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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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jetzt nicht alleine sein.«
    »Unfug. Sie ist jung und kräftig und hat keine Blutun-gen mehr. Was sie jetzt braucht, ist Schlaf.«
    »Ihr Herz ist gebrochen«, insistierte die Hebamme.
    »Ich werde bei ihr bleiben.« Der Ton der Gräfinwitwe ließ keine Einwände zu. Ein wenig beleidigt nahm der Arzt seine Tasche und ging. Die Hebamme folgte ihm, doch vorher beugte sie sich noch über Lucy und flüsterte ihr zu: »Halten Sie Ihren Schmerz nicht zurück, Mylady. Trauern Sie um Ihren kleinen Jungen. Gott hat ihn zu sich geholt, weil er ihn mehr brauchte als Sie. Ich weiß, daß das jetzt alles schrecklich für Sie ist, aber Gott wird Ihnen seinen Segen auf andere Art und zu einer anderen Zeit erteilen.«
    Lucy nickte zwar, aber sie konnte den Worten der gutmütigen Frau keinen Glauben schenken.
    Die Lichter wurden gedämpft, die Tür schloß sich hinter dem letzten Dienstmädchen, und Stille senkte sich über den Raum.
    Lucy fühlte sich ausgelaugt, und jede Bewegung tat ihr weh. Trotzdem drehte sie sich auf den Rücken, so daß sie Antonia anschauen konnte. Das Gesicht der alten Frau war von fahlem Grau. Nie hatte Lady Antonia älter oder gebrechlicher ausgesehen als jetzt. Lucy erschrak.
    »Sie brauchen nicht länger bei mir zu sitzen. Gehen Sie doch zu Bett«, sagte sie und tätschelte ihre Hand. »Der Doktor hatte recht.«
    Die alte Frau starrte Lucy ins Gesicht, und in ihren Augen stand ein Kummer, der hinter dem Lucys nicht zurückstand.
    »Es tut mir leid, Kind«, flüsterte Antonia. Langsam schüttelte sie den Kopf, als wäre er zu schwer für ihren gebrechlichen Körper. »Es tut mir so leid.«
    »Ich weiß«, antwortete Lucy. »Aber wir können nicht ändern, was geschehen ist. Hier bei mir zu sitzen mit Ihrem Kummer, davon wird auch nichts besser. Gehen Sie schlafen. Sie brauchen Ruhe.«
    Antonia nahm wieder Lucys Hand. »Machen Sie sich > keine Sorgen um mich. Ich werde einfach noch ein wenig hier sitzen bleiben. Nur noch ein Weilchen.«
    Ivan stand in der Halle und starrte die breite Treppe hinauf. Er war eben angekommen, nachdem er in selbst-mörderischem Tempo von der Stadt hierher geritten war.
    Er war zunächst wütend, als er Lucys Nachricht erhalten hatte, sie sei wegen einer Erkrankung seiner Großmutter nach Dorset abgereist. Doch als er nun ins Haus stürmte, kamen eben der Arzt und die Hebamme aus der Tür.
    Und jetzt blickte er starr vor Schreck die Treppe hinauf. Irgendwo da oben war Lucy. Seine Frau, die seinen Trost brauchte. Die Vorstellung, sie so hilflos und tod-traurig zu wissen, wie die Hebamme sie ihm beschrieben hatte, schien ihn zu versteinern.
    Da stand er; er wußte, daß er zu ihr eilen, sie in seine Arme schließen und sich darin ausweinen lassen sollte.
    Aber er tat nichts dergleichen. Seine Beine zitterten zu sehr, um die Treppe zu bewältigen. Seine Hände bebten zu heftig, als daß er seine Frau damit hätte streicheln können. Und er schwitzte wie einer, dem der Galgen bevorstand.
    Außerdem würde Lucy ihn sowieso nicht sehen wollen, redete er sich ein. Sie brauchte jetzt den Trost einer Frau - aber nicht den seiner Großmutter. Die hatte schließlich keine Ahnung davon, wie man jemanden trö-
    stete. Lucy brauchte ihre Mutter. Warum zum Teufel war Lady Irene nicht hier?
    Eine Bewegung im Schatten der Stufen unterbrach seinen Gedankengang. Es war Derek, Lucys Neffe, und er schien geweint zu haben. Ängstlich blickte der Junge zu Ivan auf und wischte sich das nasse Gesicht mit dem Ärmel ab. »Ist - ist mit Tante Lucy wieder alles in Ordnung?«
    Ein Hauch von Furcht, von Trauer und Selbstverach-tung durchschauderte Ivan. Mühsam antwortete er: »Es geht ihr besser.«
    Erleichterung zeichnete sich auf Dereks Gesicht ab.
    Dann runzelte er die Stirn. »Und was ist - was ist mit dem Baby?«
    Ein stechender Schmerz, anders als alles, was er bisher gekannt hatte, drohte Ivans Brust zu zerreißen. Das Baby.
    Sein Baby. Sein und Lucys Baby.
    »Das Baby hat es nicht geschafft.«
    Derek ging auf Ivan zu. Seine Schritte hallten dumpf in dem leeren Raum. Das trübe Licht einer Wandlampe, die immer noch brannte, ließ ihn jünger aussehen, als er war, und gleichzeitig irgendwie älter und weiser als Ivan selbst.
    Der Junge streckte seine Hand aus, und Ivan ergriff sie.
    »Es tut mir leid um euer Baby. Lucy wäre eine sehr gute Mutter gewesen.« Seine dünne Stimme brach, und Trä-
    nen traten in seine Augen. »Sie ist immer gut zu mir. Und gerecht.«
    Ivan war es, als zerbräche etwas in

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