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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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durch Prostitution
verdiene, aber das meiste Geld an bestimmte Männer
abführen müsse. Ich habe sie gefragt, was das für Männer seien.
Sie hat kurz gezögert und wollte schon aufstehen, aber ich habe
ihr gut zugeredet und erklärt, sie könne mir bedingungslos vertrauen.
Ganz gleich, was sie mir auch sage, ich würde es niemandem
verraten.
    Was ich dann zu hören bekam, war einfach nur furchtbar. Ich
erfuhr, dass die Männer, die sie immer wieder vergewaltigten
und Geld von ihr kassierten, Polizisten waren, also Kollegen
von mir ... Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, wie korrupt
und oft auch brutal unsere Polizei ist, aber ich hätte nie
für möglich gehalten, dass es so schlimm ist, auch wenn ich
selbst mehr als fünf Jahre bei der Polizei war und einiges miterlebt
habe. Ich habe sie nach den Namen der Polizisten gefragt, doch sie konnte mir keinen einzigen nennen. Aber sie
hat mir berichtet, dass Larissa das Gleiche durchmachen musste.
Auch sie wurde vergewaltigt und gezwungen, auf der Straße
zu stehen und Freier zu bedienen, denn Katarina und Larissa
haben auf demselben Straßenstrich gearbeitet. Ich frage
mich heute noch, warum sie nie mit mir darüber gesprochen
hat. Ich kann mir das nur so erklären, dass sie sich fürchterlich
geschämt hat und vielleicht sogar dachte, alle Polizisten wären
gleich, ich eingeschlossen. Trotzdem hatten wir regelmäßigen
Kontakt.«
    Als Ivana nicht weitersprach, fragte Santos: »Und dann?«
    »Entschuldigung, ich muss erst meine Gedanken ordnen. Und
dann ist sie aufgestanden und hat mich gebeten, die Rechnung
zu übernehmen, sie müsse wieder an die Arbeit, sie sei ohnehin
schon viel zu spät dran. Etwa eine Woche später wollte ich
mich noch einmal mit Katarina treffen, aber da erfuhr ich, dass
sie tot war. Sie wurde mit eingeschlagenem Schädel am Ufer
der Newa gefunden. Es hieß nur, sie sei vergewaltigt und anschließend
von einem Unbekannten erschlagen worden. Und
jetzt kommt das Perfide - die Polizei hat auch in diesem Fall
nicht ermittelt. Sie war ja nur eine kleine Studentin und vor
allem eine Hure ...«
    »Moment mal«, unterbrach Henning sie, »wieso wurde in
einem Mordfall nicht ermittelt? Das gibt's doch nicht, ich
meine ...«
    Ivana lachte höhnisch auf. »Herr Henning, in Russland ticken
die Uhren anders, das hat etwas mit dem System zu tun. Aber
weiter. Ich erfuhr, dass sehr viele Studentinnen sich ihren Lebensunterhalt
und ihr Studium durch Prostitution verdienen
müssen. Und ihre Zuhälter sind fast alle Polizisten. Diese
Mädchen haben keine Chance, weil die meisten vom Land
kommen und keine Ahnung haben, was in dieser Stadt vor
sich geht. Für Touristen ist St. Petersburg schön, für die, die
sich länger dort aufhalten oder sogar leben müssen, kann es
die Hölle sein, genau wie Moskau.« Sie trank einen Schluck
Bier und steckte sich noch eine Zigarette an. »Ich fand heraus,
dass immer wieder junge Frauen spurlos verschwanden, alle
so im Alter zwischen achtzehn und fünfundzwanzig. Und alle
waren sie Studentinnen. Das Schlimme war, es gab niemanden,
mit dem ich über diese Sache reden konnte. Es hat mich über
zwei Jahre intensivster Recherche gekostet, bis ich erfuhr, was
mit diesen Mädchen passierte. Ihnen wurde ein Studienplatz
in Berlin versprochen, aber vorher müssten sie sich von einem
Arzt untersuchen lassen. Ab dann ging immer alles ganz
schnell.« Mit einem Mal stockte ihre Stimme, ihre Augen wurden
glasig, und sie hatte Mühe weiterzusprechen. Mit traurigem
Blick sagte sie: »Keines dieser Mädchen ist jemals in
Berlin angekommen. Bei meinen Recherchen fand ich heraus,
dass sie meistens mit dem Schiff nach Deutschland gebracht
wurden, und von hier wurden sie entweder innerhalb Deutschlands
verteilt oder nach Skandinavien weitergeschickt. Aber
was mit ihnen geschah, das wusste ich nicht. Ich fand jedoch
einen Weg, das Vertrauen einiger Leute zu gewinnen, die für
die Organisation und die Transporte verantwortlich sind. Und
so wurde ich allmählich nicht nur ein Bestandteil der Firma,
wie sie sich nennen, sondern gewann auch tiefe Einblicke.
Aber was ich dann erfuhr, ist so grauenvoll, dass ich dachte,
ich verliere den Verstand. Es geht um Menschenhandel in unvorstellbarem
Ausmaß, so pervers und menschenverachtend,
dass Sie sich das nicht mal in Ihren schlimmsten Träumen vorstellen
können. Als ich Gerd ...«
    »Augenblick«, wurde sie erneut von Henning

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