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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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und höchst zufrieden mit dem Unheil, das er angerichtet hatte. Lucy wußte, daß er sie nicht so einfach davonkommen lassen würde.
    »Sie sagen, Miss Drysdale, daß Sie meine Entschuldigung annehmen, doch aus Ihrer Stimme höre ich noch deutlich eine Irritation heraus. Daher bitte ich um Gelegenheit zur Wiedergutmachung. Als Zeichen meiner Reue würde ich Sie und Lady Valerie morgen vormittag gerne ausfahren.«
    »Das ist wirklich nicht nötig.«
    »Valerie muß anfangen, sich zu zeigen.« Das kam von Lady Westcott. Mit einem Blick warnte sie Lucy, sich ihrem Willen entgegenzustellen. »Es wird gut für sie sein, wenn sie sich sehen läßt. Man wird anfangen, über die neue Schönheit zu reden, die in der Stadt weilt. Und sorgen Sie dafür, daß sie etwas Blaues trägt«, endete sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    Lucy biß die Zähne zusammen. »Sehr wohl. Doch während Lord Westcott sie ihren künftigen Verehrern vorführt, würde ich ihr gerne ein wenig geistige Anregung bieten.«
    »Geistige Anregung?« fragte Lady Westcott wachsam.
    »Was verstehen Sie darunter?«
    »Es findet eine Vorlesungsreihe statt über den menschlichen Intellekt und die Einflüsse, die auf die Erziehung junger Menschen einwirken. Diese Vorlesungen würde ich gerne mit ihr besuchen.«
    Zu Lucys Überraschung war Lady Westcott einverstanden. Es hatte sogar den Anschein, als lächelte sie zustimmend, was Lucy aber ziemlich unwahrscheinlich fand.
    Auch um Ivans Lippen spielte ein leichtes, überhebliches Lächeln, als wolle er andeuten, daß alles genau nach seinen Plänen liefe. Doch das würde es nicht, dafür wollte Lucy sorgen. Sollte er morgen nur seine Launen an ihr austoben, Valerie würde sich dadurch lediglich noch weiter vor ihm zurückziehen.
    Und in der Zwischenzeit würde Lucy, mit Hilfe von Sir James, die leicht beeindruckbare Valerie über eine har-monische Beziehung zwischen Eheleuten aufklären, eine Beziehung, die, wenn nicht auf Liebe, so jedenfalls auf Respekt gegründet war; eine Beziehung, die nicht wegen Geld oder Titeln eingegangen werden sollte.
    Sie schob ihre Hand unter Valeries Arm und verließ mit ihr den Raum, nachdem sie vor Lady Westcott einen artigen Knicks gemacht und Ivan höflich zugenickt hatte.
    Doch später, als sie die Tür zu ihrem Zimmer hinter sich zugemacht hatte, lehnte sie sich gegen das dicke Holz und starrte zum gegenüberliegenden Fenster.
    Würde sie heute nacht wieder hören, wie er irgendein Frauenzimmer unter diesem Fenster verabschiedete?
    Obwohl sie sich einzureden versuchte, daß es sie überhaupt nicht interessierte, wußte sie, daß sie sich selbst etwas vormachte. Aber es war schließlich nur Neugierde, nichts weiter. Was er tat, berührte sie nicht, aber man durfte doch neugierig sein. Jeder halbwegs intelligente Mensch war das. Zugegeben, Neugierde war nicht gerade ein feiner Charakterzug, aber trotzdem weit verbreitet.
    Lucy stieß sich von der Tür ab und begann die Haarnadeln aus ihrer Frisur zu ziehen. Sie nahm sich vor, Sir James nach seiner Ansicht zur Neugierde zu befragen, falls sich die Gelegenheit dazu bieten sollte. Sie würde ihn fragen, weshalb manche Gegenstände den Geist stärker erregten als andere und dazu führten, genauer hinzuschauen und tiefer nachzugraben. Doch sie würde ihre Frage ganz allgemein stellen, ohne Namen zu nennen, denn sie wollte nicht den Eindruck erwecken, als würde sie sich speziell für eine besondere Person interessieren.
    Obwohl leider genau das der Fall war.

5
    Ivan fand Giles und Alexander im Pisspott, einer schmie-rigen Kneipe, die vor Zeiten ein Töpferladen - Pitt's Pot-tery - gewesen und jetzt nur noch unter dem Namen Pisspott bekannt war.
    Giles, der vor einem Kartentisch saß, war gerade dabei, einem übel aussehenden Subjekt den Wochenlohn aus der Tasche zu ziehen. Dieser Mensch machte den Eindruck, als würde er einen Gegenspieler ohne zu zö-
    gern in einer dunklen Gasse überfallen und ihm den Gewinn wieder abnehmen. Giles allerdings sah mindestens genauso verwegen aus.
    Alex war das genaue Gegenteil. Obwohl er groß und von mittelstarker Gestalt war, besaß er die hübschen Züge eines Knaben und die lässigen Gesten eines Prinzen. Er saß in einer abgeschirmten Ecke und hatte ein hübsches Mädchen auf dem Schoß. Eine seiner manikürten Hände schloß sich fest um ein Trinkglas, die andere steckte unter den Röcken des Mädchens.
    Alex erspähte Ivan zuerst. »Was hat dich in diese scheußliche Nacht

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