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Spiel Der Sehnsucht

Spiel Der Sehnsucht

Titel: Spiel Der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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hinausgetrieben, mein Freund? Hat dich etwa deine Großmutter aus deinem eigenen Haus geworfen?«
    »Denk ja nicht, du könntest bei Elliot unterkriechen«, warf Giles ein, ohne von seinen Karten aufzublicken.
    »Du hast seine Gefühle sehr verletzt, als du den riesigen Steinhaufen, den du das Stadthaus deiner Familie nennst, seiner bescheidenen Unterkunft vorzogst. Man könnte meinen, seine drei Zimmer wären für einen Grafen nicht nobel genug.«
    Das Mädchen auf Alexanders Schoß quiekte plötzlich, um dann einen tiefen Seufzer auszustoßen.
    »Was meinst du dazu, Tess?« fragte Alex. »Kann ein entzückendes Wesen wie du den Unterschied zwischen einem Kaufmann, einem Grafen und einem Prinzen erkennen - zugedeckt und im Dunkeln?«
    Das Mädchen kicherte. »Wollen wir einen Wettbewerb veranstalten? Ich werde meine Augen zumachen und mich nach dem Gefühl richten - oder vielleicht lieber nach dem Geschmack?«
    Lachend bewegte sie ihr Hinterteil auf Alexanders Schoß hin und her. »Mylord, Sie beginnen sich wie ein König anzufühlen«, gurrte sie.
    So etwas durfte man zu Alex nicht sagen. Ivan wußte, daß jede Erwähnung des Königs, wenn sie nicht in den erniedrigendsten Worten erfolgte, Alexander unweiger-lich verstimmte. Doch das war schließlich verständlich.
    Von den vier Freunden wußten drei, wer ihre Väter waren, und sie haßten sie. Ivan hatte Elliot Pierce, der nicht wußte, wer sein Vater war, oft um diese Unkenntnis beneidet.
    »Wo ist Elliot?« fragte er und bedeutete dem Schank-kellner, ihm das übliche Glas Gin zu bringen. Er setzte sich neben Alex und ignorierte die interessierten Blicke des Mädchens, das inzwischen von Alex' Schoß herabge-glitten war.
    »Laß uns allein!« befahl Alex der Kleinen barsch, die verwirrt und ein wenig erschrocken davonlief.
    »Elliot suhlt sich vermutlich in irgendeinem Straßen-graben«, sagte er dann zu Ivan, »das ist seine abartige Weise, seinen letzten finanziellen Coup zu feiern.« Er leerte seinen Becher. Vom Kartentisch her ertönte ein böser Fluch, dann schlug eine Faust auf den Tisch. Eine Flasche kippte um und zerschellte auf dem Boden.
    Ivan blickte träge zu Giles hinüber. Der andere Spieler war inzwischen auf die Füße gesprungen und schüttelte seine Fäuste vor Giles' Gesicht - ein Anblick, der Ivan durchaus nicht fremd war. Er selbst hatte schon vor langer Zeit gelernt, nicht mit Giles Karten zu spielen. Und dieser angetrunkene Hafenarbeiter oder Schauermann lernte nun genau dieselbe Lektion.
    Giles blieb unbeweglich sitzen und starrte seinem heftig schwitzenden Gegner unverwandt in die Augen, wor-aufhin dieser eine Flut von wüsten Verwünschungen ausstieß. Endlich spuckte er in Giles' Richtung und machte sich davon, wobei er jeden Stuhl umwarf, der ihm im Wege stand.
    »Schlechter Verlierer«, bemerkte Alex. »Wieviel hast du ihm abgeknöpft?«
    »Fünf Pfund. Aber geflucht hat er für einen Zehner.«
    »Wie kommt so einer überhaupt zu soviel Geld?« überlegte Alex, dessen Finanzen ständig knapp waren.
    »Er hat es sich im Schweiße seines Angesichtes erar-beitet«, antwortete Giles salbungsvoll.
    »Er hätte seinen Lohn lieber für einen Satz neuer Zähne ausgeben sollen«, bemerkte Alex und ordnete die Spitzenmanschette, die aus dem Ärmel seines modischen silbergrauen Rockes hing. »Oder für seinen Schneider.
    Doch nein, gute Zähne sind noch wichtiger als gute Kleidung, meint ihr nicht auch?« Dann richtete er seinen Blick auf Ivan. »Aber du siehst aus, als wolltest du jemand die Zähne einschlagen. Etwa deiner Großmutter?«
    Ivan starrte auf das Glas mit Gin, das er zwischen seinen Handflächen hin und her rollte. »Sie hat sich wieder ein neues Spiel ausgedacht, mit einem niedlichen jungen Ding, Lady Valerie Stanwich. Sie würde dir gefallen, Alex. Das alte Reff hat sie für diese Saison unter ihre Fit-tiche genommen und hat sie, ihre Anstandsdame und sich selbst in meinem Haus einquartiert.«
    »Und ziehst du wieder aus?« erkundigte sich Alex.
    Ivan schüttelte den Kopf. Er hatte während seines Rittes zum Pisspott eingehend über den Plan seiner Groß-
    mutter - und über Miss Drysdale - nachgedacht. »Nein, diesmal nicht. Ich werde in Westcott House wohnen bleiben. Ich habe sogar vor«, erklärte er mit glänzenden Augen »ein wenig Leben hineinzubringen, zum Beispiel durch regelmäßige Gesellschaften.«
    Alex gähnte. »Wenn du sie hinausekeln willst, werden wir dir gerne zur Hand gehen. Ich werde die Großmutter

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