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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

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einen Spaß gemacht.
    »Kein Wunder, daß Sie noch unverheiratet sind«, bemerkte Lady Westcott, »Sie gehören nicht zur zuk-kersüßen Sorte, wie?«
    »Ich fürchte, nein«, erwiderte Lucy lächelnd, »aber bitte geben Sie dafür nicht meiner Mutter die Schuld.«
    Sie warf Lady Irene einen tröstenden Blick zu. »Sie hat sich redlich bemüht, mich mit allen weiblichen Tugenden auszustatten. In den meisten Bereichen war sie dabei erfolgreich, doch ich muß gestehen, daß ich einige ihrer Lektionen nicht verinnerlicht habe.«
    »Meine Schwester hatte durchaus Heiratsangebote, Lady Westcott. Gute Angebote«, warf Graham ein, »doch sie hat noch keinen Mann gefunden, der ihr gefällt.«
    Lucy sah ihn mitleidig an. »Mylady, wenn er ganz aufrichtig wäre, hätte er ihnen erzählt, daß ich jedesmal die eine oder andere Ausrede gefunden habe, diese Anträge abzulehnen. Es hat ihn fast zur Verzweiflung gebracht.
    Doch ich blieb, wie Sie mich sehen: unverheiratet, jetzt und wohl auch in Zukunft.«
    »Und dieser Zustand befriedigt Sie?«
    Lucy musterte die Gräfinwitwe. Klein war sie, wie ein Spatz, jedoch mit dem glänzenden Gefieder eines Raben und dem scharfen Blick eines Falken, und Lucy fragte sich, aus welchen Gründen die alte Dame es gerade auf sie abgesehen hatte.
    Die Antwort war ihr plötzlich klar. Lady Westcott war gewiß auf der Suche nach einer Frau für ihren Enkel, den neuen Grafen. Doch weshalb sollte sie dabei eine alte Jungfer ohne Titel oder großes Vermögen ins Auge fassen? Allein aufgrund seines Reichtums konnte der Graf sich doch die beste Partie aussuchen. Nahm man noch seine Titel hinzu, so mußte er der noblen Gesellschaft wie das Wunschbild eines Bräutigams erscheinen.
    Doch dann kam Lucy ein schlimmer Verdacht. Wenn seine Großmutter sogar alte Jungfern wie sie in Betracht zog, so mußte irgend etwas mit dem jungen Mann nicht stimmen. Und das mußte mehr sein, als nur der Makel seiner unehelichen Geburt mit einer Zigeunerin als Mutter, denn darüber wußte schließlich alle Welt Bescheid.
    Und alle Welt würde ihm diesen Makel verzeihen, nun, da er der Graf von Westcott war. Es mußte noch etwas anderes im Spiel sein.
    »Ich fühle mich ganz wohl«, antwortete Lucy schließ-
    lich. »Ich habe meine Bücher und meine Brieffreund-schaften. Wahrscheinlich habe ich schon zu feste Gewohnheiten entwickelt, um mich jetzt noch den Wünschen eines Mannes unterzuordnen.«
    Wieder musterte Lady Westcott sie lange. Lucy fühlte sich unter diesem sezierenden Blick ziemlich ungemütlich - ein Zustand, an den sie nicht gewöhnt war und der ihr überhaupt nicht gefiel.
    Es war Lucys Mutter mit ihrem Drang, keine Pausen in der Konversation entstehen zu lassen, die sie erlöste.
    »Lady Westcott«, sagte sie ehrerbietig, »wenn ich mir die Kühnheit erlauben dürfte, zu bemerken, daß meine alte-ste Enkelin, Miss Prudence Drysdale, obwohl noch ein Schulmädchen, eine ausgezeichnete Musikerin ist. Wünschen Sie, daß sie Ihnen - äh, uns - ich meine, der geschätzten Gesellschaft hier - etwas vorspielt...«
    Mit einer nachlässigen Handbewegung unterbrach La-dy Westcott sie. »Aber ja, natürlich. Lassen Sie das Mädchen spielen.«
    Alle ließen sich nieder, doch noch immer fühlte Lucy sich unter Lady Westcotts scharfer Beobachtung.
    Lucy setzte sich in der Nähe der Kinder auf einen ein-fachen Stuhl, so daß sie sie im Auge behalten konnte, während Prudence spielte. Trotzdem rutschte sie selbst weit unruhiger auf ihrem Stuhl hin und her als die Kinder. Als Prudence ihre simple Version einiger beliebter Menuette heruntergespielt hatte und die kleineren Kinder weggeschickt worden waren, um ihren Tee separat einzunehmen, war Lucy zu der Überzeugung gelangt, daß sie noch nie zuvor einer so starken Persönlichkeit begegnet war wie Antonia Thornton, Gräfinwitwe von Westcott.
    »Lady Westcott ist eine alte Freundin«, bemerkte Lady Fordham und nahm damit die Konversation wieder auf.
    Sie bedeutete dem Dienstmädchen, das Teeservice vor ihr abzustellen.
    »Ja, eine sehr alte Freundin«, gab die ehrwürdige Dame zurück. »Alt genug, um sich ein paar Exzentritäten zu erlauben, nicht wahr, Gladys?«
    »Aber natürlich, meine Liebe ...«
    »Dann wird es dir nichts ausmachen, wenn ich Miss Drysdale bitte, den Tee auszuschenken. Miss Lucy Drysdale«, sagte sie nachdrücklich, als Graham sich erwartungsvoll vorbeugte.
    Lucy unterdrückte ihren Ärger über ihren wichtigtue-rischen Bruder. Hatte er erwartet, eine Dame

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