Spiel, Kuss & Sieg
Azaleenbusch. Hinter dem Busch waren die Geräusche leidenschaftlichen Liebesspiels zu hören.
Alejandro hatte recht, dachte sie missmutig. Auf Polopartys geht es wild zu.
Die Szenerie, die vor ihr lag, war wunderschön. Für die Party waren mehrere bunte Zelte aufgebaut worden, was dem Ganzen mittelalterliches Flair verlieh – zumindest aus der Entfernung. Aus der Nähe sah man, dass sich die gegnerischen Teams an den Bars versammelt hatten und ihre Wettkämpfe nun im Trinken von Hochprozentigem ausfochten. Die Paare, die sich eng umschlungen über die Tanzfläche schoben, schienen ihre Körperhaltungen direkt aus dem Kamasutra kopiert zu haben.
Inmitten dieses bunten Treibens fühlte Tamsin sich unsagbar einsam.
Bislang hatte sie den Abend damit verbracht, Alejandro aus dem Weg zu gehen. Das hatte sich als nicht allzu schwierig erwiesen, weil er ständig von Leuten umringt wurde, die irgendetwas von ihm wollten. Frauen, die sich wie kostbare Accessoires an seinen Körper schmiegten, aber auch Polospieler, die ihm zum gewonnenen Spiel gratulieren und sich ein wenig in seinem Glanz sonnen wollten.
Tamsin entschuldigte sich bei ihrem momentanen Gesprächspartner und flüchtete ins nächste Zelt. Auch hier war eine Bar aufgebaut worden, an der offenbar Cocktails gemixt wurden.
„Ah, Lady Calthorpe“, sagte eine samtige Stimme an ihrem Ohr. „Ich freue mich, Sie endlich kennenzulernen.“
Sie wandte sich um. Im Dämmerlicht des Zeltes konnte sie außer den funkelnden Augen und den weißen Zähnen nur wenig von dem Mann erkennen, der sie angesprochen hatte.
„Ich bin Francisco. Ich spiele an der Seite von Alejandro im Team von San Silvana. Lassen Sie mich Ihnen einen Drink holen, querida , und dann erzählen Sie mir alles über sich.“
Einen Moment später war er zurück und reichte ihr ein Cocktailglas. Eine Hand auf ihren Rücken gelegt, führte er sie nach draußen zu einer Bank.
„Haben Sie etwas dagegen, wenn wir uns setzen? Das Spiel heute war ziemlich brutal, mein ganzer Körper schmerzt.“
„So sah es auch aus. Ich habe mir Sorgen gemacht, dass jemand dabei umkommt.“
„Jemand Bestimmtes?“, fragte Francisco.
Tamsin musterte ihn scharf. In dem Licht der Papierlampions wirkten seine Augen freundlich. Sie waren umgeben von einem feinen Geflecht aus Lachfältchen. Unvermittelt überkam sie das Bedürfnis, sich ihm anzuvertrauen.
„Ja“, erwiderte sie und nippte an dem Cocktail. „Natürlich wird nie etwas daraus.“
„Alejandro ist ein attraktiver Mann. Aber Sie sind eine wunderschöne Frau, querida . Aussichtslos? Ich denke nicht.“
„Sie sind sehr nett. Aber selbst wenn ich in derselben Liga spielen würde wie die Frauen, die ihn ständig umringen, würde es nicht funktionieren. Es gibt da andere … Probleme.“ Sie trank noch einen Schluck und war überrascht, dass das Glas schon leer war. „Das schmeckt köstlich. Was ist das?“
„Wodka mit Schokoladengeschmack. Gut, nicht wahr?“ Francisco lachte. „Ich glaube, im Himmel trinkt man das die ganze Zeit über. Warten Sie, ich hole uns noch einen. Und dann erzählen Sie mir von den anderen Problemen. Vielleicht kann ich helfen.“
Die Musik war ruhiger geworden, während Alejandro sich seinen Weg durch die tanzenden Paare bahnte. Er kam nur langsam voran. Immer wieder wurde er von Frauen zum Tanz aufgefordert. Aber er lehnte alle Angebote ab.
Er musste Tamsin finden.
Den ganzen Abend über hatte er versucht, in ihrer Nähe zu bleiben. Doch sobald er ihr zu nahe kam, schien sie davonzuschweben. Und als er wieder einmal nach ihr Ausschau hielt, war sie nirgends zu entdecken. An Männern, die sich an sie heranmachen könnten, herrschte hier kein Mangel. Hatte dieser Gedanke ihn vor ein paar Tagen noch mit Verachtung erfüllt, empfand er nun das Bedürfnis, sie zu beschützen. Wenn auch nur einer sie anrührte …
„Hey, Eduardo!“ Alejandro hatte seinen Teamkameraden mit der Nummer vier entdeckt. Er hielt eine dunkelhaarige Frau in einem silbernen Kleid im Arm. „Hast du Tamsin gesehen?“
Eduardo runzelte die Stirn. „Blond? Blaues Kleid? Tiefer Ausschnitt? Sicher!“
„Wo?“
„Sie hat da vorne mit Francisco geredet. Auf der Bank hinter dem Wodka-Zelt. Aber“, warnte er scherzend, „die beiden schienen sehr vertieft zu sein und wollen bestimmt nicht gestört werden. Hey … Alejandro! Alejandro, verdammt! Bleib locker!“
Doch es war zu spät. Alejandro drängte an ihm vorbei nach draußen. Sein
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