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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Lady Mawbey und zeigte ihre kürzlich erfolgte Heirat an. Die Jungvermählten baten, Lady Westcott in Dorset aufsuchen zu dürfen.
    Besonders diese Zeilen versetzten Lucy in Aufregung.
    Nur wenn Valerie mit Ivan gesprochen hatte, so sagte sich Lucy, konnte sie wissen, daß sie und Lady Westcott nach Dorset gingen. Das bedeutete, daß Ivan sie irgendwo getroffen haben mußte.
    Hieß das nun, daß er auch nach Dorset kommen wollte?
    Lucy hatte danach weder essen noch schlafen können, so sehr beschäftigte sie diese Frage.
    Nun saßen Lady Westcott und Lucy einander in der Reisekutsche gegenüber. »Sie werden eine eigene Zofe brauchen«, sagte Lady Antonia, während das langsame Gefährt die Straße entlangholperte. Sie hatten Guilford hinter sich gelassen und befanden sich nun auf der Straße nach Winchester, wo sie die Pferde wechseln wollten, um danach bei Stockbridge den Fluß Test zu über-queren. »Ich habe zwei Mädchen unter meinem Personal, die in Frage kämen.«
    »Können sie lesen und schreiben?« fragte Lucy, die gleichgültig auf die Landschaft hinausstarrte.
    »Ich beschäftige grundsätzlich keine Dummköpfe, Miss Drysdale ...«
    Lady Westcott unterbrach sich, als Lucy ihr einen her-ausfordernden Blick zuwarf. Lucy war nicht länger Miss Drysdale, sondern die Gräfin von Westcott. Und obwohl es das war, was die alte Frau gewünscht hatte, schien Antonia sich in diesem Augenblick nicht gern daran zu erinnern.
    Lucy fürchtete, daß sie und Ivans Großmutter wohl nie besonders gut miteinander auskommen würden. Die schlimme Szene im Schlafzimmer am Hochzeitstag schien diese Befürchtung zu bestätigen. Die Gräfinwitwe war nicht die Person, die sich ohne weiteres die Macht entwinden ließe. Andererseits hatte Lucy nicht die Absicht, sich vor der schwierigen alten Frau in den Staub zu werfen. Die beiden Augenpaare blickten sich frostig an.
    »Ich beschäftige nur die Besten«, fuhr Lady Westcott plötzlich fort, »sei es Zofe, Weißnäherin oder Schneiderin.«
    »Ich werde mich bemühen, mir das zu merken. Allerdings konnte es einige Zeit dauern, bis ich mich daran gewöhne, keine altjüngferliche Gouvernante, sondern eine verlassene Gräfin zu sein.«
    Lucy, die sich über ihre eigenen mitleidheischenden Worte ärgerte, wandte sich ab und blickte aus dem Fenster. Aber es stimmt ja, dachte sie, in den Augen der Welt bin ich eine mitleiderregende Figur.
    Lady Westcotts schwere seidene Röcke raschelten, als sie auf ihrem Sitz rückte. »Sie sind nicht verlassen. Es sei denn, Sie betrachten sich selbst als verlassen.«
    Sehr direkte, jedoch in einem versöhnlichen Ton vor-getragene Worte. Lucy sah sie von der Seite an. »Ich fahre ohne meinen Ehemann meinem neuen Heim entgegen, und ich habe keine Ahnung, wann und ob er mich dort aufsuchen wird. Wie sollte ich mich da nicht als verlassen betrachten?«
    »Er ist abgereist, um seine Kusine aufzuspüren, wie es seine Pflicht ist. Außerdem hätte ich Ihnen genug Rückgrat zugetraut, um nicht gleich bei der ersten Schwierigkeit aufzugeben.«
    »Haben Sie mich deshalb für Ivan ausgesucht? Wegen meines Rückgrats?«
    Die alte Frau sah Lucy herausfordernd an. »So war es.
    Ich hoffe, daß ich mich nicht in Ihnen getäuscht habe.«
    Lucy schaute weg. Bisher hatte sie immer reichlich Rückgrat bewiesen. Aber seit sie sich verliebt hatte, schien dieses Rückgrat geschmolzen zu sein. Aber das brauchte Lady Antonia nicht zu wissen.
    Lucy setzte sich gerade, biß die Zähne zusammen und reckte das Kinn vor. »Seien Sie versichert, daß ich meine Verpflichtungen als Gräfin von Westcott so ernst nehmen werde, daß niemand Zweifel an mir haben kann. Weder Sie noch mein abwesender Ehemann.« Dann schloß sie die Augen und lehnte sich zurück, um die lange, unglückselige Reise nach Dorset zu überstehen.
    Mit Einbruch der Dämmerung kamen sie vor dem Familiensitz an. Die sinkende Sonne tauchte die Westfas-sade des Hauses in rötliches Gold. Es war ein hübsches Gebäude aus Portlandsteinen mit fünf stattlichen Gie-beln an der Fassade und genügend Fenstern, um einen Trupp von Fensterputzern rund ums Jahr in Atem zu halten. An den Wänden rankte sich Efeu empor und verlieh dem Haus, das ansonsten schmucklos war, ein gemütliches Aussehen. Mit seinen zweieinhalb Stockwerken erhob es sich nicht sehr hoch über den Boden.
    Es wirkte insgesamt nicht halb so prunkvoll, wie Lucy erwartet hatte.
    Dieser Eindruck änderte sich jedoch schlagartig, sobald man das Haus betreten

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