Spiel der Wölfe - Briggs, P: Spiel der Wölfe - Hunting Ground (Alpha & Omega 2)
der unnatürlich weiße Gehweg wieder seine normale, dreckige Farbe annahm. Trotz des Regens hing Annas Geruch noch in der Luft.
Es war inzwischen vollkommen dunkel, obwohl es noch nicht spät war– er nahm an, dass es erst kurz nach sechs Uhr war. Es war zwanzig Minuten her, seit Anna seine Macht angezapft hatte, fünfzehn, seitdem er mit ihr gesprochen hatte. Die Schatten wären zu dieser Zeit noch nicht so dunkel gewesen, aber trotzdem dunkel genug, dass ein Großteil der scheußlicheren Wesen sich auf die Jagd machte.
Er trat zurück auf den sauberen Boden und sah sich um. Ein schwarzes Stück Stoff, nass und dreckig, eine Plastiktüte, aus der zwei Paar hochhackige Schuhe gefallen waren, und ein paar Schritte daneben ein anderer Schuh, leuchtend rosa und ein wenig verbrannt. Eine kurze Suche an den Ausläufern des Hexenzaubers– und er roch Vampir.
Vampire, die in Seattle Werwölfe angriffen. Er dachte darüber nach– und ballte die Fäuste bei dem Gedanken an seine Anna, die gegen Blutsauger antrat.
Der Stoff roch nach nichts. Der einsame rosafarbene Schuh war dem Säuberungszauber der Hexe nicht vollkommen ausgesetzt gewesen. Als er ihn an seine Nase hielt, roch er ein wenig nach verbranntem Fleisch und Vampir.
Die anderen vier Schuhe waren neu und rochen nach Leder, Farbe und ein wenig nach Anna. Ein Paar waren relativ flache Pumps, und die anderen waren hochhackig und rot– die Art Schuhe, die Frauen für Männer anzogen.
Charles waren Schuhe völlig egal– und er vermutete, dass er nicht der einzige Mann war, der so dachte. Schuhe, keine Schuhe, ihm war es egal. Nackt war gut, obwohl er in den letzten paar Wochen angefangen hatte zu glauben, dass es ihm fast genauso gut gefiel, wenn sie seine Klamotten anzog.
Selbst als er bei dem Gedanken an Anna in seinem Pullover lächeln musste, wurde er in seiner Jagd nicht langsamer. Er folgte den Rändern des Hexenzaubers, bis er die Spur entdeckte, welche die Vampire hinterlassen hatten– was nicht weiter schwierig war, nachdem zumindest einer von ihnen heftig blutete. Er ließ seine Nase die Arbeit tun, und anschließend hatte er kein Lächeln mehr übrig.
Ein Vampir, hatte er gedacht, oder vielleicht auch zwei. Seine Nase sagte ihm jetzt, dass es mehr gewesen waren. Er roch sechs individuelle Gerüche. Sechs Vampire waren hinter seiner Anna her gewesen.
Und er fragte sich, ob sie wirklich so ehrlich gewesen war, wie er gedacht hatte, als sie ihm erzählt hatte, es ginge ihr gut. Der rosafarbene Schuh zerbrach in seiner Hand, und er ließ ihn fallen. Er knurrte wieder, als er dem Vampirgeruch zu einem Parkhaus folgte– Platz sechsundvierzig.
Vier Minuten und ein wenig Einschüchterung später– was ihm in der Stimmung, in der er gerade war, nicht schwerfiel– hatte er herausgefunden, dass der Parkplatz für sechs Monate bezahlt war, aber nur hin und wieder benutzt wurde.
Es gab keinen Weg, herauszufinden, ob die Vampire mit der Person in Verbindung standen, die den Platz gemietet hatte, oder ob sie einfach nur einen leeren Platz gefunden und benutzt hatten. Er tendierte eher zur zweiten Möglichkeit. Sie hatten nicht vorgehabt, lang zu bleiben, und die Autos wurden alle zwei Stunden kontrolliert.
» Yeah«, sagte der Mann, der eigentlich kaum älter als ein Junge war. Er sah ihn nicht an, und dass er das nicht tat, erlaubte Charles, sich ein wenig zu beruhigen. » Jemand kam hier rausgerast wie von Höllenhunden gejagt. Ich erinnerte mich daran, weil es ein Minivan war, ein blauer Dodge– nicht die Art von Auto, in dem man durch die Stadt rast. Ich hatte nicht bemerkt, dass er reingefahren war, aber als ich heute Abend zur Arbeit kam, habe ich die Autos kontrolliert. Ich erinnere mich an keinen Minivan außer den von Mrs. Sullivan.«
Charles machte sich darum keine Sorgen. Mentale Magie, die sich auf die Psyche des Menschen auswirkte, gehörte zu den unter Vampiren meistverbreiteten Gaben. Wenn sie dem Wärter gesagt hatten, er solle sich nicht erinnern, dann erinnerte er sich auch nicht.
» Erzählen Sie mir mehr über den Minivan.«
» Drei Männer und eine Frau. Sie sahen alle aus wie vom FBI, wissen Sie, was ich meine? Teuer und konservativ angezogen.« Der Mann blickte zu Charles auf. » Sind Sie ein Polizist oder so? Sollten Sie mir nicht einen Ausweis zeigen oder so?«
» Oder so«, murmelte Charles, und der Parkhauswächter wurde bleich und wandte den Blick wieder ab. Höflich dankte Charles dem Mann für die Informationen und
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