Spiel der Wölfe - Briggs, P: Spiel der Wölfe - Hunting Ground (Alpha & Omega 2)
zufrieden an. » Na also«, sagte er mit völlig anderer Stimme. » Vielleicht muss ich das wirklich nicht.«
Sie hatte es übersehen, erkannte sie, als sie Tom und Alan Choo ansah. Sie hatte Toms Erstaunen als Zustimmung gedeutet. Angus hatte sie manipuliert.
» Wozu der Test?«, fragte sie.
Angus zuckte mit den Achseln. » Ich kenne Charles schon seit langer Zeit. Ich habe gesehen, wie aus dem stillen Jungen die Waffe wurde, die sein Vater brauchte– die wir brauchten. Nur weil ich die Notwendigkeit einsah, hieß das nicht, dass ich es nicht bedauern konnte. Ich wollte nur sichergehen, dass du fähig bist, den Mann hinter der Fassade des Killers zu sehen.«
» Also hast du ihn absichtlich gegen dich aufgebracht?«
Angus’ Lächeln verbreiterte sich zu einem Grinsen. » Mit der Fingersache? Wo er bereits nach frischem Blut lechzte, weil du in Gefahr geraten bist und seine Jagd ohne Ergebnis war? Sehe ich so dumm aus? Nein, das war nur ein Missgeschick.«
Anna blickte auf die Stuhllehne herab und rieb mit dem Finger über einen Fleck. Jetzt, wo sie daran dachte, sie zu überprüfen, konnte sie Angus’ Ehrlichkeit riechen. Er hatte sich Sorgen um Charles gemacht, Sorgen, dass sie ihm wehtun könnte.
» Ich wusste, dass die Leute Angst vor ihm haben«, sagte sie. » Und du glaubst wirklich, sie denken, dass etwas mit Charles nicht stimmt?«
Angus legte den Kopf schräg, aber es war Alan, der antwortete. » Dass etwas anders ist, zumindest. Nicht so sehr verrückt, mehr… eben anders. Der seelenlose Killer seines Vaters, loyal gegenüber dem Marrok und niemandem sonst. Jedes Wort, das aus seinem Mund kommt, wurde vom Marrok befohlen. Als wäre er die Puppe eines Bauchredners, nur furchteinflößender.«
Anna dachte an den Streit, den Charles und sein Vater gehabt hatten, den letztendlich Charles gewonnen hatte, und öffnete ihren Mund, um etwas zu sagen. Aber dann klappte sie ihn wieder zu. Wenn die Leute das dachten, dann, weil Charles es so wollte.
» Charles tut es absichtlich«, erklärte Angus ihr, während er sie genau beobachtete. Sie hoffte, dass ihr Gesicht nichts verriet, aber seine Worte lagen so nah an ihren Gedanken, dass sie daran zweifelte. Er trommelte ungeduldig auf die Armlehne seines Stuhls. » Wenn die anderen Werwölfe alle Angst vor ihm haben, werden sie nichts Dummes anstellen und ihn dazu bringen, sie zu töten. Und sie haben Recht, ob sie es nun wissen oder nicht. Etwas stimmt nicht, ist es dir nicht aufgefallen? Sein Wolf ist völlig außer Kontrolle. Er sollte ihn in einen gedankenlosen Killer verwandelt haben– aber das ist nicht passiert.«
Bruder Wolf, dachte Anna.
Angus zog eine Augenbraue nach oben und sah sie an, als könnte sie ihm eine Erklärung dafür liefern.
Ein Wolf war für den Angriff heute Abend verantwortlich. Sie glaubte nicht wirklich, dass Angus der Feind war. Er mochte sogar Charles’ Freund sein, wenn sie ihrer Nase vertrauen konnte. Aber sie würde die Einsichten in ihren Gefährten– wenn sie denn welche hatte– nicht mit Angus vom Emerald-City-Rudel teilen.
Sie warf ihm einen Blick zu und entspannte sich auf der Lehne von Charles’ Stuhl, um auf dessen Rückkehr zu warten.
Wut.
Er war so wütend.
Charles hatte auf seinem Weg zur Rezeption alles unter Kontrolle gehabt. Er hatte sich auf die anstehende Aufgabe konzentriert, ein zweites Zimmer bekommen, und alles war in Ordnung gewesen, bis er im Aufzug stand und über den Angriff auf Anna nachdachte. Er hatte geglaubt, dass er fähig sein würde, Annas Geschichte zu durchleuchten und vielleicht etwas Neues zu finden, irgendeinen Hinweis auf den Täter oder das Motiv.
Die Kontrolle, die ihm immer zur Verfügung gestanden hatte, schien dahinzuschmelzen. Er beobachtete, wie die Stockwerke gezählt wurden, und sie schienen sich unheimlich schnell zu bewegen, jetzt, da er so viel zu bedenken hatte.
Eins.
Tom war fast getötet worden. Wenn Charles Anna mit einem von Angus’ anderen Wölfen losgeschickt hätte– und das hätte er beinahe getan–, dann hätte er sie verloren.
Zwei.
Sechs Vampire.
Wenn Toms Hexe so wehrlos gewesen wäre, wie sie erschien, wäre Anna entführt worden.
Drei.
Wenn er sie zu sehr an sich band, würde er sie verlieren. Sie war nicht unterwürfig, sie brauchte seinen Schutz nicht. Nicht auf diese Art. Sie war darauf angewiesen, dass er zurücktrat und ihr erlaubte zu fliegen.
Vier.
Und wenn er das tun wollte, würde er seine Launen kontrollieren müssen. Bruder
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