Spiel ohne Regeln (German Edition)
geht es gut«, murmelte sie und wischte sich die Augen am Ärmel ihres Nachthemds trocken. »Wirklich. Alles bestens. Ich bin nur ein bisschen durcheinander.«
»Ich wollte nicht … «
»Natürlich nicht. Mach dir keine Gedanken.« Sie rang sich ein Lächeln ab und wich ein paar Schritte zurück, bis sie mit dem Kühlschrank kollidierte, als er wieder die Arme nach ihr ausstreckte. »Keine Sorge. Wie wäre es mit … einem Omelett? Und etwas Toast? Ich glaube, ich habe sogar ein bisschen Orangensaft da. Wäre das in Ordnung?«
Mit besorgter Miene ließ er sich langsam und widerstrebend auf den Stuhl sinken. »Klingt gut«, meinte er. »Bist du sicher, dass du … ?«
»Es ist alles okay. Wirklich.« Sie wuselte umher und zerrte Schüsseln und Kochutensilien aus den Schränken. Wie immer half es ihr, sich zu beschäftigen. Sie holte Eier aus dem Kühlschrank, schlug die zwei auf, die sie normalerweise für sich machen würde. Dann sah sie sich zu Nick um, der mit funkelnden Augen und den Ellbogen auf den Knien in seiner schwarzen Montur auf ihrem Küchenstuhl saß wie ein angriffsbereiter Panther, und entschied: vier zusätzliche Eier. Sie schlug sie auf und gab sie in die Schüssel. Dann steckte sie sechs Scheiben Weißbrot in den Toaster, tat Butter in die Bratpfanne, dazu Kräuter, verschiedene Käsesorten, eine Scheibe Schinken und zuletzt eine Handvoll Kirschtomaten. Sie hobelte und würfelte, briet und schwenkte, und als der Toast auf dem Tisch stand und das Omelett in der Pfanne brutzelte, fühlte sie sich schon wieder etwas wohler in ihrer Haut.
Nick hatte den Toast schon verdrückt, noch ehe sie das Rührei auf die große Servierplatte gegeben hatte, die ihm als Teller dienen sollte. Kommentarlos steckte sie sechs weitere Scheiben in den Toaster.
Nick machte sich mit Heißhunger über das Mahl her, kaute mit anerkennendem Seufzen, dann hielt er stirnrunzelnd inne, die Gabel auf halbem Weg zu seinem Mund. »Isst du nichts?«
Becca dachte an die vielen Oreos, die sie in ihrem letzten, verzweifelten Versuch des Stimmungsmanagements gegessen hatte, und schüttelte Kopf. »Ich habe keinen Hunger.«
Das schien ihm nicht zu gefallen. »Du musst etwas essen«, protestierte er. »Hier. Nimm die Hälfe davon!«
Becca drängte die Welle der Zärtlichkeit zurück, die sie überkam. Zärtlichkeit für diesen Mann zu empfinden, konnte nur in einer Katastrophe enden. Sie pokerte schon jetzt hoch, indem sie ihn bekochte. Sie fühlte sich, als würde sie ein wildes Tier füttern, als geriete das natürliche Gleichgewicht durcheinander. Von ihrer angeschlagenen Gemütsverfassung ganz zu schweigen.
»Lass es dir schmecken«, sagte sie. »Guten Appetit!«
Nick musterte sie eine Weile, dann gab er nach und machte sich mit konzentriertem Eifer über sein Essen her. Nach wenigen Minuten wischte er seinen leeren Teller mit dem letzten Toastdreieck blank.
»Du bist immer noch hungrig, oder?«, fragte sie.
Er zuckte mit den Achseln. »Ich werde es überleben. Es geht mir jedenfalls schon viel besser.«
Sie stand auf und inspizierte den Inhalt ihres Kühlschranks. Es gab darin nicht viele Lebensmittel, die sich für jemanden wie Nick eigneten. Er war nicht der Typ, der sich für fettfreien Zitronenjoghurt oder eine Handvoll Gurkenscheiben begeistern konnte. Sie hatte Frischkäse und Bagels. Gute Kauspielzeuge für wilde Tiere.
Dann jedoch entdeckte sie im Tiefkühlfach eine Portion ihrer hausgemachten Lasagne. Eine davon reichte für sie allein normalerweise für zwei Mahlzeiten. Es sollte also genügen, um Nick satt zu kriegen. Sie stellte sie in die Mikrowelle.
In der Zwischenzeit verspeiste er die Bagels mit Frischkäse und den Schinken, dazu leerte er den Orangensaft bis auf den letzten Tropfen. Becca servierte ihm die Lasagne. Er inhalierte sie geradezu.
Sie beobachtete ihn beinahe ehrfürchtig. »Du bist ein Fass ohne Boden«, staunte sie. »Hast du gehungert?«
Er kratzte den letzten Rest Lasagne aus der Schale und kaute mit seliger Miene. »Ich fürchte, ich habe schon eine Weile nicht mehr gegessen. Nichts hat mir geschmeckt. Aber hier schmeckt mir alles.«
»Was meinst du mit ›eine Weile‹?«
Er dachte kurz nach. »Ein paar Tage vielleicht? Ich weiß nicht genau.«
Sie schnappte nach Luft. »Ein paar Tage? Warum? Warst du krank?«
Er runzelte die Stirn. »Ich habe einfach nicht daran gedacht. Mir ging viel im Kopf rum. Vergisst du nie zu essen?«
»Hm, nein«, sagte sie unumwunden. »Eher gefriert
Weitere Kostenlose Bücher