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Spiel des Lebens 1

Spiel des Lebens 1

Titel: Spiel des Lebens 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Etzold Veit
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Wineyard
    Und: Etage 33: Eden Restaurant
    Eden Restaurant, dachte sie. Der Garten Eden.
    Das Paradies.
    Sie dachte an Jonathans Worte von vorhin.
    Gehe zur Scherbe und steige nach oben, bis du dein Paradies findest.
    Sie rannte, so gut es mit ihrem Knie ging, weiter um den Bauzaun herum. Und dann war da das Tor, und es stand weit offen, und Emily wunderte sich über nichts mehr. Er hatte sie erwartet, und natürlich würde er dafür sorgen, dass sie dorthin kam, wo er sie haben wollte.
    Und sie machte, was er von ihr verlangte.
    Sie schlüpfte durch das Tor und blickte sich um.
    Wo war er? Wo wartete er? Vermutlich oben.
    Im Paradies.
    Dort, wo der Satan bei Milton immer hinwollte.
    Der Satan war nach seinem Sturz in die Hölle ins irdische Paradies hinaufgestiegen, um Adam und Eva zu verführen. Das hatte sie mit Ryan gemeinsam in der Bibliothek gelesen.
    Sie schaute nach oben. Der riesige Wolkenkratzer erhob sich vor ihr wie eine Stange, die bis zum Mond führte. In einiger Entfernung war ein Aufzug. Einer von diesen Außenaufzügen, bei denen man immer glaubt, sie würden bei jeder Windböe umkippen. Aber sie hatte keine andere Wahl. Der Aufzug erhob sich direkt vor ihr. Ein wenig so, als sollte es so sein. Sie drückte auf den Knopf und die Aufzugtüren öffneten sich zischend. Sie betrat die Kabine. Und die Türen schlossen sich.
    Einige Sekunden vergingen. Es war kein Aufzug, wie er später in dem Gebäude sein würde. Es war einer von der altmodischen Sorte, bei der man nie wusste, wann die Kabine endlich am Ziel war, während man im Halbdunkel wartete und wartete und wartete.
    Dann zeigte das Display 33.
    Die Türen öffneten sich. Endlich.
    Sie verließ den Aufzug.
    Ein kalter Wind hieß sie willkommen, hier in über hundert Metern Höhe, und schien ihr alle Wärme aus dem Körper zu pressen. Riesige Stahlträger ragten aus dem Stahlbeton, Knochen in einem unfertigen Körper, der noch nicht zu Fleisch geworden war. Grelle Flutlichter beleuchteten die Fassade und ließen die leeren Fenster und Korridore wie klagende Augen eines Totenschädels in die Nacht blicken.
    Noch eine Böe ergriff sie, noch stärker und kälter als zuvor, und sie schlang die Arme um den Körper.
    Sie blieb ein paar Sekunden stehen, in den Bann gezogen von der Aussicht auf die nächtliche Stadt, die sich unter ihr bis zum Horizont erstreckte. Direkt vor sich sah sie die Tower Bridge, daneben den Tower of London. Links davon die St. Paul’s Cathedral, dahinter begann das Bankenviertel, wo sich noch mehr Wolkenkratzer erhoben, Monolithen des Geldes, die zwischen den alten Stadthäusern hervorragten, als hätte sie ein Riese in den Boden gerammt. Noch weiter nordöstlich erhob sich nahe Greenwich der Canada Tower mit seiner blinkenden Spitze, wo Mum sie heute in die Lounge hatte einladen wollen. Nun war sie in einem anderen Wolkenkratzer gelandet. Und ihre Mum und ihr Dad schwebten ihn Lebensgefahr.
    Mum, wo bist du , dachte sie. Daddy, was hat er mit euch gemacht ?
    Für einen Moment spürte sie, dass ihr alles zu viel war. Sie konnte nicht mehr. Ihr Knie schmerzte, das Blut rann ihr übers Gesicht, sie stand hier oben auf dem höchsten Gebäude Londons, und sie war völlig allein. Jonathan hatte all das erreicht, was er wollte.
    Und jetzt konnte sie einfach nicht mehr. Wollte sich hinsetzen und warten, bis er kam und das tat, was er tun wollte.
    Es zu Ende bringen.
    Und dann Ruhe zu haben.
    Für immer.
    Aber natürlich tat sie das nicht.
    Sie wusste, dass sie kämpfen würde, bis zum Schluss, konnte gar nicht anders, auch wenn sie dadurch ihr Leiden nur noch verlängerte.
    Aber warum machte der Mensch das? War es manchmal nicht klüger aufzugeben? Ja und nein.
    Der Mensch tat es, und sie tat es, weil der Mensch dafür geschaffen ist, Hindernisse zu überwinden. Weil das menschliche Gehirn nur dann Endorphine und Glückshormone ausschüttet, wenn man etwas Schwieriges erreicht hat. Und weil man dann glücklicher ist, als wenn es diese schwierige Situation niemals gegeben hätte.
    Langsam, ganz langsam setzte sie sich in Bewegung und ging durch eine Öffnung in die 33. Etage. Klotzige Steinpfeiler stützen die Decke. Blaue Abdeckplanen bedeckten den Betonboden. Teilweise waren die Fenster noch nicht eingesetzt und am Ende des Raumes gähnte ihr mehr als hundert Meter tief der Abgrund entgegen.
    Sie ging weiter. In einiger Entfernung summte ein Generator und ein diffuses Licht sandte ein blasses Leuchten. Sie durchschritt den riesigen

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