Spiel mit dem Tod
irgendwelche Feinde hatte. Auseinandersetzungen mit irgendjemandem.“
Die üblichen Fragen.
„Hat er nach White Rabbit gefragt?“
„Nein.“
Stacy presste sich die Handballen gegen die Au gen. Ihr Kopf tat höllisch weh. „Ich glaube, sie haben sich nach dem Computer erkundigt, weil sie keinen gefunden haben.“
„Sie hat ihn überallhin mitgenommen. Ich hab sie mal gefragt, ob sie da mit auch ins Bett geht.“ Wie der füll ten sich Billies Augen mit Tränen. „Sie hat gelacht und gemeint, ja, das würde sie tun.“
„Genau. Was bedeutet, der Mörder hat ihn mitgenommen. Die Frage stellt sich, warum?“
„Weil er nicht wollte, dass die Polizei etwas darin findet?“ mut maßte Billie. „Irgendwas, das Hin weise auf ihn liefert. Oder auf sie.“
„Das ist meine Theorie. Was mich wieder zu der Person zurückführt, mit der sie sich treffen wollte.“
„Was wirst du machen?“
„Mich umhören. Mit Cassies Spielkollegen reden. Nachforschen, ob sie irgendwas über dieses White-Rabbit-Spiel wissen. Rausfinden, ob es online oder real in Gruppen gespielt wird. Vielleicht hat sie den anderen von dieser Person erzählt.“
„Ich werde mich auch erkundigen. Eine Menge Leute aus den Spielgruppen kommen hierher, irgendjemand muss doch was wissen.“
Stacy griff nach der Hand ihrer Freundin. „Sei vorsichtig, Billie. Wenn du irgendwie ein komisches Gefühl hast, ruf sofort mich oder Detective Malone an. Wir versuchen jemanden zu entlarven, der mindestens zwei Menschen getötet hat. Glaub mir, derjenige würde nicht zögern, noch einmal zuzuschlagen, um sich selbst zu schützen.“
7. KAPITEL
Dienstag, 1. März 2005
9:00 Uhr
Die Universität von New Orleans, kurz UNO, erstreckte sich über ein achthunderttausend Quadratmeter großes quadratisches Grundstück am Lake Pontchartrain. 1956 auf einem ehemaligen Marineflughafen gegründet, war die UNO hauptsächlich für Studenten vorgesehen, die in der bevölkerungsreichen Region von Louisianas größter Stadt lebten. Die Institute für Schiffbau, Hotel- und Restaurantmanagement und vor allem Film waren besonders hoch angesehen.
Stacy parkte im Zentrum des Universitätsgeländes. In der Cafeteria, so war sich Stacy sicher, würde sie am ehesten auf Cassies Freundinnen treffen. Sie betrat das Gebäude und blickte sich in dem riesigen Raum um. Wie erwartet waren um diese Uhr zeit nicht so viele Studenten hier, aber nach den ersten Seminaren an diesem Morgen würde es voller werden.
Mit einer Tasse Kaffee und einem Muffin setzte sich Stacy an einen Tisch, holte Mary Shelleys „Frankenstein“ vor, das Buch, das sie gerade für ihr Seminar über die Spätromantiker las, schlug es aber nicht auf. Stattdessen süßte sie ihren Kaffee und nahm einen Schluck, während sie über ihre Pläne für den heutigen Tag nachdachte: Cassies Freunde kontaktieren. Sie über White Rabbit ausfragen und den Abend, als Cassie getötet worden war. Sie musste endlich etwas Konkretes herausfinden.
Am Abend vorher hatte sie mit Cassies Mutter gesprochen, die noch unter Schock gestanden hatte und Stacys Fragen wie ein Roboter beantwortete. Sie wollte Cassies Leichnam nach Picayune in Mississippi überführen lassen. Außerdem bat sie Stacy, mit ihr gemeinsam die Andacht vorzubereiten. Cassie hatte viele Freunde, die von ihr Abschied nehmen wollten.
Und die Polizei würde die Gelegenheit nutzen, um zu sehen, wer daran teilnahm.
Mörder, insbesondere, wenn sie sich den Kick aus der Tat holten, nahmen oft an der Beerdigung ihres Opfers teil. Sie neigten auch dazu, später am Grab ihres Opfers zu erscheinen oder den Tatort noch einmal aufzusuchen. Auf diese Weise durchlebten sie noch einmal den Schauer der Erregung.
War der Killer von Cassie und Beth so ein Typ? Stacy glaubte es nicht, denn die beiden waren ja erschossen worden. Doch die Möglichkeit durfte man trotzdem nicht ausschließen. Für jede Regel gab es eine Ausnahme – vor allem was das menschliche Verhalten betraf.
Stacy erkannte zwei Mädchen aus Cassies Spielgruppe. Ella und Magda, wie sie sich erinnerte. Lachend gingen die beiden von der Essensausgabe zu einem Tisch, sie sahen vollkommen unbekümmert aus.
Sie hatten noch keine Ahnung.
Stacy lief zu ihnen hinüber. Als die beiden Mädchen sie erkannten, lächelten sie. „Hallo, Stacy. Wie geht’s?“
„Darf ich mich setzen? Ich muss euch was fragen.“
Die beiden wurden schlagartig ernst. Sie zeigten auf einen der leeren Stühle, und Stacy ließ sich darauf
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