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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ivans. In diesem Moment wurde es ihm gleichgültig, ob seine Kusine schön oder häßlich, klug oder strohdumm war. Sie sollte von ihm ferngehalten werden? Bei Gott, er würde sie sich einfach nehmen!
    Doch nicht als Ehefrau, niemals. Nein, er würde sie umgarnen und ihr Herz rauben. Ungezählte Tränen würde sie um seinetwillen weinen und jeden anderen Bewerber ablehnen. Zum Katholizismus sollte sie über-treten wollen und schwören, daß sie den Schleier nähme, sollte sie nicht ihn, ihre einzige Liebe, zum Mann bekommen. Kurz und gut, er wollte es zuwege bringen, daß ihre ganze Familie in Aufruhr geriete über den Mann, an den sie ihr Herz gehängt hatte. Und am meisten sollte sich ihre Patentante, die würdevolle und halsstarrige Gräfinwitwe, darüber ärgern. Doch das Mädchen heiraten? Nie im Leben. Er würde überhaupt keine Frau aus der sogenannten guten Gesellschaft heiraten.
    Er biß die Zähne zusammen und holte tief Luft in freudiger Erwartung des kommenden Kampfes. Was Miss Lucy Drysdale betraf: Man hatte sie zwischen die Fron-ten eines Krieges gelockt, dessen Ursache sie nicht kannte. Wenn sie klug war, würde sie auf der Stelle in das Dörfchen zurückfliehen, aus dem sie gekommen war.
    War sie nicht klug - nun, dann würde sie bald eine bittere Lektion erhalten. Denn ein Ivan Thornton hielt sich nicht mit den Regeln der Gesellschaft auf. Dies war nicht seine Gesellschaft und würde es nie werden. Im Augenblick beliebte es ihm, die Rolle des einzigen Abkömmlings des unbetrauert verstorbenen Grafen zu spielen.
    Doch es war nur eine Rolle, übergestreift zu einem einzigen Zweck; und er wollte sie abwerfen, sobald dieser Zweck erreicht war.
    Im Augenblick jedoch war ihm nach Tanzen zumute.
    Lucy hatte bemerkt, wie die Gräfinwitwe erstarrt war, und sie wußte sofort den Grund. Verdammt und zugenäht, fluchte sie bei sich selbst. Er war wieder da!
    Sie schwenkte Valerie herum, um ihren Gegner im Auge zu haben. Valerie, die auf ihre eigenen Füße gestarrt und leise mitgezählt hatte, war auf diese Bewegung nicht gefaßt und stolperte. Stirnrunzelnd blickte sie zu Lucy auf. »War das die Stelle, an der wir uns drehen sollten? Ich dachte, Sie sagten ...«
    Sie verstummte, als Lucy keine Antwort gab. Doch Lucy konnte nicht anworten, da sie vollauf damit beschäftigt war, ihre Fassung zu bewahren. Ivan Thornton war hier, und die Schlacht um Valerie würde beginnen. Mochte der Himmel ihr beistehen, wenn das Mädchen Ivan nur halb so attraktiv fand wie sie selbst.
    »Guten Abend, Madam.« Ivan verbeugte sich tief vor der alten Frau und schenkte ihr ein bezauberndes, falsches Lächeln. »Hätte ich gewußt, daß heute abend hier eine Unterhaltung stattfindet, so hätte ich mein Kommen angekündigt.«
    Dann schenkte er sein düsteres, verführerisches Lä-
    cheln den beiden jungen Frauen, die noch immer Arm in Arm in ihrer Tanzhaltung dastanden. »Wie schön, Sie wiederzusehen, Miss Drysdale.« Er hielt inne, und als Lucy nicht antwortete, fuhr er fort: »Würden Sie mich Ihrer reizenden Tanzpartnerin vorstellen?«
    Lucy knirschte mit den Zähnen. Wenn sie Valerie lehren sollte, wie man sich in Gesellschaft benahm, so konnte sie diesen Unterricht kaum mit einer groben Antwort beginnen, besonders, da Ivan es sich in den Sinn gesetzt zu haben schien, zur Abwechslung einmal besonders höflich zu sein. Bei ihrem ersten Zusammentreffen war er nicht so freundlich gewesen, doch das konnte sie jetzt wohl kaum zur Sprache bringen.
    Sie mußte mit gutem Beispiel vorangehen. Daher ließ sie Valerie los und rang sich ein kühles Lächeln ab.
    »Guten Abend, Mylord. Ich wußte nicht, daß Sie Ihre Kusine noch nie gesehen haben. Lady Valerie, dies ist Ivan Thornton, Graf von Westcott.«
    Lucy konnte deutlich an Valeries weit aufgerissenen Augen ablesen, daß sie Ivan zwar noch nie begegnet war, aber einiges über ihn gehört hatte. Und Ivans Gesicht verriet ihr, daß er eine etwas dramatischere Vorstellung erwartet hatte. Gut, dachte Lucy, und sie fuhr fort: »Mylord Westcott, darf ich Ihnen Lady Valerie Stanwich vorstellen. Sie kommt aus Arundel in Sussex. Ihr Vater ist Carl Stanwich, Graf von Hareton.«
    »Das weiß er schon«, warf Lady Westcott ein, die sich vom Klavierhocker erhoben hatte und nun auf die drei jungen Leute zusteuerte. »Er weiß, wer du bist, Valerie, aber laß dich von mir über ihn aufklären: Er ist der vermutlich charmanteste und falscheste Mann, den du während deines Aufenthalts in London

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