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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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Mobilfunknummer von Clara
Gray.
    Clara begab sich erneut auf ihre Spielwiese. Nicht dass sie mit
Hummer Schluss gemacht oder ihm eine Antwort auf sein Angebot gegeben hätte.
Sie hielt ihn einfach weitere zwei Wochen hin. Einmal, als sie Bagrats
öffentlichem Training beiwohnte, glaubte sie Pit Vogel unter den Zuschauern zu
bemerken, Hummers Assistenten. Entweder war er nachher schnell verschwunden,
oder sie hatte sich getäuscht. Ein andermal meinte sie Nachtigal erkannt zu
haben, beim nächsten Mal sogar den Franzi, ihren ersten Mann. Sie ignorierte
diese Eindrücke ganz einfach und schüttelte sie als Verfolgungswahn ab. Sie
hatte nichts zu verbergen. Doch abends, wenn sie nicht bei Bagrat war, standen
Tränen in ihren Augen – und die pure Angst.
    Bagrat Robinson kommt vor genau vierzehn Jahren nach Deutschland. Er
gehört zum Strom georgischer Flüchtlinge, die ihr Heil und ihr Glück im Westen
suchen. Robinson ist sein Kampfname beim Bitterfeld-Boxstall in Hamburg. Im
Pass ist der Name Bagrat Kavashi eingetragen. In Wirklichkeit aber ist auch das
nicht sein vollständiger Name.
    Er könnte noch viele dieser unaussprechlichen Clan-Namen aus seiner
Heimat vorweisen. Hinzu kommt eine ganze Reihe von Decknamen, die er benutzte,
als er schon als ambitionierter Jugendlicher seine eigene kleine Privatmiliz in
der alten Heimat unterhielt. In Wirklichkeit war das eine kriminelle
Vereinigung gewesen, mit Erpressung, Entführung, Waffen- und Menschenhandel,
Mord und allem Drum und Dran. Als ihm die Sache zu heiß wurde, schnappte er
sich die Beute und setzte sich nach Deutschland ab, dem Land der unbegrenzten
Möglichkeiten.
    Zunächst arbeitet er bei Wackerhoff, dem bekannten
Security-Unternehmen. Dort, im Training, entdeckt ihn einer der
Bitterfeld-Box-Scouts und holt ihn in den Stall. Nach neunundzwanzig Kämpfen,
davon siebenundzwanzig durch K.o. und zwei Unentschieden, wird er innerhalb von
fünf Jahren Europameister.
    Wie auch immer, zweifellos vermochte dieser Bagrat verdammt
teuflisch zu lächeln, wenn er seine Lippen zu einem süßen Schmollmund spitzte.
Seine Art ließ nach kurzer Zeit die Schmetterlinge in Claras Bauch heftig
flattern. Ach was, Schmetterlinge. Ehrlich gesagt, machte sie das richtig
scharf. Die breiten Schultern, die schlanken Hüften, die rotzfreche
Selbstsicherheit und – ja, das besonders – sein ausgeprägtes Gefühl für
Grausamkeit.
    Bei Uly Hummer erbat sie sich weitere zwei Wochen Bedenkzeit. Kurz
vor Ablauf dieser Frist sagte sie ihm ab. Es kam zu einer letzten – nicht ganz
widerspruchsfreien – Unterredung.
    »Du lehnst also ab«, schloss Hummer gefährlich leise. »Ich spare mir
also zehn Millionen Euro. Ganz schön viel für eine verdammte Hure.«

Teil 2
    Lola

EINS
    Sommer 2010, Urlaub. Die Zeit, vor der bayerische Zeitungen
warnen: Bleibt in den Betten, die Preußen kommen.
    Der Kriminalrat Ottakring nahm’s wörtlich. Er blieb im Bett. Nicht
wegen der Preußen, sondern ganz einfach weil er es endlich geschafft hatte,
eine paar freie Tage einzuplanen. Und natürlich wegen Lola, die neben ihm im
swimmingpoolgroßen Bett lag und schlief.
    Vorsichtig stützte er sich auf den Ellenbogen und schaute die Frau
im kalten klaren Licht der Morgendämmerung beinahe verstohlen an. Sie lag auf
dem Rücken, vollkommen entspannt wie ein kleines Mädchen. Vorhin, gleich nach
dem Erwachen, hatte er mit seinen plumpen Händen ihr ebenmäßiges Gesicht
betastet, hatte ihr übers Haar gestreichelt und ihre Lippen sanft mit dem
Zeigefinger geöffnet, als könne er damit ihre reife Schönheit fühlen. Sie hatte
nichts davon bemerkt. Mei, dachte er, wie ich dieses Weib liebe. Was er gesucht
hatte, was er sich ausgemalt hatte, ein Leben voller Gefühle, voller Gedanken,
in diesem einen Augenblick kam alles zusammen.
    Ihr neues Haus stand in Brannenburg im zauberhaften Inntal. Sie
hatten es gekauft, als eines Tages vor ihrem früheren Haus in Aschbach ein
älteres Paar mit fremdländischem Akzent gestanden war. »Das ist Ihr Haus, nicht
wahr?«, hatte der Fremde gesagt. »Meine Frau und ich möchten es kaufen.« Das
Angebot war der Art gewesen, dass die Ottakrings es nicht ablehnen konnten.
    Clara Gray hatte Lola vor Jahren ein zauberhaftes Haus mit grünen
Fensterläden und einem Blumengarten gezeigt, das ihr auf Anhieb gefallen hatte.
Seit Kurzem bewohnten sie dieses Haus auf einem grünen Hügel in Brannenburg,
angesichts des Heubergs, des Kranzhorns und der Silhouette Neubeuerns, hinter
sich

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