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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Als ich nach
zwei Wochen nichts von ihr gehört hatte, wurde ich unruhig.
Ich habe in der Uni angerufen, aber dort sagte man mir nur,
dass Larissa schon seit mehreren Tagen nicht mehr am Unterricht
teilgenommen hatte, angeblich, weil sie krank war.« Ivana
seufzte. »Wenn sie krank gewesen wäre, dann hätte sie sich
gemeldet und es mir gesagt, es sei denn, sie wäre in einem
Krankenhaus gewesen. Aber dann hätte sie schwerkrank sein
müssen. Das hielt ich jedoch für ziemlich unwahrscheinlich,
denn Larissa war nie krank gewesen, sie war sehr robust. Also
habe ich es bei ihrer Vermieterin versucht und erhielt die Auskunft,
dass Larissa schon seit fast zwei Wochen nicht mehr
dort wohnte. Ich habe es in den darauffolgenden Tagen mehrfach
in der Uni versucht, aber ich bekam jedes Mal dieselbe
Antwort. Sie glauben gar nicht, welche Sorgen ich mir machte.
Als gar nichts mehr half, bin ich nach St. Petersburg gefahren,
um herauszufinden, was mit Larissa war. Ich habe mit
der Vermieterin gesprochen, mit Larissas Kommilitonen, mit
ihrer Professorin, aber keiner wusste angeblich, wo sie steckte.
Ich bin schließlich zur Polizei gegangen, um eine Vermisstenanzeige
aufzugeben. Dort bin ich dann Gerd zum ersten
Mal begegnet. Und wie ich schon sagte, es war entweder Zufall
oder Fügung, denn in St. Petersburg gibt es nicht nur eine
Polizeistation. Er hat das mit der Anzeige mitbekommen und
mir seine Hilfe angeboten, als er merkte, dass seine Kollegen
kein Interesse zeigten, etwas zu unternehmen. Sie taten zwar
so, als würden sie Larissa suchen, aber in Wirklichkeit sagten
sie es nur, um mich zu beruhigen.«
    Ivana machte eine Pause, fuhr sich mit dem Handrücken über
die Stirn und gab sich wieder große Mühe, die Tränen zu unterdrücken,
was ihr jedoch nicht ganz gelang.
    »Haben Sie sie gefunden?«
    Ivana putzte sich die Nase, wischte die Tränen weg und antwortete:
»Nein, aber ich fühlte ganz tief in mir drin, dass etwas
Schreckliches passiert war. Es war ein Gefühl, das ich nicht beschreiben
kann. Doch ich musste wieder nach Moskau.« Sie
ging im Zimmer umher, blieb stehen und sah Santos lange an.
    »Haben Sie eine Schwester?«
    »Ja.«
    »Ist sie jünger?«
    »Nein, und ich möchte auch nicht über sie sprechen.«
    »Entschuldigung, das geht mich auch nichts an. Aber vielleicht
können Sie sich vorstellen, wie es mir ergangen ist. Ich habe
nicht aufgegeben, nach Larissa zu suchen. Im Januar habe ich
dann einen Antrag gestellt, nach St. Petersburg versetzt zu
werden. Meinem Gesuch wurde stattgegeben, und ich konnte
am 1. Juli 2002 dort anfangen. Ebenfalls im Januar war ich noch
zweimal in St. Petersburg. Ich habe mit Gerd gesprochen, aber
er musste ja schon bald wieder zurück nach Deutschland. Als
er sich von mir verabschiedet hat, hat er gesagt, er glaube nicht,
dass Larissa noch am Leben sei. Er war ganz ehrlich, und das
habe ich sehr an ihm geschätzt. Er hat mir seine Adresse und
Telefonnummer gegeben und mich gebeten, ihn zu informieren,
sobald ich etwas Neues weiß.«
    »Hatten Sie da schon eine Beziehung mit ihm?«, fragte Santos.
»Nein, wir kannten uns ja kaum, wir haben uns da sogar noch
gesiezt. Das zwischen uns hat erst hier in Deutschland angefangen.
Aber das erkläre ich Ihnen gleich noch ... In der Folgezeit
habe ich unzählige Kommilitonen gefragt, wo Larissa sein
könnte, aber keiner konnte oder wollte mir helfen. Sie war wie
vom Erdboden verschluckt. Macht es Ihnen etwas aus, wenn
ich rauche?«
    »Nein«, sagte Santos, die viel zu gespannt auf das war, was Ivana
zu berichten hatte.
    Ivana holte sich jetzt auch eine Flasche Bier, zündete sich eine
Zigarette an und blies den Rauch zur Decke. »Ich wollte nicht
wahrhaben und konnte es mir auch nicht vorstellen, dass Larissa
aus eigenem Willen einfach weggegangen sein sollte. Jeder,
aber nicht Larissa ... Dann war ich eines Tages wieder in der
Universität, um mich noch einmal bei Studenten nach Larissas
Verbleib zu erkundigen, und plötzlich hat eine gesagt, dass sie
mich gerne treffen würde, aber allein. Sie machte einen total
verunsicherten Eindruck.« Sie hielt kurz inne und berichtete
dann weiter: »Es war Anfang Oktober, wir hatten uns für den
Abend in einem Café verabredet, und da hat mir Katarina, so
hieß sie, eine unglaubliche Geschichte erzählt. Sie kannte Larissa,
und zwar ziemlich gut. Sie hat mir gesagt, dass sie schon
mehrfach vergewaltigt wurde und sich ihr Studium

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