Spiel der Teufel
wenn ich sie
nicht kenne. Ist eine blöde Angewohnheit von mir, weil ich
denke, dass wir alle am selben Strang ziehen und irgendwie
auch eine Familie sind.«
»Ich habe nur eine Familie, aber die ist nicht hier im Präsidium
«, konterte Henning. »Kommen wir zur Sache. Sie sind wegen
Wegner hier, richtig?«
»Erfasst. Also noch mal von vorne - Sie leiten die Ermittlungen
im Fall Wegner?«
»Das wissen Sie doch längst von Herrn Harms. In welcher Abteilung
beim LKA sind Sie?«
»OK. Gerd oder Herr Wegner wurde uns von Herrn Ziese zur
Verfügung gestellt, wenn Not am Mann war, was in letzter Zeit
häufiger vorkam. Von Herrn Ziese haben wir auch erfahren,
was passiert ist.«
Henning warf einen kurzen Blick zur Seite und sah, wie Santos
den Daumen waagrecht hielt.
»Und wie können wir Ihnen weiterhelfen? Wir leiten eine
Morduntersuchung und führen keine Ermittlungen im Bereich
organisierte Kriminalität durch.«
»Darüber sind wir uns durchaus bewusst«, meldete sich nun
Lehmann zu Wort, wobei sich seine Haltung straffte und er mit
der rechten Schulter zuckte. »Doch Wegner hat auch mit uns
zusammengearbeitet.«
»Und in welcher Angelegenheit?«, fragte Santos.
»Darüber können und dürfen wir Ihnen leider noch keine Auskunft
geben, aber ...«
»Was wollen Sie dann hier? Entweder wir kooperieren, oder
Sie arbeiten weiter an Ihren Sachen, und wir versuchen den
Mörder unseres Kollegen zu finden«, entgegnete Santos kühl
und doch charmant lächelnd, was die beiden ihr Gegenübersitzenden
sichtlich irritierte.
»Wegners Tod ist uns allen sehr nahegegangen. Wir wissen allerdings
auch, dass Sie und Wegner befreundet waren«, sagte
Lehmann und sah Henning an. »Da könnte doch leicht der
Verdacht entstehen, dass Sie befangen sind und unter Umständen
Dinge tun, die nicht nur Ihnen, sondern auch andern hier
schaden könnten. Außerdem ist bei Mord eines Kollegen doch
normalerweise die Interne zuständig. Oder ist mir da was entgangen?
«
»Befangenheit kenne ich nur von Richtern, und ich kann mich
nicht erinnern, jemals etwas getan zu haben, das andern geschadet
hätte. Und was die Interne betrifft, die haben sich bisher
nicht blicken lassen.«
»Nun, bezüglich Ihrer Person haben wir andere Informationen.
Der Fall liegt zwar sieben Jahre zurück, aber Sie haben
sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert...«
»Stopp, das geht zu weit«, funkte Harms energisch dazwischen.
»Das von damals hat mit Wegners Tod nicht das Geringste zu
tun. Herr Henning hat sich nie etwas zuschulden kommen lassen,
und auch in dem von Ihnen angedeuteten Fall hat er sich
voll und ganz an die Regeln gehalten. Wenn Sie gekommen
sind, um mit Dreck um sich zu werfen, erkläre ich dieses Gespräch
sofort für beendet, damit das klar ist.«
»Ich entschuldige mich in aller Form, war nicht so gemeint...«
»Doch, war es«, sagte Henning und beugte sich nach vorn. »Sie
scheinen sich sehr genau über mich und vermutlich auch über
meine Kollegen informiert zu haben. Hab ich recht?«
»Nein, haben wir nicht, ich habe den Fall damals nur eingehend
verfolgt und ...«
Jetzt ergriff Klose das Wort. »Hören wir doch mit diesem Geplänkel
auf und kommen lieber zum Wesentlichen. Wie können
wir Ihnen bei Ihren Ermittlungen behilflich sein?«
»Lassen Sie mich überlegen«, sagte Henning und fuhr sich mit
einer Hand übers Kinn, während es in seinem Kopf hämmerte
und er sich nur noch wünschte, nach Hause fahren und sich für
zwei oder drei Stunden ins Bett legen zu dürfen. »Vielleicht,
indem Sie uns einfach unsere Arbeit machen lassen. Wir mischen
uns auch nicht in Ihre Ermittlungen ein. Waren Sie schon
bei Herrn Ziese?«
»Gerade vorhin, direkt nachdem er uns angerufen hatte. Er
zeigte sich jedenfalls wesentlich kooperativer als Sie.«
»Wegner war ja auch in seiner Abteilung. Aber wissen Sie was,
ich habe da schon eine Idee, wie Sie uns helfen könnten, doch
das funktioniert nur nach dem Quidproquo-Prinzip. Sie geben
uns Informationen und wir Ihnen. So läuft das für gewöhnlich
unter Kollegen. Wenn Sie damit einverstanden sind, steht einer
Zusammenarbeit nichts im Wege, oder?«, sagte Henning und
sah erst Harms, dann Santos an, die sich ein Grinsen kaum verkneifen
konnte.
»Und wie stellen Sie sich das vor?«, wollte Lehmann wissen.
»Indem Sie mir zum Beispiel gleich hier ein paar Fragen beantworten.
Oder war Wegner in derart geheimer Mission unterwegs,
dass Sie der
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