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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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waren nicht mehr so eisig. Ivan schaute sie an, betrachtete die zarten schwarzen Bögen, die ihre Wimpern auf den Wangen zeichneten, und das Gewirr von Haaren, die über das Kissen gebreitet waren.
    Er machte sich Vorwürfe. Bisher war er ein Ehemann der übelsten Sorte gewesen, hatte seine Frau vernachlässigt und sie schlecht behandelt. Doch er wollte sich ändern - er wollte seine Frau glücklich machen.
    Aber was, wenn Lucy sich immer noch Kinder wünschte?
    Er fröstelte. Nicht, daß er keine Kinder mochte. Er war selbst überrascht von der Erkenntnis, daß er sich ein Leben mit Kindern vorstellen konnte. Aber er dachte an Lucy, die sich vielleicht wieder diesem Kummer und gewiß wieder diesen Schmerzen aussetzen mußte. Viele Frauen starben im Kindbett.
    Wieder schauderte er. Der Gedanke, Lucy wieder in solcher Gefahr zu wissen, war unerträglich.
    Von der Tür erklang ein leises Pochen. Doch es war weder ein Dienstmädchen, noch der kleine Derek, der durch einen Spalt hereinblickte. Es war Ivans Großmutter, und bei ihrem Anblick verfinsterten sich seine Züge.
    »Wie geht es ihr?« fragte Lady Antonia, ohne sich in das Zimmer zu wagen.
    Ivan erhob sich und ging auf sie zu.
    »Es scheint ihr besser zu gehen, was nicht Ihnen zu verdanken ist«, zischte er. »Was haben Sie sich dabei gedacht, sie in ihrem Zustand herzuzitieren? Verflucht, haben Sie je in Ihrem Leben auf jemanden Rücksicht genommen?«
    Es war seltsam, nach so vielen Jahren endlich zu sehen, daß er sie getroffen, ja verletzt hatte. Diese Erkenntnis fachte seine Wut noch weiter an.
    »Sie haben sie herbestellt, und jetzt hat sie das Kind verloren, das Sie sich so sehr gewünscht hatten. Aber vielleicht wollten Sie das Kind gar nicht, vielleicht wollten Sie überhaupt nicht, daß ich heirate und für einen Erben sorge. Vielleicht wollten Sie in Wirklichkeit nur einen weiteren Menschen, den Sie unglücklich machen konnten. Jemand, den Sie quälen konnten. Nun, Madam, betrachten Sie das Ergebnis Ihrer Taten.«
    Ivan wies auf das Bett, wo Lucy lag, seine süße Lucy, die nichts von all dem Elend verdient hatte, das über sie gekommen war. Seine Hand begann zu zittern und ballte sich zur Faust.
    »Sie haben mein Kind getötet. Sie haben beinahe meine Frau getötet. Sind Sie nun zufrieden? Werden Sie jemals zufrieden sein?!«
    Lucy erwachte und hörte Ivans letzte Worte. Sie war benommen und fühlte sich so schwer, als drücke ein Gewicht sie in die Laken. Etwas stimmt nicht, dachte sie zuerst, doch dann erinnerte sie sich, wo sie war und was geschehen war. Trauer überkam sie.
    Ihr Kind war tot, und Ivan gab seiner Großmutter die Schuld.
    »Nein«, krächzte sie mit brüchiger Stimme. Ivan hörte sie und sah sofort zu ihr herüber. Lucy konnte seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen, denn seine Gestalt zeichnete sich scharf im Gegenlicht ab. Als Ivan Lucy antwortete, war seine Stimme, die eben noch grausam schneidend gewesen war, ganz sanft. Sein Gesicht war müde und doch hoffnungsvoll. Und Lucy freute sich so, es zu sehen.
    »Wie fühlst du dich? Kann ich etwas für dich tun?«
    Lucy schaute zu ihm hinauf. »Gib ihr nicht die Schuld, Ivan, ich bitte dich! Sie kann nichts dafür.«
    Ivan schüttelte ablehnend den Kopf. »Verteidige sie nicht, Lucy. Du kennst sie nicht so gut wie ich. Als sie hörte, du seist schwanger - mit ihrem Erben -, wollte sie dich hier haben. Sie hat dir geschrieben, und du bist gekommen.«
    »Ja, sie hat mir geschrieben. Aber sie hat mich nicht herbefohlen. Ich bin gekommen, weil sie krank war.«
    »Und das hat sie vorausgesehen.« Ivan unterbrach sich mit einem Fluch und fuhr dann fort: »Ich möchte nicht, daß du jetzt darüber nachdenkst, Lucy. Wenn du wieder gesund bist, werden wir ausreichend Zeit haben, über alles zu sprechen. Bis dahin . . .« Er drehte sich um und warf seiner Großmutter, die immer noch, schwer auf ihren Stock gestützt, in der Tür stand, einen kalten Blick zu. »Bis dahin«, befahl er der Gräfinwitwe, »werden Sie Abstand von meiner Frau halten.«
    »Ivan, nein«, bat Lucy.
    Ivan achtete nicht auf sie. Er starrte seine Großmutter an, bis diese sich umdrehte und langsam davonhumpelte. Eine alte, geschlagene Frau, die er endlich besiegt hatte. Mit metallischem Klicken fiel die Tür ins Schloß.
    »Du darfst ihr nicht die Schuld geben«, sagte Lucy.
    Ivan wollte nichts davon hören. »Sie verdient deine Sorge nicht. Ich möchte nicht, daß du dich weiter mit ihr abgibst.«
    »Aber Ivan

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