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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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unterbrochen,
»sprechen Sie von Menschenhandel im Sinn von Zwangsprostituierten?
«
    »Ja und nein. Es geht nicht nur um Prostitution und Pornographie.
Das, wovon ich spreche, ist eine völlig andere Schiene. Es
geht um Babys, Kinder, Jugendliche und Erwachsene bis maximal
dreißig Jahren, männlich und weiblich.«
    Ivana atmete ein paarmal tief ein und aus, trank ihre Flasche
leer und holte sich eine neue.
    »Und was ist es, wenn nicht Prostitution und Pornographie?«,
fragte Santos.
    »Als ich Gerd davon berichtete, hielt er mich zunächst für verrückt.
Er dachte, ich sei vollkommen durchgeknallt und hätte
den Sinn für die Realität verloren. Aber ich schwöre, es ist
nichts als die reine Wahrheit ...«
    »Ja, was denn?«, fragte Henning, der immer ungeduldiger
wurde.
    »Ich muss mich darauf verlassen, dass Sie mit niemandem darüber
sprechen, denn genau das scheint Gerd zum Verhängnis
geworden zu sein. Er hat sich Leuten anvertraut, die zur Firma
gehören, ohne dass er es wusste. Damit wurde er zum Sicherheitsrisiko
und musste beseitigt werden ...«
    »Würden Sie uns jetzt vielleicht endlich mal verraten, um was
es geht?«
    »Versprechen Sie mir erst, dies alles absolut vertraulich zu behandeln.
«
    »Ja, mein Gott, wir versprechen es«, erklärte Henning barsch.
Santos stand auf und sagte zu ihm: »Lass uns mal kurz nach
draußen gehen, ich muss mit dir reden.«
    Henning erhob sich widerwillig und ging mit Santos auf den
Flur.
    »Was ist? Die zieht doch da drin eine Riesenshow ab ...«
    »Nein, tut sie nicht. Merkst du Idiot eigentlich gar nicht, dass
sie panische Angst hat? Reiß dich um Himmels willen zusammen,
oder ich setz das Gespräch mit ihr allein fort.«
    »Okay, ich hör mir das noch ein paar Minuten an, aber irgendwann
ist meine Geduld am Ende.«
    »Was ist los? Hast du wieder Kopfschmerzen?«
    »Nein, verdammt noch mal! Aber die will doch nur ihren ganz
persönlichen Rachefeldzug führen, und dabei ist Gerd draufgegangen,
weil er zu gutgläubig war.«
    »Sören, ich hab das Gefühl, du hast die ganze Zeit nicht zugehört.
Ihr geht es nicht um Rache, sie will uns etwas mitteilen.
Oder bist du etwa sauer, dass Gerd ein Geheimnis hatte, von
dem du als sein Freund nichts wusstest? Ist es das?«
»Bullshit!«
    »Aha, da hab ich wohl voll ins Schwarze getroffen. Hör zu, wir
gehen da jetzt wieder rein, und du wirst dich gefälligst benehmen.
Hast du das verstanden?«
    »Lisa, sei doch mal realistisch und ...«
    »Realismus ist doch normalerweise dein Terrain. Aber um dich
zu beruhigen, ich bin realistisch, doch gleichzeitig sagt mir
mein Bauch, dass Ivana dringend unsere Hilfe braucht. Vergiss
nicht, wir wollen Gerds Mörder finden, und Sie kann uns unter
Umständen ein ganzes Stück weiterbringen.«
    »Okay, gehen wir wieder rein.«
    Ivana hatte sich in den Sessel gesetzt und sagte zu Henning:
»Sie haben Probleme mit mir. Ich nehme Ihnen das nicht übel,
bei Gerd war es anfangs dasselbe. Und wahrscheinlich werden
Ihre Probleme mit mir noch größer, wenn Sie den Rest der Geschichte
erfahren.«
    »Ivana«, sagte Santos, »wofür braucht man diese Menschen?
Wozu werden sie gezwungen?«
    »Sie werden zu überhaupt nichts gezwungen, alles geschieht
freiwillig. Man sagt ihnen, sie würden einen guten Job in
Deutschland bekommen oder einen Studienplatz. Den Eltern
von Babys oder Kindern sagt man, dass ihre Kinder in Deutschland
in guten Familien aufwachsen würden. Wissen Sie, in Russland
leben sehr viele arme Menschen, auch wenn die Regierung
gerne etwas anderes behauptet. Gehen Sie nach Moskau, der
teuersten Stadt der Welt, wo sich die Reichen ihre Enklaven aus
Supervillen, Luxuswohnungen und hohen Mauern geschaffen
haben, aber nur ein paar Blocks weiter vegetieren die Menschen
in verschimmelten Wohnungen dahin. Viele wissen nicht, woher
sie das Geld für Lebensmittel oder die Heizung im Winter
nehmen sollen. Nicht anders ist es in St. Petersburg. Es gibt
sehr viele Millionäre und auch Milliardäre, aber im Schnitt leben
die Menschen von ungefähr zweihundert Euro im Monat.
Am härtesten trifft es Familien mit Kindern und Alte. Viele
können ihre Kinder nicht mehr ernähren und schicken sie auf
die Straße. Fragen Sie mal die ganz normalen Leute, ob sie zufrieden
sind mit ihrer Situation, und Sie werden immer wieder
die gleiche Antwort bekommen - nein.«
    »Ja, aber was hat das ...«
    »Lass Ivana doch ausreden«, sagte Santos.
    »Danke. In

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