Spiel der Teufel
Schweigepflicht unterliegen?«, sagte Henning
herausfordernd.
Für einen Moment herrschte Schweigen, dann meinte Klose:
»Also gut, fragen Sie.«
»Wegner war in letzter Zeit häufig für das LKA im Einsatz. So
auch am Vorabend seiner Ermordung. Was genau war sein
Auftrag?«
»Sie meinen seinen letzten?«
»Ja.«
»Es ging lediglich um eine Observierung, was Ihnen aber längst
bekannt sein dürfte. Nichts Weltbewegendes, glauben Sie mir.
Sie gehen doch wohl hoffentlich nicht davon aus, dass sein Tod
etwas mit seiner Tätigkeit für uns zu tun hat?«
»Wovon ich ausgehe oder nicht, kann ich zu diesem Zeitpunkt
noch nicht sagen, weil ich noch keinen einzigen konkreten
Hinweis habe, was vorgestern geschah. Uns fehlen ziemlich
exakt drei Stunden im Leben des Gerd Wegner ...«
»Drei Stunden?«, fragte Klose zweifelnd. »Der Todeszeitpunkt
wurde auf Viertel nach zwei bis halb drei festgelegt. Heißt das,
seine Spur verliert sich ab elf?«
»Gegen Viertel nach elf wurde er von Kollege Konrad an der
Ostseehalle abgesetzt. Uns fehlen jegliche Informationen, was
er von da ab bis zu seinem Tod gemacht hat. Wir wissen allerdings,
dass seine Frau mit ihm um Mitternacht noch kurz telefoniert
hat.«
»Für uns war er nicht mehr im Einsatz«, sagte Klose.
»Das dachte ich mir schon. Um was ging es bei der Observierung?
«
»Ach kommen Sie, Sie wissen doch genau, um was es ging.
Aber ich will Ihnen den Gefallen tun und es Ihnen noch einmal
erklären. Es handelte sich um einen Drogen- und Waffenhändler,
der sich mit ein paar Typen im Steigenberger treffen sollte.
Doch die Aktion hat sich nicht gelohnt, weil die andern nicht
aufgetaucht sind.«
»Und trotzdem wurde das Hotel die ganze Nacht über weiter
observiert?«
»Natürlich, die Kerle halten sich in diesem Job nicht an vorgegebene
Uhrzeiten. Kommen Sie mal für ein paar Tage zu uns,
und Sie werden verstehen, was ich meine. Im Gegensatz zu uns
schieben Sie eine relativ ruhige Kugel.«
Ohne auf die letzte Bemerkung einzugehen, sagte Santos: »In
welchen Bereichen wurde Wegner in der Vergangenheit noch
eingesetzt?«
»Wir haben einen Puff mit Illegalen hochgehen lassen, sind
aber wieder mal nur an die Kleinen, sprich die Huren, rangekommen.
Die Hintermänner sind wie Phantome, die kassieren nur ab, lassen sich aber nie blicken. Außerdem haben
wir ein Containerschiff gestürmt und gefilzt, nachdem wir
einen Hinweis erhalten hatten, dass in einem der Container
Menschen nach Deutschland geschmuggelt werden sollten.
Aber auch das war eine Fehlinformation. Ansonsten wurde
er hauptsächlich bei Observierungen eingesetzt. Wir gehen
also davon aus, dass sein Tod nichts mit seiner Arbeit für uns
zu tun hat.«
Henning lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander.
Er wartete einen Moment, bevor er die nächste Frage stellte.
»Was ist mit der toten Asiatin?«
»Wir haben erst vorhin davon erfahren«, sagte Klose bedauernd.
»Was es damit auf sich hat, entzieht sich noch unserer
Kenntnis.«
»Ich bitte Sie, es liegt doch geradezu auf der Hand, dass dieser
Mord nicht zufällig nur knapp vierundzwanzig Stunden nach
Wegners Ermordung geschah.«
»Dann wissen Sie offensichtlich mehr als wir«, entgegnete
Klose. »Wissen Sie mehr?«, fragte er süffisant lächelnd.
»Nein, aber ich kann zwei und zwei zusammenzählen. Zwei
Auftragsmorde in einem derart kurzen Zeitabstand, dazu noch
in Kiel...«
»Und? Hier ein Polizist, da eine Asiatin. Und ich will Ihnen
eins sagen, Kiel mag zwar, verglichen mit andern Großstädten,
für manch einen ein Provinznest sein, aber das organisierte
Verbrechen hat auch hier längst Fuß gefasst. Wir sind in unserer
Abteilung voll und ganz ausgelastet, weil wir es schon
lange nicht mehr nur mit Drogendealern und Illegalen zu tun
haben, sondern sich auch ganz andere Bereiche bei uns breitmachen.
Deshalb bitten wir auch immer wieder um Unterstützung
von andern Dienststellen, weil wir einfach über zu wenig
Personal verfügen. Aber Wegners Mörder kommt garantiert
nicht aus dieser Grauzone.«
»Was macht Sie da so sicher?«, fragte Santos mit hochgezogenen
Brauen. »Wegner war schließlich für Sie tätig, und Sie
halten nach wie vor wichtige Informationen zurück.«
»Wer sagt das?«
»Ich. Er war viel öfter für das LKA tätig, als Sie uns weismachen
wollen, das sehe ich Ihnen an der Nasenspitze an.«
»Dann sollten Sie mal Ihre Augen überprüfen lassen. Aber zurück
zu
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