend anblickte, während sie einen Fünfzigmarkschein von ihm in Empfang nahm.
    »Mein Vater«, fuhr er fort, als ihn Claras Blick nicht losließ, »hat sich das hier ganz anders vorgestellt.«
    Die Fährte, auf die sich dadurch Clara gesetzt fühlte, war falsch.
    »Ich denke, das Geschenk ist für Ihre Mutter bestimmt?« fragte sie, ihrer Kasse die Fünfzigmarkbanknote einverleibend und sieben Mark zehn aus ihr herauszählend.
    Bertholds Lachen, mit dem er Claras Äußerung quittierte, war unecht. Dann packte ihn der Galgenhumor. Nachdem er erklärt hatte, daß es keine Rolle spiele, für wen dieses Geschenk sei, fuhr er fort: »Wissen Sie, was dieses Geschenk auf alle Fälle ist?«
    »Was?«
    »Eine klassische Fehlinvestition.«
    Noch fragender wurde daraufhin Claras Blick, durch den sich Berthold genötigt fühlte, fortzufahren: »Ich kann Ihnen nur so viel sagen, daß mein Vater mit Ihnen Kontakt gewinnen wollte und mich quasi vorgeschickt hat. Und das ging daneben«, seufzte er.
    Zur Überraschung Bertholds ließ Clara das Gespräch nicht abreißen, sondern fragte: »Weshalb ist Ihrem Vater an einem Kontakt mit mir gelegen?«
    »Können Sie sich das nicht denken?« erwiderte Berthold.
    »Ich vermute etwas«, sagte Clara.
    »Sicher vermuten Sie das Richtige«, nickte Berthold. »Und was halten Sie davon?«
    Clara ließ eine kleine Pause des Nachdenkens verstreichen, ehe sie entgegnete: »Das muß ich mir erst noch länger überlegen.«
    »Sie lehnen also nicht rundweg ab?«
    »Nein.«
    Entscheidend wird sein, dachte Clara, wie es mit Werner für mich weitergeht. Verliere ich ihn, kann ich auch in Heidenohl nicht mehr leben. Kommen wir wieder zusammen und bleiben wir zusammen, soll er mitbestimmen, was wir mit meinem Laden machen.
    »Wann werden Sie sich schlüssig geworden sein?« fragte Culldorf jun.
    »Bald.«
    Er war erleichtert. Doch noch ein Ergebnis, dachte er, mit dem ich meinem Vater unter die Augen treten kann.
    Es war ein Ergebnis ohne den ursprünglich für notwendig gehaltenen Umweg, den der Junior für die Firma gerne beschritten hätte.
    »Wie verbleiben wir?« fragte er an der Ausgangstür Clara.
    »Ich lasse von mir hören, wenn mir Verhandlungen zweckdienlich erscheinen«, erwiderte sie.
    Auf einem hohen Roß sitzt die, wunderte sich innerlich Culldorf jun., gerade als ob sie Umsatzmillionärin wäre. Dasselbe sagte er kurze Zeit später seinem Vater, der dafür aber nur die Bemerkung übrig hatte: »Je hochnäsiger sie sich geben, desto weniger steckt dahinter. Die gehört uns schon.«
    Gerti Maier ließ, als sie zu Werner Ebert in die Redaktion kam, von der ersten Sekunde an keinen Zweifel daran, daß ihr mehr vorschwebte als nur die Besichtigung einer ihr bis dato unbekannten Arbeitsstätte. Bildhübsch wie eh und je, erschien sie in einer Kleidung, der es nicht an Signalwirkung fehlte. Sie steckte nämlich in einem Dirndl. Weiß der Teufel, wo sie es herhatte. Wahrscheinlich in

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