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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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kennenlernen wirst.« Obwohl ihre Worte leicht dahingesagt waren, strafte ihr Gesicht sie Lügen.
    Lucy griff Lady Westcotts Bemerkung auf und sagte, indem sie sich bei Valerie einhängte: »Hören Sie auf Ihre Patentante, Lady Valerie, denn sie weiß, wovon sie spricht. Ihr Vetter ist zu sehr als Frauenheld bekannt, um für eine so junge Person wie Sie als passend angesehen zu werden.«
    Ivan schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. »Aber Miss Drysdale, was für eine unchristliche Haltung gegenüber einem Mann, den Sie erst kürzlich kennengelernt haben.
    Dabei bin ich mit der guten Absicht hierhergekommen, über alles Auskunft zu geben, was Sie möglicherweise über das Leben in der Stadt wissen wollten.«
    Er wagte es doch tatsächlich, auf das anzuspielen, was sie in der letzten Nacht gesehen hatte, und ihr eine Antwort auf ihre Fragen zu dem Verhältnis zwischen ihm und jenem - jenem Flittchen anzubieten.
    »Ich danke für Ihr Angebot«, gab sie zwischen zusam-mengebissenem Zähnen zurück. »Trotzdem bin ich der Meinung, daß Valerie sich in einer weniger weltläufigen Gesellschaft als der Ihren wohler fühlen würde. Habe ich nicht recht, Lady Westcott?«
    Als sie sich jedoch nach Lady Westcott umblickte, stellte sie fest, daß die alte Dame nicht im geringsten beunruhigt schien. Die arme Valerie zitterte in Lucys Arm angesichts einer solch freizügigen Sprache, während Lady Westcott sich scheinbar nicht im geringsten sorgte. Konnte es sein, daß es sie nicht kümmerte, ob Valeries Herz gebrochen wurde? Lucy unterdrückte eine Grimasse.
    War es möglich, daß ihre Anstellung nur einem listig eingefädelten Plan Lady Westcotts diente, Ivans Interesse an der unschuldigen, lieblichen Valerie zu wecken? Und sie, Lucy, hatte man ins Zentrum dieses schlau gewobenen Spinnennetzes gesetzt?
    Lady Westcott antwortete mit einer leichten Handbewegung auf Lucys Frage. »Ivan flirtet doch nur, Miss Drysdale. Das Kind muß lernen, solche angenehmen, doch unaufrichtigen Aufmerksamkeiten nicht ernst zu nehmen.«
    Ja, das muß Valerie wirklich, meinte Lucy bei sich.
    Doch sie sprach diese Ansicht nicht aus. Wenn sie aufrichtig war, konnte sie die alte Frau nicht tadeln. Lady Westcott wollte ihren Enkel lediglich anständig verheiratet sehen, ehe sie starb. Alles in allem ein vernünftiger Wunsch. Doch Lucy wußte instinktiv, daß Valerie nicht die richtige Frau für Ivan war. Nein, Valerie wäre ein gefundenes Fressen für einen Mann wie Ivan Thornton, und das konnte Lucy nicht zulassen, gleichgültig, wie die Verhältnisse zwischen Lady Westcott und ihrem Enkelsohn lagen.
    Man hatte ihr diese Position unter dem Vorwand ange-tragen, daß sie helfen sollte, Valerie standesgemäß zu verheiraten. Und genau das, so beschloß Lucy, würde sie tun - trotz Lady Westcotts List. Ivan Thornton war auf keinen Fall, trotz seiner Titel und seines Vermögens -
    und trotz seines unverschämt guten Aussehens, der richtige Mann für Valerie.
    Solchermaßen durch ihren Entschluß gestärkt, nahm Lucy den Kampf auf. »Äußerst unchristlich wäre es von mir, nicht das Beste sowohl für Sie wie auch für Lady Valerie zu erhoffen. Ich bete darum, daß sie den Mann finden möge, der zu ihr paßt; genauso, wie ich darum bete, daß Sie eine Frau finden, die zu Ihnen paßt.«
    Und sie beide wußten, von welcher Art Frau sie sprach!
    Sie blickte ihm geradewegs in die Augen, um ihn davor zu warnen, seine erschreckende Gewöhnlichkeit durch eine Andeutung dessen preiszugeben, was sich letzte Nacht in Westcott House zugetragen hatte. Er durfte nichts sagen, das wußte sie, wenn er seinen Eindruck bei Valerie nicht verderben wollte. Wie also würde seine Antwort ausfallen?
    Doch Ivan lächelte nur - ein Lächeln, das ihn zum Inbegriff aller männlichen Schönheit machte. Lucy mußte ihre ganze Kraft zusammennehmen, um nicht diesem Lächeln zu erliegen, das ebenso faszinierend wie bedrohlich war für ihre weibliche Seele, anziehend und doch eine schreckliche Gefahr.
    Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
    »Sind Sie eine fromme Christin, Miss Drysdale?«
    »Aber - aber ja, natürlich. Sind Sie etwa kein Christ?«
    fragte sie und hoffte, damit das Gespräch von sich abzulenken.
    Noch immer lächelte Ivan sein dunkles, verführerisches Lächeln. »So fromm wie Sie bin ich wohl nicht.«
    Dann schien er sich irgendwie in sein Inneres zurückzuziehen, und einen Augenblick später richtete er seine Aufmerksamkeit auf Lady Valerie. »Darf ich Ihnen meine

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