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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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Dinger kein Display
hatten.
    »Hallo, Herr Stahl!«, hörte er. »Wollen Sie sich nicht setzen?«
    * * *
    Etwa zur gleichen Zeit suchte sich Ottakring eine stille Bank im
Riedergarten und wischte sie trocken. Es hatte ein paar Tropfen geregnet. Er
tippte die Nummer von Gesominas Zettel ein. Sie war belegt. Sein Herzklopfen
blieb. Um ihn herum roch es nach den Ferien seiner Kindheit.
    Die dunklen Wolken hatten sich nach Osten Richtung Chiemsee
verkrochen. Ein paar verlorene Sonnenstrahlen färbten hastig ziehende
Wolkenfetzen rot.
    »Hallo, Ottakring«, meldete er sich, als endlich das Freizeichen
kam. »Sie wollten angerufen werden. Wer sind Sie?«
    Er hatte nicht den blassesten Schimmer, was da auf ihn zukam. Aber
er fühlte wieder etwas Boden unter den Füßen.
    »Ja.« Ein Mann. Keine unsympathische Stimme. »Wir wollen über den
15. August sprechen, nicht? Den Tag, als Ihre Frau abhandenkam.«
    Stimme nicht verstellt, keine Verzerrung, zwischen vierzig und
fünfzig, leichter Akzent, den er nicht identifizieren konnte. Wie stellte er
sich das zugehörige Gesicht vor? Er vermisste ein Aufnahmegerät.
    »Herr Ottakring? Ich hab Sie was gefragt. Wollen Sie nicht hören,
wer sie abgeholt hat?«
    »Erzählen Sie!« Er hatte sich von der Bank erhoben und ging auf und
ab. »Bitte!«
    »Schon besser. Ihre Frau wurde von einem blauen Kastenwagen
abgeholt.« Kurzes Lachen. »Na ja, ›abgeholt‹ ist wohl der falsche Ausdruck.
Stieg durch die Seitentür ein. Nicht ganz freiwillig. Ihre Nachbarin hätte es
sehen müssen. Sie war in der Küche, mit freiem Blick auf die Straße.« Plötzlich
kam Hektik in die Stimme. »Das war’s. Ein blauer Kleintransporter, okay?«
    Stille. Gespräch beendet.
    Nachbarin. Blauer Kastenwagen. Blauer Kleintransporter. Die Welt war
voll davon.
    »Herr Ottakring? Rico Stahl hier. Ich habe soeben einen anonymen
Anruf gekriegt. Es sieht so aus, als wäre Ihre Frau in einem Kleintransporter
entführt worden. Einem blauen, sagt der Anrufer.«
    Ottakrings Unbehagen wuchs. Nahm dieser Anrufer mit jedem Kontakt
auf? Warum? Was steckte dahinter?
    »Hallo? Ottakring? Sind Sie noch dran? Ja? Wir werden diesen
Entführungsfall nun offiziell übernehmen müssen. Ich lade Sie ein, Ihren Teil
beizutragen. Also Mitglied in der SoKo zu werden. Es geht schließlich um Ihre
Frau.«

SECHS
    Polizeihauptmeister Lewandowski hat eine reizende blonde Frau
zu Hause und zwei gut gelungene Buben, auf die er gscheit stolz ist, der
Lewandowski. Sebastian ist Klassensprecher der 4 a, der siebzehnjährige
Anton unter den ersten zwanzig in Deutschland im
Fünfzehn-Kilometer-Winter-Duathlon. Lewandowski hätte ihn, den Toni, an diesem
Samstag zu gern selbst zum Training nach Reit im Winkl gefahren und wär dabei
gewesen, aber er hat Dienst. Kriminaldauerdienst wird vierundzwanzig Stunden am
Tag gefahren, dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr. Und zwei müssen immer
ran. In diesem Fall mal wieder Lewandowski. Also muss an diesem Tag seine Frau
nach Reit im Winkl.
    So kam es, dass Lewandowski den Hörer abhob, als der Anruf einging.
Es war neun Uhr zwei in der Früh.
    Keine sehr männliche Stimme, dachte Lewandowski, doch sie gehörte
eindeutig zu einem Mann. Vielleicht lag das, was er für unmännlich hielt, auch
daran, dass der Mann heftig schluchzte. Der Diensthabende hatte Mühe, ihn zu
verstehen.
    Doch als er die Meldung erfasst hatte, machte er alles richtig. Er
schnitt den stockenden Text mit, stellte den Standort des Meldenden fest und
fragte nach dem Namen. Den wollte der Anrufer nicht nennen, auch daran war
Lewandowski gewöhnt. Er informierte den Kollegen einen Schreibtisch weiter.
Beide reagierten unverzüglich.
    »Die volle Besetzung!«
    * * *
    »Wir haben bisher über tausend Besitzer blauer Kleintransporter
überprüft«, sagte Rico Stahl zu Ottakring. »Ohne Ausnahme. Familienkutschen,
Handwerkerautos, Flughafen-Shuttles, Behindertentransporte. Allerdings bisher
auch ohne Erfolg. Totale Fehlanzeige. Es gibt keinerlei Hinweis darauf, dass
einer der Eigentümer oder eines der Fahrzeuge am 15. August in der Nähe Ihres
Hauses war.«
    »Und meine Nachbarin von der anderen Straßenseite? Haben Sie die
auch noch einmal überprüft?«
    »Die haben wir sogar einem Lügendetektortest unterzogen. Reine Vorsichtsmaßnahme.
Die Frau ist sauber.«
    In Ottakrings Augen trat ein eigentümlicher Ausdruck. »Wer sagt uns
denn, dass uns der Anrufer nicht einfach aufs Glatteis führen wollte? Aus
welchem Grund ruft er fast

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