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Spiel des Lebens 1

Spiel des Lebens 1

Titel: Spiel des Lebens 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Etzold Veit
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Jonathan, das trifft es. Schneiden kann man mit Messern. Oder mit Scherben. Mit Glasscherben. Shards …
    The Shard , dachte er. Ein schöner Schauplatz, den er sich ausgesucht hatte.
    Und die kleine Emily hatte es sofort herausgefunden. Das Rätsel war zwar auch nicht sonderlich schwer, aber dennoch, Kompliment an die verzogene Göre. So langsam wurde sie erwachsen. Und schlauer.
    Allerdings nicht schlau genug. Denn noch immer wusste er alles, was sie tat. Der Squatter, der Emily vorhin als Polizist verkleidet vor dem College das Handy weggenommen hatte, hatte nicht nur die SIM -Karte ausgetauscht, sondern auch ein Rootkit im Gerät installiert, das dafür sorgte, dass Jonathan alles überprüfen konnte, was Emily auf dem iPhone sah.
    Er schaute auf sein iPad, auf dem er die Benutzeroberfläche von Emilys iPhone sehen konnte. Die Website des Shard war offen, man konnte Youtube-Videos anklicken mit einem Helikopter, der die Baustelle von oben filmte und einem virtuellen Rundgang durch das Gebäude.
    Ein Rundgang.
    Emily würde bald einen realen Rundgang bekommen. Allerdings längst nicht so komfortabel wie der, der auf der Website angepriesen wurde.
    Es war Zeit für sie, aufzubrechen. Es war Zeit, ihr jemanden zu schicken. Jemand, der ihr ein bisschen Beine machte. Denn das Spiel war noch nicht zu Ende. Es hatte gerade erst begonnen
    Er schaute in die Dunkelheit der Nacht und auf die Lichter des Wagens vor ihnen. Er merkte, wie sein Mund Worte formte, wie ein dunkles Gedicht an die Nacht, während die Straßenlaternen des Westends wie Kometen über ihm vorbeizogen.
    Tapfere, kleine Emily, dachte er, folge dem Weg der welken Blätter in einem Herbststurm, der schon den Atem des Winters trägt, folge den lichtlosen Pfaden der Welt und der Seele, folge dem Pfad des strahlendsten Engels, Luzifers, des Lichtbringers. Steige hinauf in den Himmel, kleine Emily. Und je höher du steigst, je höher du kommst, desto tiefer wirst du stürzen. So wie Luzifer. So wie ich.
    Emily, dachte er und grinste.
    Sie geht dahin, wohin sie soll.
    Sie hat mich nicht abgehängt.
    Denn ich bin immer bei ihr.
    Ich bin der Wind.
    Ich bin die Angst.
    Ich bin der Tod.
    Ich werde sie niemals verlassen.
    Ich werde sie niemals vergessen.
    Und im Augenblick ihres Todes wird sie noch schöner sein, als sie es im Leben jemals war.

51
    E mily öffnete die Augen. Spürte irgendetwas Warmes, das über ihr Gesicht lief.
    Sie war immer noch im Mini, vor ihr ein weißer Van. War es der weiße Van? Er schien leer zu sein. Sie schaute in den Spiegel. Blut war auf ihrer Stirn. Ihr Kopf dröhnte.
    Wie viel Zeit? Wie viele Minuten hatte sie bewusstlos über dem Steuer gehangen?
    Sie wusste es nicht.
    Dann wieder das Klingen der SMS .
    ES IST NOCH NICHT ZU ENDE.
    Es waren wohl nur ein paar Minuten.
    Sie sah den Wolkenkratzer, der sich über ihr in den Nachthimmel erhob.
    Die letzten Meter rannte Emily zu Fuß. Sie hatte sich irgendwie hinter dem Steuer hervorgequetscht, die warme Flüssigkeit rann ihr Gesicht herunter, aber sie achtete nicht darauf.
    Sie wusste nur, dass sie nicht zu spät kommen durfte.
    Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Glücklicherweise waren keine Menschen unterwegs, wobei ihr das jetzt auch egal gewesen wäre. Sollten sie sie doch sehen.
    Ja, ich blute , würde sie sagen. Ich werde nämlich seit Tagen von einem irren Psychopathen verfolgt. Und es soll einfach nur vorbei sein, egal wie. Sie rannte zum Bauzaun, der das Eingangstor abtrennte, spürte einen dumpfen Schmerz in ihrem rechten Knie. Irgendwie musste sie sich auch am Knie verletzt haben. Aber es spielte keine Rolle, sie war da, sie hatte es geschafft.
    Und erst jetzt, als sie genau unter ihm stand, sah sie, wie riesig und gigantisch sich das Gebäude in den Himmel schraubte, so als wollte die Glasscherbe das Firmament durchstechen.
    Sie humpelte weiter. Irgendwie musste sie hier reinkommen.
    War da eben jemand gewesen? Eine kleinere Gestalt mit Brille? War er schon hier? Sie schaute noch einmal hin. Niemand. Sie sah Werbung von irgendwelchen Bands und Theateraufführungen am Bauzaun, Hinweisschilder, dass es verboten sei, die Baustelle zu betreten. Am Westeingang ein riesiges Tor. Daneben ein großes Informationsschild, das Auskunft über den Stand der Bauarbeiten und die künftige Raumaufteilung des Gebäudes gab. Emilys Blick kroch im Halbdunkel über das Schild.
    Etage 1–30: Büros, las sie.
    Etage 31–33: Bars & Restaurants.
    Etage 31: Harry’s Bar
    Etage 32: The

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