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Spiel mir das Lied vom Wind

Spiel mir das Lied vom Wind

Titel: Spiel mir das Lied vom Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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Baum mit bunten Bändern geschmückt und dann in Peters Kombi geschoben. Ein Drittel hätte zwar hinten herausgeschaut, aber sie hätten die Birke mit Spanngurten sicher befestigt.
    Weil es neuerdings aber immer wieder passierte, dass Autos mit Maibäumen von anderen jungen Männern angehalten und ausgeraubt würden, seien sie auf dem Rückweg sicherheitshalber nicht wieder über die Kölner Straße und mitten durch Gemünd gefahren, sondern durch den Wald und über Schleichwege nach Schleiden gerumpelt. Aber auf der Höhe von Wintzen sei es doch passiert. Ein Auto sei von rechts, vom Ort Wintzen aus, auf sie zugeschossen und habe sich quer vor sie gestellt, sodass sie keine Chance hatten weiterzufahren. Es habe sie praktisch abgefangen.
    »Wie sah das Auto aus?«, unterbrach Brummer ihn.
    »Dunkel. Keine Ahnung, welche Marke. Dazu hatte ich keine Zeit. Zwei Männer saßen drin.«
    »Was für Männer? Wie sahen sie aus?«
    »Schwarz«, behauptete Sebastian und ergänzte nach kurzem Zögern: »Ich meine, sie waren schwarz angezogen.«
    Brummer und Neugebauer seufzten und sagten: »Weiter.«
    »Es gab eine Mordsschlägerei. Zum Schluss haben sie Ruben und mich einfach davongejagt. Was mit Peter danach passiert ist, wissen wir nicht.
    »Aber wir«, sagte Brummer. »Er ist erschlagen worden.«
    »Das weiß ich auch«, meinte Sebastian trotzig.
    »Warum haben Sie keine Anzeige erstattet?« »Es ging doch nur um den blöden Baum, dachte ich am Anfang.«
    »Haben Sie nicht versucht, Peter am anderen Tag zu erreichen?«
    »Doch«, antwortete Sebastian. »Ich habe mich gewundert, wo er steckt.«
    »Gewundert, sonst nichts?«
    »Ich wollte auch zur Polizei gehen, ehrlich. Aber Ruben hat gesagt, lass die Polizei aus dem Spiel. Wegen dem illegalen Baum. Das käme uns teuer zu stehen. Peter würde irgendwann schon wieder auftauchen.«
    »Ist er aber nicht«, meinte Brummer.
    »Nein«, sagte Sebastian. »Ist er nicht.«
    Neugebauer und Brummer wechselten Blicke und nickten sich zu. »Wissen Sie was?«, fragte Brummer. »Wir glauben Ihnen die Nummer mit den zwei schwarzen Männern nicht. Ruben und Sie waren eifersüchtig auf Peter. Ruben und Sie haben Peter mit dem Maibaum erschlagen.«
    Sebastian sprang auf. »Nein!«, brüllte er. »Wir waren das nicht. Wie kommen Sie darauf? Wir sind doch Freunde!«
    »Wie haben Sie sich kennen gelernt?«
    »Über Jessica.«
    »Also ist er eigentlich Jessicas Freund.«
    »Schon«, gab Sebastian zu. »Aber ihre Freunde sind auch unsere Freunde. Fragen Sie doch Ruben!«
    »Das werden wir tun«, versprach Neugebauer, umfasste Sebastians Oberarm und steuerte ihn hinaus. Sebastian ließ es sich widerwillig gefallen. Im Türrahmen begegneten sie Ruben Graf.
    »Hereinspaziert«, forderte Brummer ihn auf.
    Ruben Graf erzählte treu und brav die gleiche haarsträubende Geschichte von den zwei schwarzen Männern – mit dem einzigen Unterschied, dass er behauptete, Sebastian habe ihn davon abgehalten zur Polizei zu gehen. Als Brummer ihn nach seiner Beziehung zu Jessica fragte, sagte er, sie seien nur Freunde, mehr nicht.
    »Haben Sie nicht gestern noch bei ihr übernachtet?«
    »Aber es ist nicht, wie Sie denken.«
    »Was denke ich denn?«, wollte Brummer wissen.
    »Wir sind wirklich nur Freunde. Ich kümmere mich ein bisschen mehr um sie, seit Peter tot ist.«
    Brummer verdrehte die Augen. Auch Ruben glaubte er kein Wort. Auch Ruben blieb in polizeilichem Gewahrsam. Beide Jungen standen unter dringendem Mordverdacht und mussten ihre Finger auf schwarze Stempelkissen drücken. Auch Jessica Polzin, die sich zu Hause bereit halten sollte, stand diese Prozedur noch bevor.
    Es war hinter Dordrecht, als Sonja Senger zu ihrem Fahrer sagte: »Jetzt sind wir bald da.«
    Und Wesseling meinte beiläufig: »Hab ich dir schon gesagt, dass ich gestern am späten Abend eine Mail von der Verkehrssicherheit bekommen habe? Sie haben den Bus deines … ich meine … von Krux gefunden. Ich dachte, es wäre zu spät, um dich noch einmal anzurufen.«
    »Rücksichtsvoll«, sagte sie und dachte, die besten Neuigkeiten behält er für sich, schläft einfach drüber und gondelt mit mir lässig durch halb Holland. Die reine Selbstherrlichkeit. Sonja fragte sich, nach welchem System er aus den Reihen seines Personals denjenigen erwählen würde, der sich mit dem Bus beschäftigen durfte. Sie wollte es nicht sein. In Harrys Sachen wühlen? Nein, danke.
    »Es geht jetzt Schlag auf Schlag, nicht wahr?«, meinte Wesseling zufrieden

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