Spiel mit mir!: Roman (German Edition)
konnte.
Sie machte sich etwas vor.
Sie würde sich nie daran gewöhnen, ihren Vater verloren zu haben, genauso wenig, wie sie sich je daran gewöhnen würde, Mike verloren zu haben. Ihr Herz würde sie beide stets vermissen. Ihr Herz, das einsamer war als je zuvor.
Amber schlief wie ein Baby, und als sie tags darauf die Augen aufschlug, hatte sie einen Entschluss gefasst. Sie sah sich in der Wohnung ihres Vaters um. Wenn sie ihr altes Leben hinter sich lassen wollte, musste sie hier ausziehen. Sie notierte sich sogleich, was alles zu tun war. Ganz oben auf die To-Do-Liste schrieb sie: Mietvertrag kündigen, neue Wohnung suchen .
Amber ließ erneut den Blick durch die Wohnung ihres Vaters streifen und stellte fest, dass sie auch ordentlich ausmisten und sich von den Sachen ihres Vaters trennen musste, auch wenn ihr schon davor graute. Bestimmt würde sie es bis zum allerletzten Moment hinausschieben. Aber es musste sein, wenn sie sich wirklich eine neue Existenz aufbauen wollte.
Vielleicht sollte sie sich zunächst auf sich selbst konzentrieren. Sie brauchte einen Job. Also rief sie ihren früheren Chef in Beverly Hills an und teilte ihm mit, dass sie gern wieder für ihn arbeiten würde, falls zufällig eine entsprechende Stelle vor Ort frei sei. Er versprach, im Crown Chandler in Las Vegas nachzufragen und sich so bald wie möglich wieder bei ihr zu melden. Als Nächstes notierte sie sich die Namen fünf weiterer Hotelketten, für die sie arbeiten wollte, für den Fall, dass es beim Crown Chandler nicht klappen sollte. Aber sie wusste, sie hatte bei ihrem Chef einen Stein im Brett. Er würde bestimmt alles in seiner Macht Stehende tun, um ihr wieder zu einer Arbeit zu verhelfen.
Da sie die Branche kannte, hatte Amber ziemlich genaue Vorstellungen davon, wie viel sie voraussichtlich verdienen würde – was sie dazu zwang, sich mit der Zukunft ihres Vaters auseinanderzusetzen. Tatsache war: Sie würde sich das teure Pflegeheim ihres Vaters nicht länger leisten können. Sie schämte sich dafür, was sie mit Marshall getan hatte, um es zu bezahlen.
Ganz egal, wo sie arbeiten würde, mit einem durchschnittlichen Gehalt konnte sie ihn nur in einem durchschnittlichen Heim unterbringen. Wie die meisten Menschen hatte sie keine andere Wahl. Sie wünschte, sie hätte sich mit dieser Tatsache von Anfang an abgefunden. Aber sie war derart in Panik geraten, weil seine Krankheit so unerwartet schnell vorangeschritten war, dass sie sich das Leben ihres Vaters zum Vorbild genommen und Marshall um Hilfe gebeten hatte.
Eine Entscheidung, die sie nicht bereute, denn sonst hätte sie Mike nie kennengelernt.
Und wie konnte sie das bereuen?
Amber duschte und zog sich an. Sie musste dringend einkaufen gehen; im Kühlschrank und in der Vorratskammer herrschte gähnende Leere. Es störte sie zwar nicht, dass sie sich um den Haushalt kümmern musste, aber es führte ihr vor Augen, wie einsam sie sich wirklich fühlte. Mehr als einmal ertappte sie sich dabei, wie sie ihre Gedankengänge laut aussprach und darauf wartete, dass Edward Corwin eine Antwort murmelte.
Sie hoffte, dass Mike sich ihren Rat in Bezug auf die psychische Verfassung seines Vaters zu Herzen genommen hatte. Vielleicht sollte sie Clara anrufen, um herauszufinden, wie es Edward ging. Amber nahm ihr Mobiltelefon zur Hand, überlegte es sich dann aber anders.
Sie musste einen klaren Schlussstrich ziehen. Wenn sie weiterhin Kontakt hielt, würde das ihren Kummer nur verlängern. Sie sollte lieber ihre eigenen Freunde anrufen, statt Menschen aus Mikes Bekanntenkreis zu kontaktieren.
Sie griff erneut nach ihrem Handy, klappte es auf und sah, dass sie eine SMS erhalten hatte. Das war ihr vorher gar nicht aufgefallen. Ein Blick auf die Nummer des Absenders ließ ihr Herz schneller schlagen.
Mike.
Mit zitternden Händen drückte sie eine Taste, um die Nachricht aufzurufen: Wenn du bereit bist, die Fahrt deines Lebens mit mir zu wagen, dann komm um 12 Uhr ins Circus Circus. Treffpunkt Adventuredome, Canyon Blaster.
Mike war hier? In Vegas? Jetzt?
Sie sah auf die Uhr. Nur noch eine halbe Stunde. Die Aufregung schnürte ihr die Luft ab. Was hatte das zu bedeuten? Amber kannte die Fahrgeschäfte in Las Vegas wie ihre Westentasche. Der Canyon Blaster war weltweit die einzige Indoor-Achterbahn mit Doppellooping und Doppelkorkenzieher.
Mach dir bloß keine Hoffnungen, ermahnte sie sich.
Und
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