Spiel der Wölfe - Briggs, P: Spiel der Wölfe - Hunting Ground (Alpha & Omega 2)
Wolfs Temperament zügeln müssen. Nicht nur jetzt, heute– sondern immer. Er musste seinen Drang, ihre Sicherheit zu garantieren, zügeln, damit sie glücklich werden konnte.
Fünf.
Heute allerdings würde er sie nicht nochmal aus den Augen lassen.
Die Lifttüren öffneten sich.
Arthur Madden machte sich an diesem und jenem zu schaffen, rückte die Gedecke ein wenig vom Rand des Tisches weg, dann zog er sie wieder nach hinten.
» Mein Lieber«, sagte seine Gefährtin amüsiert, » was tust du da? Er mag ja der Sohn des Marrok sein, aber du beherrschst die britischen Inseln. Du hast einen höheren Rang als er– und es gibt keinen Grund, nervös zu sein.«
Sie verstand ihn nicht. Aber daran war er gewöhnt. Seine Frau war menschlich, und es gab eine Menge, was sie nicht verstand. Er hielt es ihr nicht vor. Er würde nicht erklären, dass Charles dominant war, dass Charles ihn selbst mit der Stärke all seiner Wölfe hinter ihm mit einem Blick zurücktreiben konnte. Das hieß, dass er all seine Kraft brauchte. Es hieß, dass das Abendessen perfekt sein musste.
Er konnte darauf vertrauen, dass seine Gefährtin alles perfekt zu arrangieren wusste.
» Du hast natürlich Recht«, sagte er. » Ziemlich dumm von mir, mich so anzustellen.«
Sie glitt unter seinen Arm, so schlank wie das Mädchen, das er vor vierzig Jahren geheiratet hatte. Er liebte sie heute genauso sehr wie damals, aber ihr Alter machte ihn traurig. Wenn sie jetzt zum Essen ausgingen, dann hielten die Leute sie für Geschäftspartner– oder für Mutter und Sohn. Als sie jung und schön gewesen war, hatte er nie einen Gedanken an ihr Altern verschwendet, und sie genauso wenig.
Sie roch nach Rosen. » Alles wird gut«, sagte sie. » Ich werde seine Gefährtin unterhalten, und du kannst ihm Geschichten erzählen.«
Er küsste ihr volles sonnenblondes Haar, das sie sorgfältig in der Schattierung färbte, die es bei ihrem Kennenlernen gehabt hatte. » Und wie willst du das anstellen?«
» Ich werde ihr mein Nähprojekt zeigen und mit ihr über Mädchenthemen reden.«
Er drehte sich um und erhaschte einen Blick auf sie beide in dem riesigen Spiegel mit dem vergoldeten Rahmen, der im Eingangsbereich des Hauses hing. Er trug ein goldenes Seidenhemd, das die rotgoldene Farbe seiner Haare betonte; seine Augen waren blau, und die schwarze Stoffhose, die er trug, hätte dieselbe sein können, die er vor all diesen Jahrzehnten zu seiner Hochzeit angehabt hatte.
Sunnys dunkelblaue Bluse hatte lange, wallende Ärmel, welche die Stärke ihrer Arme betonten, ohne zu zeigen, dass das Alter ihre Haut angegriffen hatte. Ihr Kinn war weich, und um ihre Augen lagen Lachfältchen. Seine Sunny lachte für ihr Leben gern.
Sie starb jeden Tag ein Stückchen mehr. Es würde noch lange dauern, dachte er, Jahrzehnte, in denen ihre Haut die Spannung verlor und ihre Muskeln sehnig und schwach wurden. Und er musste dabei zusehen.
Sie erwiderte seinen Blick im Spiegel. » Du siehst fantastisch aus wie immer«, sagte sie und drückte den Arm, der um ihren Oberkörper lag.
» Ich liebe dich«, flüsterte er ihr ins Ohr, vergrub sein Gesicht in ihrem perfekten Haar und schloss die Augen, damit er ihren kostbaren Duft in sich aufsaugen konnte.
Sie wartete, bis er die Augen öffnete und sie seinen Blick im Spiegel auffangen konnte. Dann lächelte sie das breite Lächeln, das ihn dazu gebracht hatte, sie Sunny zu nennen. » Ich weiß, dass du das tust.«
7
S ie kamen zu spät. Sunny gab es auf, ihren Ehemann beruhigen zu wollen, und setzte sich stattdessen auf eine der beiden zueinanderpassenden Queen-Anne-Couchen und beobachtete ihn.
Er war umwerfend. Er würde den Vergleich mit Verachtung strafen, aber sie verglich ihn in seiner menschlichen Gestalt immer eher mit einem Löwen als mit einem Wolf. Selbst in vierfüßiger Form war er gelbbraun-golden.
Momentan stand er vor dem Fenster und schaute mit den Händen hinter dem Rücken verschränkt nach draußen, wodurch er ihr eine schöne Sicht auf seinen Hintern eröffnete. Sie hatte es ihm natürlich nie gesagt– er wüsste es nicht zu schätzen–, aber sie hatte seinen Hintern immer geliebt.
Sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie es geschafft hatte, ihn sich zu angeln, selbst nach all diesen Jahren. Er war alles, was sie sich je gewünscht hatte: wohlhabend, mächtig, ehrenhaft und aus gutem Hause. Er konnte es nicht mehr geltend machen, nachdem er eigentlich schon seit Jahrzehnten tot sein müsste, aber er
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