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Spiel ohne Regeln (German Edition)

Spiel ohne Regeln (German Edition)

Titel: Spiel ohne Regeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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meine Wunden eine Weile allein lecken, okay? Ach, bevor ich es vergesse: Ich habe mein Handy verloren. Hier ist meine neue Nummer. Hast du was zum Schreiben?«
    »Schieß los!«
    Becca diktierte ihr die Nummer. »Könntest du sie an Josh weitergeben? Und sobald sich die Lage beruhigt hat, werde ich euch besuchen kommen. Versprochen!«
    »Hmm. Wir werden sehen«, meinte Carrie ausweichend. »Ich rede mit Josh.«
    »Carrie. Es ist mein Ernst«, sagte sie eindringlich, mit einem Anflug von Verzweiflung. »Bitte … «
    »Bis bald, Becca! Dicker Schmatz. Tschüss!«
    Die Verbindung war unterbrochen. Becca starrte auf das Telefon in ihrer Hand, dabei verfluchte sie ihre dickköpfige kleine Schwester leise. Sie warf es zum Tisch, verfehlte ihn aber, und das Gerät landete auf dem Boden und begann kläglich zu piepen.
    Auch gut. Sie hatte sowieso keine Lust auf einen wütenden Anruf von Gilda, der Geschäftsführerin von DeLillos-Gourmet-Catering, wo Becca gelegentlich abends jobbte. Sie wollte sich keine Lügen, Entschuldigungen oder Rechtfertigungen dafür ausdenken, warum sie sich so mies fühlte. Sie wollte einfach nur durch das Fenster in den Himmel starren und zusehen, wie er sich von Kobaltblau zu Schwarz verdunkelte.
    Irgendwann wurde es schrecklich still. Sie drückte auf die Knöpfe der Fernbedienung und zappte planlos durch die Fernsehkanäle, bevor sie bei einem Sender hängen blieb, der Wiederholungen von Friends zeigte.
    Es klingelte an der Tür, und die Illusion von Sicherheit löste sich wie Rauch auf. Binnen einer Sekunde fühlte sie sich nicht mehr schlaff, sondern jeder Muskel stand vor Entsetzen unter Hochspannung.
    Wer … ? Hatte die Spinne sie schon gefunden?
    Mit zittrigen Knien stand sie auf und schlich gebückt und im Dunkeln, damit niemand durchs Fenster ihren Schatten sehen konnte, zur Tür. Sie hätte sich ohrfeigen können, weil sie nicht früher daran gedacht hatte, das Verandalicht einzuschalten. Es jetzt anzuknipsen, würde ihre Anwesenheit hinter der Tür wie mit einer Trompetenfanfare verkünden.
    Aber ihre Sicherheitsvorkehrungen taugten Nick zufolge sowieso nichts. Die Handlanger der Spinne konnten sie theoretisch einfach durch die Wand erschießen, wenn ihnen danach war. Vermutlich hatten sie Wärmebildgeräte an ihren verdammten Pistolen. Sie musste sich zusammennehmen. Sie zwang sich, eine gerade Haltung einzunehmen.
    Sie sah durch den Spion. Die Straßenlaternen spendeten genug Licht, dass sie eine große, breite Silhouette erkennen konnte – und nachtdunkle Augen.
    Nick. Großer Gott! Es war Nick.
    Eine schwindelerregende Gefühlswelle schlug über ihr zusammen. Kribbelnde Aufregung, vermischt mit Scham und Wut, dazu ein scharfes Ziehen der Angst.
    Und ein heißes, süßes, erregendes Verlangen erwachte zwischen ihren Beinen.
    Niemals. Nicht in einer Million Jahre würde sie diesen Mistkerl noch mal so nah an sich ranlassen. Ganz gleich, wie sehr es in ihr pochte und pulsierte.
    Becca strich sich durch die dunkle Lockenmähne, die ein paar Zentimeter unter ihrem Kinn endete. Sie hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, dass der kürzere Schnitt ihrer Frisur mehr Volumen verlieh, aber den schlimmsten Schock hatte sie inzwischen überwunden, und dank ihres Friseurs bewältigte sie das Haartrauma ganz gut. Trotzdem würde sie sich keinesfalls bei ihm bedanken. Sie schob sich die Brille auf den Nasenrücken und blinzelte durch das Guckloch.
    Wow! Nick hatte Wort gehalten und seine Haare ebenfalls abgeschnitten. Er sah komplett verändert aus. Die stacheligen Spitzen standen nach allen Seiten ab. Der Bluterguss unter seinem Auge war zu einer violetten Linie verblasst, die sich in einer Diagonale von seinem inneren Augenwinkel bis unter seinen Wangenknochen zog. Er trug von Kopf bis Fuß schwarzes Leder. Sie war kein bisschen überrascht.
    Seine dunklen Augen starrten unverwandt in ihre, die Tür schien gar nicht zu existieren. Er wusste ganz genau, dass sie da war und ihn anstarrte, sich wie eine Maus mit zitternden Schnurrhaaren hinter der Tür versteckte.
    Becca öffnete das alte Schloss, das neue Schloss, den Riegel, die Kette und zog den Küchenstuhl weg, den sie unter den Knauf geklemmt hatte. Sie riss die Tür auf und musterte Nick mit ihrem frostigsten Zickenblick.
    »Du«, sagte sie. »Was willst du?«
    Er antwortete nicht. Sekunden verstrichen, dehnten sich zu Minuten aus.
    Endlich begriff sie, dass es diesen Mann nicht beeindrucken würde, wenn sie sich kalt und unwirsch

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