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Spiel der Herzen

Spiel der Herzen

Titel: Spiel der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Rettung für mich!«
    Er sollte sich böse irren.
    Als zwei Tage später Evelyn zur Begrüßung Werners an dessen Hals hing und ihn nicht mehr loslassen zu wollen schien, sprang alles, was sich in ihr an physischer Sehnsucht nach ihm aufgestaut hatte, rasch auch auf ihn über, und da es von der Diele zum Schlafzimmer nur wenige Schritte waren, bedeutete es keine Strapaze für ihn, sie hochzuheben und zu ihrem Bett zu tragen. Für Evelyn kündigte sich damit die rasche Erfüllung dessen an, wovon sie in den Wochen, die hinter ihr lagen, geträumt hatte, geträumt fast bis zur Unerträglichkeit, deren Grenze ohne das Gegenmittel der Selbstbefriedigung überschritten worden wäre.
    Evelyns Liebe zu Werner war eine aussichtslose Angelegenheit. Darüber gab sich Evelyn keinem Zweifel hin. Der Altersunterschied zwischen ihr und dem wesentlich jüngeren Werner gestattete ihr keine Illusionen. Sie würde ihn nie gänzlich für sich gewinnen können, das wußte sie. Er würde aus ihrem Leben wieder verschwinden. Trotzdem konnte diese Perspektive ihr momentanes Glück nicht schmälern. Sie dachte an heute und nicht an morgen. Jede Frau in ihrer Lage tut das gleiche.
    Werner lief im Bett Evelyns auch heute wieder zu großer Form auf, obwohl selbst dabei sein Schmerz um Clara nicht ganz zum Verklingen kam. Das war etwas ganz Normales bei ihm, denn er machte nicht den Fehler, Vergleiche zwischen dem Orgasmus anzustellen, den er nun wieder zusammen mit Evelyn erzielte, und dem Orgasmus, der im Zusammenwirken mit Clara zustande zu kommen pflegte. Es war etwas anderes, das ihn auch in den Armen Evelyns immer wieder an Clara denken ließ – seine Seele. Und dagegen war nichts zu machen. Schlechtes Gewissen hatte er trotzdem keines. Clara hatte ihm den Laufpaß gegeben, damit auch den Freipaß zu dem, was er mit Evelyn tat und noch mit vielen, vielen anderen tun würde. Das war der Blickwinkel, unter dem er sein Verhalten sah.
    Evelyn erlebte einen Taumel, der die von ihr ausgestoßenen Schreie der Lust länger und länger werden ließ, bis sie zusammenflossen zu einem anhaltenden, den Orgasmus begleitenden Geheule.
    Und dann kam der Moment, den sie als kalte Dusche empfinden mußte, obwohl er zu erwarten gewesen war. Werner sagte: »Bekomme ich jetzt die Adresse?«
    Für Evelyns Empfinden wurde dadurch der Liebesakt, der stattgefunden hatte, zu einem ›Geschäft‹ herabgewürdigt. Doch damit war, wie gesagt, zu rechnen gewesen. Schließlich hatte Evelyn selbst den Anstoß zu diesem ›Handel‹ gegeben. Trotzdem sagte sie: »Ich hatte gehofft, du würdest das vergessen.«
    »Nein«, erwiderte er ohne Hemmung, »das geht nicht; davon hängt zu vieles ab.«
    »Für dich?«
    »Für meinen Freund.«
    Das erleichterte sie wieder etwas.
    »Ich muß dir aber nicht sagen«, meinte sie, »daß ich mich dir, wenn du die Adresse von mir bekommst, in die Hand gebe? Mir könnte daraus enormer beruflicher Schaden entstehen.«
    »Wenn du mir zutraust, daß so etwas, von mir ausgehend, eintreten könnte, dann verzichte ich allerdings auf die Adresse.«
    Sie blickte ihn an.
    »Nein«, sagte sie dann, schlug die Decke zurück und stieg aus dem Bett, wobei sie hinzusetzte: »Ich habe sie dir aufgeschrieben, Moment, ich bringe dir den Zettel …«
    Nackt lief sie aus dem Schlafzimmer ins Wohnzimmer und zog irgendeine Schublade auf. Das konnte man hören. Im Liegen, dachte inzwischen Werner, sieht sie ja nackt noch prima aus, da gibt es nichts zu deuteln. Aber in der Senkrechte?
    Vor seinem Auge tauchte Claras Busen auf …
    Evelyn erschien wieder, mit dem Zettel in der Hand, den sie ihm, ehe sie erneut ins Bett stieg, überreichte. Werner las:
    Gertraud Maier, Martinstraße 16/3
    Werner wischte sich über die Augen, las noch einmal:
    Gertraud Maier, Martinstraße 16/3
    Das ist unmöglich, dachte er. Aber auch ein drittesmal las er:
    Gertraud Maier, Martinstraße 16/3
    Er hielt Evelyn den Zettel hin und sagte: »Das kann nicht stimmen.«
    »Was kann nicht stimmen?«
    »Diese Adresse.«
    »Die stimmt sehr wohl.«
    »Ausgeschlossen.«
    »Wieso ausgeschlossen?«
    »Weil ich die kenne.«
    »Ob du die kennst oder aber auch nicht – die Adresse stimmt!«
    In Werners Miene spiegelte sich absolute Verständnislosigkeit wider. Und noch einmal blickte er auf den Zettel, wobei er kopfschüttelnd sagte: »Das begreife wer will.«
    Evelyn beobachtete ihn und mußte plötzlich lachen.
    »Weißt du, wie du aussiehst?« fragte sie ihn.
    »Du würdest an meiner

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