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Spiel ohne Regeln (German Edition)

Spiel ohne Regeln (German Edition)

Titel: Spiel ohne Regeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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Abfallprodukte aus den schlimmsten Waisenhäusern der Welt«, belehrte er sie. »Sie wurden ausgesetzt und in Einrichtungen aufgezogen, die ihre kognitive Entwicklung hemmten. Was sie verloren haben, kann nicht wiedererlangt werden, sie sind irreparabel beschädigt. Sie werden niemals ein normales Leben führen, niemals erfüllende Beziehungen haben, nie zu funktionstüchtigen Stützen der Gesellschaft werden.«
    »Aber, Richie … «
    »Wir haben das ausdiskutiert! Es ist eine schwierige ethische Entscheidung, aber wir haben sie zusammen getroffen! Die Zeit für philosophische Debatten ist vorbei!«
    Mathes unterbrach seine Tirade. Diana schluchzte zu heftig, um ihn noch zu hören.
    Er wunderte sich, dass er sich überhaupt die Mühe machte. Vielleicht war es aus Gewohnheit. Ihm hätte schon bei dem Bankett auffallen müssen, dass sie kurz vor dem Zusammenbruch stand, aber der Zeitdruck hatte ihn zu sehr in Atem gehalten. Helen hatte ihm den ganzen Abend die Hölle heißgemacht, und er war zu überfordert gewesen, um sich einen Alternativplan aus dem Ärmel zu schütteln. Abgesehen davon sollte er Diana nicht zu schnell aufgeben. Sie mochte ein verkommenes Wrack sein, aber sie war ein intelligentes Wrack. Wenn sie wollte.
    »Dieses Mädchen … seine Augen … «, stammelte Diana. »Sie kam mir so verzweifelt vor. Sie versuchte, mit mir zu sprechen, Richie. Sie flehte um Hilfe.«
    »Und dann hat sie dich attackiert, weißt du noch?« Er dachte an Henry Metgers, der bereits fünfzehn Millionen Dollar für das neue Herz seiner sechzehnjährigen Tochter bezahlt hatte, und beschloss, dass es an der Zeit war, es mit einer neuen Taktik zu versuchen.
    »Die Tochter der Metgers ist ein künstlerisches Genie«, sagte er. »Eine aufstrebende Konzertpianistin. Bei ihrer seltenen Blutgruppe könnten Monate ins Land gehen, bevor mittels herkömmlicher Quellen ein passendes Herz verfügbar werden würde. Sie hat keine Monate, Diana. Ohne dieses Herz wird sie binnen weniger Tage sterben.«
    »Ich weiß, ich weiß … «, wisperte Diana.
    »Und das willst du ihr verwehren?«, redete er unbarmherzig auf sie ein. »Edeline Metgers hat kaum noch die Kraft zu sprechen. Sie ist ein liebenswertes, talentiertes Kind. Sie verdient es zu leben. Findest du nicht?«
    »Natürlich tut sie das, aber, Richie, ich … «
    »So ist das Leben nun mal, Diana. Es tut mir leid, aber daran lässt sich nichts ändern. Entweder dieses brillante Mädchen überlebt, sodass die Menschheit an ihrem unglaublichen Talent teilhaben kann, oder es erlischt wie eine Kerze. Und wofür? Für die Existenz eines verkümmerten, mental verkrüppelten Mädchens, das dazu verdammt ist, den Rest seines bedeutungslosen Lebens in einem verschlossenen Raum zu kauern?«
    »Richie, es waren ihre Augen«, beharrte Diana wimmernd. »Du verstehst nicht.«
    Er sparte sich den Rest seiner Predigt, da sie ohnehin vergebliche Liebesmüh gewesen wäre, und hielt einen Block von Dianas Bungalow entfernt am Straßenrand.
    »Versuch, nicht daran zu denken«, riet er ihr und zwang eine Freundlichkeit in seine Stimme, die er nicht empfand. »Geh nach Hause!« Er nahm seine Tasche vom Rücksitz und durchsuchte seinen Inhalt, bis er die richtige Flasche fand. Dann schüttelte er vier Pillen in seine Hand.
    Auf dem Rücksitz lag eine kleine Flasche Mineralwasser. Er bot Diana die Tabletten an. »Nimm die hier ein«, drängte er sie. »Wenn du nachher zu Bett gehst, wirst du dich schon ruhiger fühlen. Du bist erschöpft. Ruh dich etwas aus!«
    Sie zögerte einen Moment, aber er hielt sie ihr weiter hin, also steckte sie die Pillen in den Mund und schluckte sie. Mathes entspannte sich allmählich.
    Diana atmete tief ein und ließ einen zittrigen Seufzer entweichen. »Richie, da ist noch etwas anderes.«
    Er spürte wieder, wie sein Schädel von der Gewaltsamkeit seines Zähneknirschens zu pochen begann.
    »Ich fürchte, dass ich letzte Nacht beobachtet wurde«, gestand sie nach einer nervösen Pause. »Ich glaube, jemand ist mir gefolgt.«
    »Herrgott noch mal, Diana«, stieß er hervor. »Das ist einfach lächerlich. Ausgerechnet jetzt musst du paranoide Wahnvorstellungen … «
    »Nein, wirklich! Als ich ins Hotel zurückkam, funktionierte mein Kartenschlüssel nicht. Ich bin nach unten gegangen, um mir einen anderen zu besorgen, und da sagten sie mir, dass ich erst fünf Minuten zuvor einen neuen verlangt hätte! Jemand, der aussah wie ich, hat sich für mich ausgegeben und mein Zimmer

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