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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

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fallen könnte.«
    Sofort löste sich die Spannung zwischen Valerie und der alten Frau. Valerie hängte sich dankbar an den Arm der Gräfinwitwe. Sir James jedoch war nicht so schnell versöhnt und starrte die Alte mißtrauisch an.
    Lucy stellte fest, daß es wohl an ihr sein würde, seine aufgestellten Federn zu glätten. »Kommen Sie, Sir James.
    Sie gehören jetzt zur Familie, und alles wird gut werden.«
    Sein Arm, auf den sie ihre Hand gelegt hatte, war steif, und seine Manieren waren noch steifer. »Valeries Patentante wird mir meinen niedrigeren gesellschaftlichen Rang niemals verzeihen«, sagte er bitter.
    »Ich glaube, das hat sie schon getan«, erwiderte Lucy.
    Sie blickte ihm fest in die Augen. »Ich frage mich, was in Ihrer Kindheit vorgefallen sein mag, das Sie veranlaßt hat, so sehr gegen die Adelserbfolge anzukämpfen und doch gleichzeitig an Ihrem höfischen Titel festzuhalten.«
    Lucy erwartete eine heftige Antwort. Zu ihrer Überraschung jedoch runzelte Sir James nachdenklich die Stirn.
    »Es ist seltsam, ich weiß. Und ich habe in letzter Zeit öfter darüber nachgedacht. Ich hätte eigentlich Sie heiraten sollen; Sie mit Ihrem schnellen Verstand und dem bescheideneren Titel«, sagte er ganz unverblümt. »Statt dessen habe ich mich in Valerie verliebt - die übrigens auch recht intelligent ist«, fügte er hastig hinzu. »Aber sie teilt nicht unsere besonderen Interessen, Ihre und meine.«
    Lucy schenkte ihm ein knappes Lächeln. »Vielleicht wird Ihr hervorragender Verstand durch Valeries gesellschaftliche Stellung aufgewogen, während ich als genauso lästig verschrien bin wie Sie.«
    Sir James grinste, und Lucy grinste zurück.
    Inzwischen waren sie im vorderen Salon angelangt, wo sie ihre offene Unterhaltung nicht weiter fortsetzen konnten. Doch Lucy wußte nun, daß sie in Sir James einen Freund gefunden hatte. Jeder Zweifel, den sie am Gelingen seiner und Valeries Ehe im Geheimen gehegt hatte, schwand. Obwohl die beiden für ein oberflächliches Auge nicht zusammenzupassen schienen, ergänzten sie einander gut.
    James hatte in Valerie ein völlig unverdorbenes Mädchen gefunden, das trotzdem eine Frau war. Ihre Persönlichkeit konnte er formen, ihr Gesicht und ihre Gestalt lieben. Valerie hingegen war, als mittleres Kind, in dem Lärm und Trubel einer großen Familie immer im Schatten gestanden. In James aber hatte sie einen ernst-haften, väterlichen Gatten gefunden, der ihr all seine Aufmerksamkeit schenkte.
    Diese seltsame Ehe würde gutgehen, davon war Lucy überzeugt.
    Hätte sie das doch auch von ihrer eigenen behaupten können ..

18
    »Wirklich, ich bin nicht krank«, protestierte Lucy.
    Valerie betrachtete sie zweifelnd. »Du bist blaß und hast keinen Appetit.« Sie wollte ihre Hand auf Lucys Stirn legen, doch diese duckte sich darunter hinweg.
    »Es geht mir ausgezeichnet«, behauptete sie. »Das kommt nur von den vielen Veränderungen in meinem Leben, von der Heirat, dem neuen Heim.«
    »Und von einem abwesenden Ehemann?« fragte Valerie sanft.
    Lucy schnitt eine Grimasse. Die beiden Frauen saßen auf einer Bank im Garten und schauten dem Sonnenun-tergang zu. Heute waren es sieben Wochen, daß Lucy nach Westcott Manor gekommen war. Sieben Wochen und sechs Tage seit ihrer Hochzeit mit Ivan.
    Sieben Wochen und fünf Tage, seit sie ihren Mann zuletzt gesehen hatte.
    Zum Glück waren Valerie und Sir James da, sonst wäre sie verrückt geworden, Rückgrat hin oder her.
    Trauer, Zorn, niederdrückende Verzweiflung - all diese Gefühle hatte Lucy durchlebt, abwechselnd und gleichzeitig. Sie empfand den heftigen Wunsch, Ivan zu erwürgen. Und sie wollte ihn gleichzeitig festhalten und nie wieder gehen lassen. Sie wollte, daß dieses schreckliche Warten endlich aufhörte.
    Doch am allermeisten wünschte sie, daß niemand bemerkte, was sie selbst schon länger vermutet hatte: daß sie schwanger vvar.
    Jedesmal, wenn sie daran dachte, setzte ihr Herz aus.
    Ihr Kind - und Ivans. So sehr sie sich darüber freute, so traurig machte es sie auch. Denn Ivan schien sie hier auf dem Land vergessen zu haben. Sie fürchtete, daß er, sobald er von ihrem Zustand erfuhr, noch weiter weg flüchten würde.
    »Wie geht es mit James' Artikel vorwärts?« fragte sie, um Valeries Aufmerksamkeit von sich abzulenken.
    Valerie strahlte. »Er arbeitet gerade daran. Übermorgen fahren wir nach London, damit er ihn dem Heraus-geber des ›Hastings Journal zur Erforschung des menschlichen Gehirns‹ für die

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