Spiel der Teufel
aber hier in Kiel. Du kannst ebenso eine Rufumleitung
fürs Festnetz einrichten. Es gibt aber auch noch andere
Möglichkeiten.«
»Das weiß ich selber. Ich frag mich, was diese Frau will? Und
was weiß sie über Gerds Tod?«
»Sei doch nicht so ungeduldig, in ein paar Minuten erfährst
du's«, sagte Santos und sah Henning von der Seite an und legte
eine Hand auf seinen Oberschenkel. »Das alles nimmt dich
mehr mit, als du zugeben willst, und das kann ich nachvollziehen.
Wenn ich dir helfen kann, sag's ...«
»Du bist meine Partnerin und hilfst mir sowieso ...«
»Nein, ich meine, wenn du mit dieser Frau allein sprechen
willst oder sie mit dir, ich hab kein Problem damit.«
»Tut mir leid, wenn ich etwas von der Rolle bin, es hat nichts
mit dir zu tun.«
Der Verkehr wurde dichter, je weiter sie in die Innenstadt kamen.
Kurz hinter der Hörnbrücke stoppte Henning, schaltete
den Warnblinker ein und ließ das Fenster herunter. Nur wenige
Sekunden später klingelte sein Telefon.
»Ich sehe Sie. Fahren Sie auf den Parkplatz, dann gehen Sie
zum Eingang des Drogeriemarkts im Hauptbahnhof und warten
dort. Frau Santos kann mitkommen, das heißt, ich möchte
sogar, dass sie mitkommt.«
»Wie edel von Ihnen.«
»Sparen Sie sich Ihren Sarkasmus ...«
»Und wie erkenne ich Sie?«, fragte Henning schnell, bevor sie
wieder auflegte.
»Ich erkenne Sie. Bis gleich.«
Henning fuhr zum Parkplatz und sagte: »Sie will uns beide sehen.
Vielleicht befürchtet sie, du könntest Verstärkung rufen.«
»Das hätten wir doch tun können, als wir noch unterwegs waren.
Sie hat Angst, sonst würde sie nicht diese Vorsichtsmaßnahmen
treffen.«
»Und woher willst du das wissen? Ich hoffe nicht, dass das eine
Falle ist.«
»Hätte sie keine Angst, wäre sie nicht so vorsichtig. Und warum
sollte uns jemand eine Falle stellen? Wir wissen doch im
Moment noch überhaupt nichts über Gerds Tod, außer dass er
ermordet wurde.«
»Und Selbstmordattentate werden nur bei Nacht verübt, wenn
keiner auf der Straße ist«, entgegnete Henning lakonisch.
»Idiot. Hast du etwa Schiss?«
»Quatsch. Auf geht's.«
Im Bahnhof hielten sich viele Menschen auf. Henning und Santos
stellten sich neben den Eingang des Drogeriemarkts und
warteten einen Moment, bis sein Telefon erneut klingelte.
»Wie ich sehe, sind Sie tatsächlich allein. Kommen Sie die Treppe
hoch zur Tafel mit den Abfahrtszeiten.«
Oben angelangt, sagte Henning: »Wo will sie uns noch überall
hinschicken?«
»Nirgends, aber drehen Sie sich bitte nicht um«, war die Antwort.
»Sehen Sie mich nicht an, ich weiß nämlich nicht, ob ich
beobachtet werde. Wenn wir sprechen, dann tun Sie so, als
würden Sie und Frau Santos sich unterhalten.«
»In Ordnung. Aber ist das der richtige Platz für ...«
»Nein, ist es nicht. Ich will nur Ihr Wort, dass ich Ihnen bedingungslos
vertrauen kann.«
»Sie haben mein Wort«, entgegnete Henning leise. »Ganz
gleich, was Sie uns auch zu sagen haben, wir werden vorläufig
mit niemandem darüber sprechen.«
»Gerd hat gesagt, dass ich mich im Fall der Fälle an Sie wenden
soll. Haben Sie heute Abend schon etwas vor?«
»Nein«, antwortete Santos schnell.
»Gut. Dann treffen wir uns um halb elf an der St.-Johannis-
Kirche. Sie wissen, wo die ist?«
»Ja, ich wohne fast um die Ecke«, antwortete Henning. »Und
dann?«
»Dann folgen Sie mir mit Ihrem Wagen. Und keine Angst, ich
habe nicht vor, Sie in Gefahr zu bringen.«
»Und wer garantiert uns, dass wir Ihnen vertrauen können?«,
wollte Santos wissen.
»Diese Garantie kann ich Ihnen leider nicht geben. Wir hätten
uns auch im Steigenberger treffen können, aber das wird seit
ein paar Tagen observiert, wie Sie sicherlich erfahren haben.«
»Ihretwegen?«, fragte Henning süffisant lächelnd.
»Nein, es ist nur ein Ablenkungsmanöver«, antwortete die
Frau, als hätte sie die Spitze in Hennings Worten nicht gehört.
»Wie soll ich das verstehen?«
»Das erklär ich Ihnen alles heute Abend. Und bitte, ich muss
mich auf Sie verlassen können, Gerd hat mir ausdrücklich Ihre
Namen genannt, falls ihm etwas zustoßen sollte. Sie würden
doch einen Freund nicht verraten, oder?«
»Würden Sie es?«
»Wir sehen uns später.« Sie war bereits im Begriff zu gehen, als
Henning sie mit der Frage zurückhielt: »Wie ist Ihr Name?«
»Auch das erfahren Sie später. Bis dahin nennen Sie mich einfach
Frau Wegner.«
»Bitte?«, stieß Santos hervor.
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