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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Russland gibt es nur Arme und Reiche. Viele Reiche
und sehr, sehr viele Arme. Eine Mittelschicht existiert so gut
wie gar nicht. Viele Eltern schicken ihre Kinder trotzdem zur
Universität in der Hoffnung, sie würden es eines Tages besser
haben. Oft sind die Kinder aber viele hundert oder gar tausend
Kilometer von zu Hause entfernt und wissen überhaupt nicht,
wie sie ihr Studium finanzieren sollen. Und das wissen natürlich
auch andere und nutzen das gnadenlos aus ... Aber gut, Sie
haben mich gefragt, was mit diesen Menschen passiert. Man
braucht sie nicht nur für Prostitution oder Kinderpornographie,
nein, das würde ich nach dem, was ich erfahren habe, jetzt
nicht einmal mehr als so schlimm empfinden, auch wenn es
natürlich schlimm ist, ich will nichts verharmlosen ...«
    »Und weiter?«, sagte Santos.
     
    Mit wieder diesem traurigen Ausdruck in den Augen und verhaltener
Stimme fuhr Ivana fort: »Man braucht ihre Organe.«
    Henning sah Ivana entgeistert mit zusammengekniffenen Augen
an, während Santos sichtlich mit dem Gehörten zu kämpfen
hatte.
    »Es geht um Organhandel von ungeheurer Dimension, größer,
als Sie es sich vorstellen können. Es ist ein globales Geschäft.
Hier im reichen Westen gibt es viele Menschen, die dringend
auf ein Spenderorgan angewiesen sind. Manche warten, bis sie
tot sind, andere kaufen sich eins. Niere, Leber, Herz, Bauchspeicheldrüse,
Lunge ... Alles, was verwertbar ist, wird transplantiert.
    Und natürlich kommen auch reiche Russen, wenn sie
etwas brauchen. In Deutschland befindet sich die Zentrale, von
hier aus wird alles geregelt, hier werden die meisten Operationen
durchgeführt und so weiter.«
    »Warten Sie, warten Sie«, sagte Henning, der sichtlich überfordert
war, »das ist mir zu hoch und auch zu heftig. Damit würden
Sie ja behaupten, dass die von Ihnen angesprochenen Menschen
hergebracht werden, um ...«
    »Um was? Ausgeschlachtet zu werden? Ja, dafür werden sie
hergebracht. Und niemand vermisst sie. Die Eltern sind froh,
einen weniger im Haus zu haben, den sie durchfüttern müssen,
und denken, ihrem Kind oder ihren Kindern geht es gut, die
Studenten freuen sich auf das Schlaraffenland Deutschland
oder Schweden, Norwegen, Dänemark oder Finnland, und im
Prinzip ist alles in bester Ordnung.«
    »Haben Sie Beweise für Ihre Behauptungen?«
    »Ja, sogar eine ganze Reihe«, antwortete Ivana ruhig. »Organhandel
ist ein unglaublich boomender Markt, damit werden
weltweit jährlich Milliarden von Dollar verdient, Tendenz steigend.
Wenn die an die Börse gehen würden, die Aktien würden
in astronomische Höhen schnellen ... Entschuldigung, das ist
nur mein Zynismus, der manchmal mit mir durchgeht.«
    »Aber die Eltern werden ihre Kinder doch vermissen«, sagte
Henning. »Ich meine, sie werden sich doch nach einer gewissen
Zeit wundern, wenn sie kein Lebenszeichen von ihnen bekommen.
«
    »Die Kinder werden angeblich adoptiert, und den Eltern wird
gesagt, dass es ab sofort keinen Kontakt mehr gibt. Schließlich
sollen sich die Kinder schnellstmöglich in die Familie eingliedern.
Wen kümmert's? Ich sagte ja schon, dass viele froh sind,
wenn sie einen weniger durchzufüttern haben.«
    »Aber Studenten werden in der Regel nicht mehr adoptiert,
und ich könnte mir außerdem vorstellen, dass einige Angehörige
zur Polizei gehen und ihre Kinder als vermisst melden
und ...«
    »Wenn ich Sie unterbrechen darf, aber Sie stellen sich das so
einfach vor. Die Polizei nimmt die Anzeigen natürlich auf,
dann wird gesagt, man würde sich drum kümmern, und in
Wahrheit wird überhaupt nichts unternommen. Und wenn
doch einmal ein Polizist seinen Beruf ernst nimmt, ist es meist
so, dass er entweder in die tiefste Provinz versetzt wird oder
auch einfach verschwindet. In Russland leben manche Polizisten
sehr gefährlich. Entweder man schwimmt mit dem Strom,
oder man spielt mit seinem Leben. So ist das Gesetz. Ich weiß,
das hört sich brutal und grausam an, aber soll ich Ihnen etwas
sagen? Es ist die Realität. Und das, was ich Ihnen zu erzählen
habe, ist das Brutalste und Grausamste, was man sich überhaupt
nur vorstellen kann.«
    »Ich habe eine Frage«, sagte Santos, die sichtlich erschüttert
und aufgewühlt war. »Wer sind die Hintermänner, und vor
allem, wer führt diese Operationen durch? Und es gibt noch
viele Fragen mehr, zum Beispiel: Was geschieht mit den Leichen?
«
    »Ich kenne längst nicht alle Hintermänner,

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