Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
erinnerte ihn an seine Mutter. »Gerade weil er wütend ist, kann es nicht schaden, wenn Sie etwas auf Abstand gehen. Sie können bedenkenlos verreisen, wenn Ms Deveaux darauf achtet, dass er seine Medikamente nimmt und mich kontaktiert, falls es ein Problem gibt.«
»Wirklich?« Ihre Worte verblüfften Mike.
Sie nickte. »Ich weiß, Sie fühlen sich für ihn verantwortlich, aber er ist in guten Händen und wird bestens versorgt. Und es wird ihm bald bedeutend besser gehen – so gut wie seit Jahren nicht. Ich kann nichts versprechen, aber ich kann aus Erfahrung sagen, dass er sich mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit wieder fangen wird. Edward weiß, dass er sich auf Sie verlassen kann.« Sie berührte ihn an der Schulter. »Sie sind ein guter Sohn.«
Mike hatte plötzlich einen Kloß im Hals. »Danke«, würgte er hervor.
Sie nickte. »Ich sage Ihnen nur, wie ich es sehe. Sie üben einen guten Einfluss auf ihn aus. Er braucht Sie.«
Dankbar schüttelte Mike der mütterlichen Ärztin die Hand.
Er würde Clara und seinen Vater jetzt nach Hause bringen, und dann würde er sich um einen Flug nach Las Vegas, Nevada, kümmern. Die Stadt, in der ihm Amber zum ersten Mal über den Weg gelaufen war. Die Stadt, in der seine Glückssträhne begonnen hatte. Er konnte nur hoffen, dass sie nicht auch dort enden würde.
Sein Schicksal lag in Ambers Händen.
Kapitel 18
Als ihr Bus endlich in Vegas eintraf, schmerzten Amber von der langen Fahrt sämtliche Glieder. Ihr Herz schmerzte noch viel schlimmer, aber daran würde sie sich gewöhnen müssen. Sie fuhr nicht sofort nach Hause, sondern nahm sich ein Taxi zum Pflegeheim, um ihren Vater zu besuchen. Sie ging zwar nicht davon aus, dass ihm ihre lange Abwesenheit überhaupt aufgefallen war, aber sie sehnte sich danach, ihn zu sehen und eine Weile so zu tun, als wäre er gesund und sie immer noch sein kleines Mädchen.
Da es Sommer war, hatten ihn die Schwestern nach draußen gebracht, damit er etwas frische Luft schnappen konnte. Amber meldete sich am Empfang und ging dann zu ihm in den Park. Ihr Vater saß in einem Gartenstuhl und starrte ins Leere.
Der Anblick versetzte ihr wie erwartet einen Stich, doch sie setzte ihr fröhlichstes Lächeln auf, zog einen Stuhl heran und setzte sich neben ihn. »Hi, Dad.«
Amber ergriff seine Hand. »Tut mir leid, dass ich eine Weile nicht hier war«, fuhr sie fort, ohne auf eine Antwort von ihm zu warten. Das hatte sie sich längst abgewöhnt. »In meinem Leben ist es in letzter Zeit ein bisschen drunter und drüber gegangen.« Sie musste über ihre verharmlosende Formulierung lachen.
Ihre Probleme mit Marshall oder King Bobby erwähnte sie mit keinem Wort. Sie hatte sich vorgenommen, ihrem Vater ausschließlich von positiven Erlebnissen zu berichten.
»Ich habe einen Mann kennengelernt«, sagte sie. »Einen anständigen Mann. Du würdest ihn mögen.« Bilder von Mike tauchten in ihrem Kopf auf.
Mike in seinem sexy marineblauen T-Shirt, wie er sie vor Marshall in Vegas gerettet hatte. Mikes schockierte Miene, als er sie auf seinem Bett in Boston liegen sah. Mike, wie er sie in den Armen hielt, nachdem sie sich geliebt hatten. Denn ganz gleich, wie sehr er auch dagegen angekämpft hatte, er war immer wieder zu ihr zurückgekommen.
Bis jetzt.
»Leider hat es nicht geklappt mit uns beiden«, berichtete Amber ihrem Vater. »Aber weißt du was? Ich werde mal sehen, ob ich nicht einen Job als Concierge in einem der großen Hotels in Vegas bekomme. Das hast du dir doch immer gewünscht, nicht? Dass ich in deiner Nähe arbeite«, fragte sie mit belegter Stimme.
Sie atmete tief durch. Obwohl sie nur kurz an der Ostküste gewesen war, hatte sie sich schnell daran gewöhnt, grüne Bäume statt Wüste um sich herum zu sehen. Es hatte ihr gefallen. Und sie hätte sich bestimmt auch an die Feuchtigkeit inklusive Frisurprobleme gewöhnt, wenn sie nur bei Mike hätte bleiben können.
Nun, letzten Endes war die Entscheidung nicht bei ihr gelegen.
»Ich muss jetzt gehen, Dad. Aber ich komme bald wieder, versprochen. Und bis dahin kann ich dir hoffentlich schon von meinem neuen Job erzählen.« Sie zwang sich, fröhlich zu klingen, obwohl ihr ganz und gar nicht fröhlich zumute war.
Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn auf die Wange, und als sie sich erhob, versuchte sie sich einzureden, sie hätte sich daran gewöhnt, dass er sie nicht mehr umarmen
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