Spiel der Teufel
noch deutlicher
werden? Ich bin noch immer euer Vorgesetzter.«
»Entschuldigung, aber das gestern war einfach zu viel ...«
»Es hätte nur eines Wortes bezüglich dieses Treffens bedurft,
als wir allein im Büro waren. So, und jetzt lass hören.«
»Die Frau hat sich uns nur mit Ivana vorgestellt. Sie ist Russin und
lebt seit etwa zwei Jahren in Kiel. Sie hatte nach eigenen Aussagen
eine sehr intensive Beziehung zu Gerd, das heißt, sie waren ein
Paar. Das letzte Mal, dass sie sich gesehen haben, war in der Nacht
von Montag auf Dienstag. Sie hat uns von Ninas Anruf berichtet,
aber auch davon, dass zwischen Nina und Gerd schon seit langem
nichts mehr lief. Die haben nach außen hin nur eine Show abgezogen
... Es geht um Folgendes: Gerd hat undercover ermittelt,
angeblich ohne Kurts Wissen, und wir werden ihn auch nicht darauf
ansprechen, wir wollen nämlich keine schlafenden Hunde
wecken. Wir ermitteln lediglich im Mordfall Wegner und im Fall
der toten Asiatin. Diese Ivana hat uns jedenfalls erzählt, dass sie
bei der Polizei in Moskau gearbeitet hat. Ihre Schwester war Studentin
in St. Petersburg. Als sich jedoch ihre kleine Schwester eine
ganze Weile nicht gemeldet hat, hat sie angefangen nach ihr zu
suchen, jedoch ohne Erfolg. Der langen Rede kurzer Sinn, sie
fand heraus, dass ihre Schwester Larissa nach Deutschland verschleppt
wurde. Was genau mit ihr geschehen war, wusste sie
lange Zeit nicht. Sie ließ sich nach St. Petersburg versetzen und
erfuhr, dass immer wieder Studenten spurlos verschwanden. Sie
fand einen Weg in die Organisation, die dafür verantwortlich ist,
und gewann offenbar auch das Vertrauen der Oberen. Vor zwei
Jahren kam sie dann nach Deutschland. Es geht um Menschenhandel
in ganz großem Ausmaß, aber nicht, wie du vielleicht
denkst, dass man diese Menschen für Pornos oder Prostitution
benutzt, nee, es ist eine ganz andere Dimension. Sie werden wie
Vieh hertransportiert, um abgeschlachtet zu werden, weil man
ihre Organe braucht...«
»Entschuldigung, wenn ich hier einhake, aber das hört sich
doch eher nach Horror und Science-Fiction an«, sagte Harms,
als könnte ihn nicht einmal eine derart schreckliche Nachricht
aus dem Gleichgewicht bringen.
»Dachten wir auch zuerst, aber Ivana hat die Sache so plastisch
geschildert, dass da was dran sein muss. Es geht um Leute, die
einen Haufen Kohle haben und dringend auf ein Organ angewiesen
sind, entweder für sich selbst oder für einen Angehörigen.
Und du weißt ja, wie lang die Listen bei Eurotransplant
sind. Und in der Regel werden Kinder Alten vorgezogen. Aber
das nur nebenbei. Als Gerd in St. Petersburg war, haben sie
sich kennengelernt, aber kurz darauf schon wieder aus den Augen
verloren, als Gerd mit Nina nach Deutschland zurück ist.
Sie hatte jedoch seine Telefonnummer, denn er wollte wissen,
was aus der Suche nach Larissa geworden ist. Den Kontakt zu
ihm hat sie aber erst wieder aufgenommen, als sie in Deutschland
war. Nicht lange danach wurde Gerd von der Organisation
angesprochen, ob er sich nicht ein Zubrot dazuverdienen
wolle. Sein Vorteil war ja, dass er perfekt Russisch sprach. Von
Ivana wusste er schon von dieser Organisation, wenn auch keine
Details, und da muss wohl sein Jagdinstinkt geweckt worden
sein. Jedenfalls hat er als Informant gedient, das heißt, er
hat Infos über Razzien und andere Kleinigkeiten weitergegeben
und dafür ordentlich kassiert. Das ging bis vor knapp zwei
Wochen so, als er zum ersten Mal am Hafen eingesetzt wurde,
und zwar bei genau jener Razzia, die ohne Ergebnis verlaufen
ist. Eine Razzia, für die er vom LKA angefordert wurde. Letzte
Woche hat er dann Ivana zu verstehen gegeben, dass er jetzt
entsprechende Schritte einleiten werde, was Ivana ihm aber angeblich
ausreden konnte. Trotzdem muss irgendetwas passiert
sein, das ihn hat auffliegen lassen. Irgendjemand muss ihn verraten
haben, jemand, dem er vertraut hat. Das heißt, es könnte
sein, dass sein Mörder in unseren Reihen zu finden ist, denn
Ivana behauptet, dass außer Gerd noch sechzehn weitere Beamte
von Zoll und Polizei auf der Lohnliste der Firma stehen.
Das Problem ist nur, dass sie keine Namen hat, sondern die
Betreffenden Nummern bekommen. Sie selbst arbeitet in der
Buchhaltung und konnte uns deshalb diese ziemlich genauen
Infos geben. Gerd hat im Monat zwischen drei- und viertausend
Euro bekommen, was auch erklärt, warum er sich so viel
leisten konnte. Um das Ganze
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