Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
habe jetzt die Macht über die Firma.
Sie war sich nie sicher gewesen, wie Gregory es geschafft hatte, ihren Vater zu diesem Zugeständnis zu bringen. Auf jeden Fall hatte es zu vielen Feindseligkeiten zwischen den beiden geführt. Gregory hatte das anscheinend genossen, und ihr Vater hatte es mit abweisender Haltung erduldet.
Sie hatte immer vermutet, dass es etwas damit zu tun hatte, dass Carey’s keine neuen Medikamente entwickelte, aber jetzt wusste sie, dass unter Gregorys Leitung sogar noch weniger Geld in die Entwicklung gesteckt worden war als zu Zeiten ihres Vaters.
Unvermittelt stand sie auf und ging zum Fenster hinüber.
„Irgendetwas stimmt nicht, ja?“, fragte sie Leo und wandte sich wieder zu ihm herum. „Unsere Väter waren niemals befreundet.“
„Keine Freunde, nein … Aber ich fürchte, sie waren Komplizen“, sagte er bedrückt.
Während er sie beobachtete, wünschte er sich, dass die Situation anders wäre. Es würde sie nur belasten, diese kleine, zierliche Frau, die ihn so besorgt und aufmerksam ansah. Wenn seine Vermutungen stimmten, dann würde sie sich genau wie er fühlen. Genau, wie ihre beiden Väter in ihren Leben für Gefühle keinen Platz gehabt hatten.
„Es ist eine lange, komplizierte Geschichte, voller Lücken und Unklarheiten“, sagte er ihr gelassen.
Davina war immer eine gute Zuhörerin gewesen, und sie hörte jetzt zu. Zuerst fühlte sie sich unwohl, und dann sah sie Leo nur noch ungläubig an, während er ihr berichtete, was er entdeckt hatte, oder eher, wie er sich sofort berichtigte, was er meinte, entdeckt zu haben.
„Dann heißt das“, unterbrach Davina ihn an einer Stelle, „dass mein Vater, unsere Väter, die Ergebnissen von medizinischen Versuchen benutzt haben, die an unschuldigen Menschen in diesen Lagern durchgeführt wurden?“
„Ihr Vater hat sich wahrscheinlich nur schuldig gemacht, indem er sie benutzt hat. Ich wünschte, meiner …“
Als Davina sein Gesicht sah, wurden ihr eigener Schreck und das Entsetzen augenblicklich von aufrichtigem Mitgefühl verdrängt.
„Das ist nicht Ihr Fehler, nicht Ihre Schuld“, sagte sie entschlossen. „Sie sind dafür nicht verantwortlich.“
„Nicht für meinen Vater, aber für Hessler-Chemie. Doch, das bin ich. Es hat immer Gerüchte um meinen Vater gegeben. Gerüchte, die im Laufe der Jahre auftauchten und rasch wieder unterdrückt wurden. Er hat immer behauptet, er sei während des Kriegs die meiste Zeit nicht in Deutschland gewesen. Und das stimmt auch. Aber es heißt, er habe Deutschland nicht verlassen, weil er nicht für das Dritte Reich und auch nicht dagegen kämpfen konnte, sondern weil er ein hoch bezahlter Spion gewesen sei. Man sagt, er habe so hohes Vertrauen genossen, dass er genau gewusst habe, was in diesen Lagern geschah. Er habe sogar von den medizinischen Versuchen gewusst. Vielleicht wurde er von Ihrem Vater entdeckt, als er diese besonderen Versuchsergebnisse aus einem geheimen Versteck holte.“
Davina wurde blass. „Heißt das … Sie meinen damit …“ Ihre Kehle fühlte sich rau an, und ihre Stimme war nur ein tonloses Flüstern.
„Ich habe keinen Beweis dafür, ob Ihr Vater meinen erpresst hat oder nicht, damit er ihm eine dieser chemischen Formeln gab. Ich kenne Ihren Vater zu wenig, um solche Anschuldigungen zu machen. Ich kann nur sagen, dass ich glaube, dass die Formel, auf der Carey Chemicals’ wichtigstes oder besser einziges Medikament basiert, eine viel zu große Ähnlichkeit mit derFormel hat, die ich im Besitz meines Vaters gefunden habe. Das kann kein Zufall sein.“
Er hatte bemerkt, wie Davina beim Ausdruck „Erpressung“ zusammengezuckt war. Jetzt sah er sie an und entschuldigte sich ernsthaft: „Es tut mir leid. Glauben Sie mir. Ich bin nicht hierhergekommen, um Ihnen Kummer zu bereiten. Ich kann mir vorstellen, wie sie sich fühlen, und außerdem könnte ich mich auch irren.“
Davina schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte sie betrübt. „Ich glaube nicht, dass Sie sich irren.“ Sie hatte keine Ahnung, wieso sie seine Vermutungen glaubte, aber es war, als habe sie beim Zuhören eine geheime Tür zu ihrem Unterbewusstsein aufgestoßen. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, dass ihr Vater zu so etwas fähig gewesen war. „Ich denke, dass Sie wahrscheinlich recht haben.“ Sie zitterte leicht und versuchte, nicht über die Quelle des Geldes nachzudenken, das jetzt auf Gregorys Konto war. Es war jetzt ihr Geld, davon hatte sie die Kleider bezahlt,
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