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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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seiner
Einstandsfeier mitgebracht und handeln lassen. Was hatte er damit beabsichtigt?
Er wollte sein Team mit einer Attraktion auf sich einstimmen, auf seine Linie
bringen. Ihnen zeigen, was unter seiner Regie alles möglich ist. Seht her, so
läuft der Hase! Taff sein ist die Devise!
    Und dann war es gründlich schiefgegangen. Sehr gründlich. Man kann
vor der Tat fliehen, nicht aber vor der Schuld. Bestraft mich … Irgendwann
musste Schluss sein.
    Rico musste ein breites Grinsen unterdrücken. So oder ähnlich hätte
es sich abspielen müssen, wenn nicht … Ja, wenn nicht alles wie geplant
verlaufen wäre.
    Musste er nun gegen ein schlechtes Gewissen ankämpfen? Analytisch,
kühl abwägend, nur Schwerpunkte erwägend – hatte das für ihn nicht schon immer
gegolten? Die einzige Möglichkeit, mit der Wirklichkeit fertig zu werden, war
nicht vages Grübeln, sondern die Auseinandersetzung mit den Tatsachen. Und
dafür gab es nur einen einzigen Weg. Einen einzigen. Endlich, als ihm das klar
geworden war, konnte er einschlafen.
    * * *
    Nur aus Höflichkeit und reiner Kollegialität war Ottakring zu Stahls
Einstandsfeier am Sonntag marschiert. Und nur, weil Schuster, der taktvolle
Präsident, sein eigenes Kommen abgesagt hatte. Stahl, sein Nachfolger, war ihm
weder sympathisch noch unsympathisch gewesen. Ein bisschen arrogant vielleicht,
wobei seine Tüchtigkeit und seine dienstlichen Erfolge außer Frage standen. Er
durfte zu Recht stolz sein.
    Doch der seltsame Tod dieses Vamos übertraf alles. Und Stahl war
zweifelsfrei dafür verantwortlich, dass es in den Diensträumen passiert war. Er
hatte Vamos mitgebracht, aus welchen Gründen auch immer. Ob Stahl jemals
weiterermitteln oder ob ihm zukünftig jeder Fall von vornherein entzogen werden
würde – ob er gar auf seinem frisch anvertrauten Posten abgelöst werden würde,
das war nach Ottakrings Auffassung fragwürdig.
    Er stand am Fenster im Brannenburger Haus und schnaufte tief durch –
das alles ging ihn nichts mehr an. Seine Gedanken waren bei Lola. In seiner
Vorstellung konnte er jede Einzelheit ihres Gesicht nachzeichnen. Wie ein
Künstler konnte er ihren Kopf und ihre Gestalt mit allen Details modellieren,
besonders das Lächeln, das sie ihm schenkte, und ihre Augen mit diesem
verführerischen Ausdruck.
    Er kochte innerlich, wenn er an die Lage dachte, in der sich seine
Frau befinden musste. Er wusste rein gar nichts von ihr. Niemand hatte etwas
gesehen oder gehört. Dabei war sie am helllichten Tag verschwunden. Jedes
Verbrechen hinterlässt Spuren, und erscheinen sie anfangs noch so unbedeutend.
Ein ehernes Gesetz der Kriminalistik. Doch in diesem Fall schien es nicht zu
gelten.
    Er war versucht, auf Stahl zuzugehen und ihn um Unterstützung zu
bitten. Doch hatte Stahl nach dem, was vorgefallen war, überhaupt noch die
Befugnis, hierüber zu entscheiden?
    * * *
    Einen einzigen Weg gab es nur für Rico Stahl, sich mit den Tatsachen
auseinanderzusetzen.
    »Alle«, sagte er zu Huawa, als er ins Präsidium kam. »Alle, die
verfügbar sind.«
    Zehn Minuten später hielt sich das gesamte K 1 im Sozialraum
auf.
    »Setzt euch«, sagte Rico. Er strich sich die Krawatte glatt. »Das
hier ist keine offizielle Angelegenheit. Es ist eine Privatsache, ein bisschen
so wie unter Freunden.«
    Bruni und drei, vier andere zogen sich einen Stuhl heran und setzten
sich, die anderen blieben stehen. Chili lehnte an ihrem Türpfosten und machte
ein neutrales Gesicht.
    »Ihr wisst von dem Verfahren gegen mich wegen Vamos. Es wurde
eingestellt. Sein Tod gilt als Selbsttötung. Ich war gestern beim Präsidenten.
Er hat etwas zu mir gesagt, was mich getroffen hat. Er hat ungefähr Folgendes
gesagt: ›Wenn Sie ihn nicht bei Ihrer Feier vorgeführt hätten, wäre Vamos noch
am Leben.‹ Ich hätte ihm antworten können, dass er sich dann eben bei einer
anderen Gelegenheit erschossen hätte. Er hatte ein Problem mit seinen neuen
Haftschalen, und das hätte immer und überall auftreten können, wenn er wieder
Russisches Roulette gespielt hätte. Aber formal hat der Präsident natürlich
recht. Ich habe Vamos eingeladen, und er ist hier gestorben. Ich war also der
Urheber.«
    Rico Stahl ließ den Blick über die Köpfe seiner Mitarbeiter und
Mitarbeiterinnen schweifen. Bei Chili, seiner Stellvertreterin, hielt er kurz
inne. Ihrer Miene war unentschlossen. Rico nahm die Brille ab, um energisch die
Gläser zu putzen.
    »Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen und schließe mich

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