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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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schrecklich leid, obwohl sie wußte, daß es so am besten war.
    »Sie haben zu schnell gespielt«, meinte Lady Westcott anklagend. »Vielleicht wäre ein Walzer besser.«
    »Nein!« rief Valerie. Alle starrten sie an, denn dies war das erste Mal seit ihrer Ankunft, daß Valerie sich mit einem heftigen Wort bemerkbar gemacht hatte.
    »Nein«, fuhr sie stammelnd fort, »ich könnte doch spielen und - und Miss Drysdale könnte mit - mit dem Grafen tanzen?«
    »Ich glaube nicht«, begann Lucy.
    »Was für ein guter Einfall.«
    Lucy, aufgeschreckt von dem Einwurf des Grafen, starrte Ivan an. »Ich glaube nicht«, wiederholte sie.
    Doch ihre Zuversicht, dieser unangenehmen Situation entgehen zu können, schwand, als sie das boshafte Glitzern in seinen Augen bemerkte. Seine nächsten Worte bestätigten ihre Vermutung.
    »Als Anstandsdame von Lady Valerie haben Sie ihr alle gesellschaftlichen Regeln beizubringen. Und eine davon lautet, daß es äußerst ungezogen ist, eine höfliche Aufforderung zum Tanz abzulehnen.«
    »Ja, aber ... Wir befinden uns zur Zeit nicht in Gesellschaft.«
    »Aber Sie haben geübt, wie man tanzt. Also gehen Sie jetzt mit gutem Beispiel voran, Miss Drysdale!« Er stellte sich vor sie und verbeugte sich. »Bitte erweisen Sie mir die Ehre dieses Tanzes.«
    Lucy runzelte die Stirn und hoffte, dadurch den Aufruhr, der in ihrer Brust tobte, nach außen verbergen zu können. Warum tat er das? Und weshalb reagierte sie wie ein dummes, verschämtes Mädchen? Sie hatte ihre Saison gehabt, zwei sogar, um genau zu sein. Sie hatte mit einer Anzahl von Grafen getanzt, einmal mit einem Marquis und zweimal mit einem Herzog. Sogar der Neffe des Königs hatte mit ihr getanzt und ihr anschließend ein Glas Punsch gebracht. Warum also verstörte dieser Graf sie so sehr?
    Weil er sich nicht an die Regeln hielt. Weil er keinem der Männer glich, denen sie bisher begegnet war - weder was seine Herkunft betraf, noch in seinem Aussehen und Betragen. Und das war auch der Grund, weshalb so viele junge Damen schmachtend vor ihm zergingen. Es war etwas Wildes und Gefährliches um ihn, das die Frauen zu ihm hinzog wie die Motten zur Flamme.
    »Nun gut«, murmelte sie und empfand dabei mehr Ärger über sich selbst als über ihn. Sie strich ihre Röcke glatt und warf den Kopf in den Nacken. »Was können Sie spielen, Lady Valerie?«
    »Was Sie wollen, Miss Drysdale. Vielleicht ein Menuett?«
    »Wie wäre es mit einer Polka?« fragte Ivan, ohne den Blick von Lucys Gesicht zu lassen.
    »Ich kenne die ›Frederika‹«, bot Valerie an.
    »Vorzüglich.«
    Valerie ließ sich am Klavier nieder, während Lady Westcott sich auf eine rote Damastcouch zurückzog. So standen nun Lucy und Ivan in der Mitte des Raumes, zwischen sich einen Abstand von Armeslänge. Während Ivan ein selbstzufriedenes Lächeln zur Schau trug, unterdrückte Lucy mühsam ein Stöhnen. Eine Polka. Das bedeutete, daß er sie während des ganzen Tanzes im Arm halten würde und sie ihm ins Gesicht sehen mußte.
    Das war ganz und gar nicht, was sie geplant hatte.
    Aber sie würde es schon schaffen, redete sie sich ein. Sie würde mit ihm ein paar Runden durch den Raum drehen, und dann würde es vorbei sein. Anscheinend meinte er, jede Frau erobern zu müssen, die ihm über den Weg lief. Aber bei ihr sollte er sich gründlich getäuscht haben.
    Sie holte tief Luft und bemerkte dabei, daß Ivans Blick für den Bruchteil einer Sekunde zu ihren Brüsten wanderte. Ihre Zuversicht verließ sie. Als ihre Augen sich wieder trafen, war ihr die schreckliche Wahrheit bewußt, und sie fürchtete, daß ihr diese Wahrheit ins Gesicht geschrieben stand. Er konnte sie erobern, und das ohne die geringste Mühe.
    Ivan reichte ihr seine linke Hand, und Lucy, verunsichert bis ins Mark, legte ihre Rechte hinein. Sie strengte sich an, keine Reaktion zu zeigen, und redete sich gut zu, daß schließlich der Stoff seiner und ihrer Handschuhe eine direkte Berührung verhindere. Dann legte seine rechte Hand sich auf ihre Taille, der Tanz begann und Lucy war verloren.
    Ivan tanzte sehr gut, was Lucy kaum überraschte.
    Doch es steckte mehr dahinter als die korrekten Schritte zur Musik. Es lag etwas Verführerisches, Sinnliches in seinen Bewegungen, das sich Lucy mitteilte, so daß sie selbst tanzte wie noch nie zuvor. Sie wirbelten in dem schnellen Dreivierteltakt durch den Salon, bis Lucys Herz raste und ihre Wangen glühten.
    »Das Tanzen steht Ihnen gut«, murmelte Ivan ihr ins Ohr.
    »Welch

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