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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Krampf sie durchzuckte und schwindeln ließ.
    Dereks Besorgnis wurde zu Angst. Er sprang zu Lady Antonia hinüber, die in ihrem Lehnstuhl saß, das Gesicht der sanften Nachmittagssonne zugewandt, und gerade eingenickt war. »Lady Westcott! Helfen Sie ihr, bitte helfen Sie ihr!«
    »Gott im Himmel - wem denn helfen?« rief die alte Frau aufschreckend. »Ach, Lucy. Brauchen Sie Hilfe, mein Kind?«
    Ein kühler Schauder überlief Lucy. »Vielleicht - vielleicht sollte ich in mein Zimmer zurückgehen. Wenn ich mich ein wenig hinlege ...«
    Als es dunkel wurde, begann Lucy das Schlimmste zu fürchten. Die Übelkeit hatte aufgehört, dafür hatten schwere Bauchkrämpfe eingesetzt. Lady Antonia hatte nach dem Arzt und nach der Dorfhebamme geschickt.
    Derek war aus dem Krankenzimmer verbannt worden, doch Antonia wich nicht von Lucys Seite.
    Lucy war für die Gegenwart der alten Dame dankbarer, als sie es in diesem Augenblick ausdrücken konnte.
    Hier war ein Mensch, der sich, aus welchen Gründen auch immer, genauso um das Baby in Lucys Körper kümmerte wie sie selbst. Und dieser Mensch würde genauso trauern, wenn dem Baby etwas zustoßen würde ...
    »Werde ich es verlieren?« flüsterte Lucy. Sie konnte ihre Angst einfach nicht mehr verschweigen. Der Schmerz in ihrem Leib war nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den sie bei dem Gedanken an eine so schreckliche Möglichkeit empfand.
    »Wir wissen es nicht. Wir können nicht gewiß sein«, antwortete Antonia und drückte Lucys Hand mit erstaunlicher Kraft. Mit leiser Stimme fügte sie hinzu: »Ich habe nach Ihrer Mutter geschickt.«
    Lucy schloß die Augen und drehte das Gesicht weg.
    Kalte Furcht kroch in ihr Herz. Wenn die Gräfinwitwe nach Lady Irene geschickt hatte, mußte es schlimm stehen. Aber es gab jemanden, den sie noch mehr brauchte als ihre Mutter. Sie brauchte Ivan.
    »Kein Grund zur Panik, Lady Westcott«, sagte der Arzt und bemühte sich, ermutigend zu klingen. »So schmerzhaft das für Sie ist - Sie sind noch jung und werden andere Kinder haben.«
    »Nein«, flüsterte Lucy und verstummte. Nein, ich bin nicht mehr jung und es wird keine anderen Kinder geben. Ivan wollte dieses Kind nicht, und er wird Vorkehrungen treffen, damit es nicht zu einer neuen Schwangerschaft kommt.
    Plötzlich wurde sie von einem ungeheuren Krampf, einem reißenden Schmerz erfaßt, der nur noch Platz ließ für den Wunsch, die nächsten Sekunden zu überleben.
    Etwas Nasses sickerte zwischen ihren Schenkeln hervor und Lucy erkannte mit Grauen, daß es das Lebensblut ihres Kindes sein mußte. In diesem Moment wäre sie am liebsten mit ihrem Kind gestorben.
    Sie hatte sich dieses Baby so sehr gewünscht. Sie hatte es lieben und beschützen wollen. Sie hatte gehofft, Ivan lehren zu können, das Baby zu lieben. Doch dieser schö-
    ne Traum war ausgeträumt, war zerrissen in den wütenden Krämpfen, ertrunken in dem warmen Blut, das unter ihr eine Pfütze bildete und in die Laken sickerte.
    Der Arzt und die Hebamme arbeiteten gemeinsam, um sie zu säubern und die Blutung zu stillen. Antonia rührte sich nicht vom Bett weg und ließ Lucys Hand keine Sekunde lang los. Dienstmädchen eilten in dem überheizten Raum hin und her, brachten heißes Wasser und saubere Lappen, trugen blutige Laken und Hand-tücher weg, und dann, irgendwann gegen Mitternacht, auch das winzige verhüllte Bündel, das Lucys Kind gewesen war.
    Lucy wußte, was es war, da die Hebamme es so re-spektvoll hielt, es so bedauernd anblickte und dann Lucy mit Tränen in den Augen anschaute.
    Wieder schloß Lucy die Lider und wandte ihr Gesicht ab. Der Schmerz - der körperliche Schmerz - war vorü-
    ber. Doch nun meldete sich ein neuer Schmerz, gebildet aus Leere und Verlust. Lucy hatte das Kind verloren, dieses neue kleine Leben, das sie und Ivan geschaffen hatten. Doch sie wußte, daß sie damit auch die letzte kleine Chance auf Ivans Zuneigung verloren hatte.
    Die Trauer breitete sich in Lucy aus, füllte jeden Winkel ihres Seins und nahm ihr fast die Luft zum Atmen. Es wäre an der Zeit gewesen, zu weinen und all den Gefühlen in ihrem Inneren freien Lauf zu lassen. Doch es kamen keine Tränen, obwohl ihr Körper von stummem Schluchzen erschüttert wurde. Sie ließ Antonias Hand los und drehte sich zur Wand.
    »Sie braucht jetzt Ruhe«, sagte der Arzt. »Jetzt fühlt sie sich schrecklich, aber in ein paar Tagen wird es ihr besser gehen.«
    »Jemand sollte bei ihr bleiben«, widersprach die Hebamme. »Sie darf gerade

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