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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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nicht einmal Kerstin sollte davon erfahren. Würde alles
mit rechten Dingen zugehen, würden sie nicht so ein Geheimnis
machen. Woher haben sie die ganzen Organe? Vielleicht
verfügen sie über eine eigene Spenderdatei. Das ist die einzige
logische Erklärung.
    Loose ging wieder in der Küche auf und ab. Er holte sich die
angebrochene Flasche Wein und füllte das Glas zur Hälfte. Als
er es ansetzte, hörte er eine ihm nur zu vertraute Stimme: »Was
tust du hier mitten in der Nacht?« Er hatte Kerstin nicht kommen
hören, wie ein Geist stand sie plötzlich in der Tür.
    »Ich konnte nicht schlafen«, antwortete er und sah sie erschrocken
an.
    »Es ist drei Uhr, und du trinkst Wein? Was ist los mit dir?«
    »Nur ein schlechter Traum.«
    »Aha, nur ein schlechter Traum«, wiederholte sie, und es klang,
als hätte sie seine Lüge sofort durchschaut. Ihr Blick schien bis
in seine Seele zu gehen. »Und deswegen musst du mitten in der
Nacht Wein trinken. Das machst du doch sonst nicht, das ist
gar nicht deine Art. Erzähl mir, was los ist.«
    »Schatz, da gibt's nichts zu erzählen, das ...«
    »Was hast du da geschrieben?«
    Loose versuchte mit der Hand den Block zu verdecken, doch
sie schob seine Hand beiseite und drehte den Block zu sich.
»Lass das, bitte! Das ist nur ...«
    »Nein, ich will das lesen.«
    »Das ist vertraulich und ...«
    »Du kennst mich, ich würde Vertrauliches niemals weitergeben
«, entgegnete sie lapidar und begann zu lesen. Ein paarmal
runzelte sie die Stirn, zog einmal die rechte Augenbraue hoch
und fragte an einer bestimmten Stelle: »Was heißt das hier?«
»Ist doch unwichtig. Hör zu, bitte, das ist nur der Traum, den
ich aufgeschrieben habe«, sagte er beinahe flehend und wollte
ihr den Block wegnehmen, doch sie war in dem Moment stärker,
denn er fühlte sich kraftlos und ausgelaugt.
    »Ein seltsamer Traum«, murmelte sie und las weiter. Sie blätterte
die Seite um, stockte, sah ihren Mann an, las wieder und
ließ sich schließlich zurückfallen. »Was ist passiert?«
    »Nichts und ...«
    »Nichts? Wer ist dieser Koljakow? Und wer sind Elena und
Igor? Sind das auch nur Personen aus deinem Traum? Und
was hat es mit den anderthalb Millionen auf sich und der perfekt
ausgestatteten Klinik? Alles ein Traum? Du bist am
Dienstagabend ziemlich spät nach Hause gekommen, und gestern
wurde es noch später. Wo warst du wirklich? Doch nicht
in der Klinik.«
    Loose trank sein Glas leer. Kerstin beobachtete ihn, sah den
Schweiß auf seiner Stirn, die Flecken auf seinem Unterhemd,
und sie bemerkte die Unruhe, die ihn ergriffen hatte.
    »Hör zu, ich kann nicht drüber reden, ich ...«
    »Du kannst mit mir über alles reden, ich bin schließlich deine
Frau. Hatten wir uns nicht irgendwann vor Jahren geschworen,
nie Geheimnisse voreinander zu haben? Gut, kleine Geheimnisse
hat jeder, aber das hier ist mehr. Und ich brauche
dich doch nur anzuschauen, um zu sehen, dass mit dir was
nicht stimmt. Außerdem wärst du sonst niemals auf die Idee
gekommen, nachts Wein zu trinken. Bitte, sprich mit mir.«
    »Wenn ich doch sage, dass ich nicht darüber reden kann«, stieß
er hervor, fuhr sich durchs Haar und stellte sich ans Fenster
und sah hinaus in die Dunkelheit. Mit seinen Händen stützte er
sich auf der Fensterbank ab.
    Kerstin erhob sich ebenfalls und legte ihre Arme von hinten
um ihn. »Du zitterst ja. Schatz, ich frag dich noch mal: Was ist
los?«
    »Ich kann nicht«, kam es kehlig über seine Lippen.
»Wieso kannst du es nicht? Wir konnten doch bisher immer
über alles sprechen. Wieso jetzt auf einmal nicht?«
    »Weil ich nicht darüber sprechen soll, auch nicht mit dir«, antwortete
er leise.
    »Diese Leute, von denen du geschrieben hast?«
    »Hm.«
    »Was haben sie genau gesagt?«
    »Nichts weiter, ich kann nur im Augenblick nicht klar denken.
Vorhin war das noch anders, aber dann hatte ich diesen Traum.
O mein Gott, warum erzähl ich dir das bloß?«
    »Dreh dich um, bitte«, sagte Kerstin. »So, und jetzt der Reihe
nach.«
    Loose drehte sich um und drückte Kerstin an sich. »Du musst
mir hoch und heilig versprechen, niemals mit irgendjemandem
darüber zu reden. Bitte versprich es mir.«
    »Ja, ich verspreche es. Zufrieden?«
    »Elena und Igor kamen vorgestern in mein Büro, als ich eigentlich
schon gehen wollte. Sie baten mich um meine Hilfe, es ging
um eine Transplantation, die ich vornehmen sollte. Als ich ihnen
sagte, dass ich ihnen nicht

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