Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
Gefühlen für ihn zu befreien, machte dieses Wissen ihre Lage nur noch schwieriger und verzwickter.
Wenn er keinen Sex mit ihr haben wollte, wieso hatte er sich dann die Mühe gemacht, sie zu täuschen? Das war doch unlogisch, so funktionierte der männliche Verstand nicht. Und es passte auch nicht zu dem Charakter, den Christie sich in ihrer Wut und ihrem Kummer von Leo zurechtgezimmert hatte, um die Erinnerung an den Abend zu verdrängen. Gib es zu, sagte sie sich verächtlich, während sie Cathy zuhörte, die über die Ereignisse des Tages erzählte, es ist so wirkungsvoll wie der Versuch, einen Herzinfarkt mit Traubenzucker zu heilen.
Davina war gerade in der Küche, als das Telefon klingelte. Obwohl es schon nach sechs Uhr war, überkam sie eine freudige Anspannung, als sie sich in Gedanken Saul Jardine vorstellte.
Sie hatte sowohl Giles’ als auch Philip Taylors Vorhaltungen über sich ergehen lassen müssen. Mit Giles war sie schwerer klargekommen als mit Philip Taylor, obwohl Philip wütender und verächtlicher als Giles gewesen war.
In Giles’ Augen hatte sie die dämmernde Erkenntnis gesehen, dass sie vielleicht doch nicht das perfekte Bild einer Frau war, als das er sie sah. Ich habe ihn gekränkt, stellte sie fest, während sie ihm zuhörte, auch wenn ich es nicht wollte.
Gestern hatte Giles angerufen, nachdem Saul Jardine gegangen war. Seine Stimme hatte verkrampft geklungen, während er ihr erklärte, dass er ein paar Tage zu Hause bleibe.
Diese Woche sei der Todestag seines Babys gewesen, hatte er ihr mitgeteilt, und er schulde es sowohl Lucy als auch dem Baby, das sie gemeinsam gezeugt hätten, bei ihr zu sein.
„Sie hat sich sehr aufgeregt“, hatte er ihr gesagt, und Davina hörte fast einen schuldbewussten Unterton aus seiner Stimme oder eher eine Art Rechtfertigung. Giles will gebraucht werden, stellte sie fest. Dadurch fühlt er sich stark und bestätigt. Und sie hatte sich seit Gregorys Tod an ihn gelehnt.
Davina lächelte leicht und fragte sich, ob Saul Jardine jemals die Bestätigung suchte, von jemandem gebraucht zu werden. Die Antwort war ihr klar. Er gehörte einfach nicht zu dieser Sorte Mann.
Sie fragte sich nicht, woher sie so viel über ihn wusste, ohne ihn kaum zu kennen. Und noch weniger fragte sie sich, wieso sie sich überhaupt für ihn interessierte. Als jetzt das grelle Klingeln des Telefons die Stille des Hauses durchbrach, verkrampfte ihr Magen sich, und sie war sich bewusst, dass sie sich Fragen stellte, die sie sich nicht beantworten wollte.
Beim Aufnehmen des Hörers zwang sie sich zu einem Lächeln und hoffte, dadurch die Spannungen etwas zu lösen.
„Kann ich bitte mit Davina James sprechen?“
Die Stimme am anderen Ende war männlich, und sie konnte sie nicht einordnen. Das Englisch war so perfekt und akzentfrei, dass sie sofort wusste, dass es für den Sprecher eine Fremdsprache war.
„Am Apparat“, sagte sie und wartete verunsichert. Sie bemühte sich, die Aufregung zu verdrängen, die auf dem Weg zum Telefon in ihr aufgestiegen war.
Leo war die Worte immer wieder durchgegangen, die er zu Davina sagen wollte, und die kurze Erklärung, dass er glaube, ihre Väter seien während des Kriegs Freunde gewesen, kam ihm leicht über die Lippen, obwohl es ihm vom Gefühl her schwerfiel.
Auch ohne sie zu sehen, konnte er Davinas Überraschung und ihre Unsicherheit spüren. Und er wusste, dass sie eher aus Höflichkeit als aus Überzeugung die Einladung aussprach, die er beabsichtigt hatte.
Wenn sie über sein sofortiges Annehmen der Einladung verblüfft war, obwohl sie das Angebot nur zögernd gemacht hatte, so verbarg sie diese Überraschung perfekt.
Es erleichterte ihn, dass sie bestätigte, an diesem Abend nichts vorzuhaben. Je weniger Zeit er in Cheshire verbringen musste, desto besser. Nicht weil er fürchtete, zufällig Christie zu begegnen, diese Wahrscheinlichkeit war sehr gering. Aber sein Verstand gab ihm zahllose Gründe, weswegen er die Dinge lieber so ließ, wie sie waren, und er fürchtete, dass er sich über diese Argumente hinwegsetzen könnte. Dann konnte er leicht die Beherrschung verlieren und einen Punkt erreichen, an dem er in Gefahr geriet, ihr körperliches Verlangen nach ihmauszunutzen, um näher an sie heranzukommen. Damit würde er nicht nur sie, sondern auch sich selbst gefährden und sie beide in einen Strudel von Gefühlen treiben, in dem sie untergehen konnten.
Das Letzte, was er wollte, war, Christie Schmerzen zuzufügen. Und
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