Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
worden?
Wie kam es nur, dass es so schien, als würden sich die schlechten Dinge in der Welt immer wiederholen?
Nachdenklich stellte Leo fest, dass er langsamer fuhr, als zögere er unbewusst, sein Ziel zu erreichen.
Er hatte mit einem Mal ein klares Bild von Christie vor Augen. Ihm war völlig klar, wie sie auf seinen Verdacht über seinen Vater reagieren würde.
Christie Jardine. Wieso nur hatte er diese Frau getroffen?
Keine hundertfünfzig Kilometer entfernt dachte Christie ziemlich ähnlich über Leo nach. Mit dem körperlichen Schmerz, den sie empfand, konnte sie noch umgehen, aber der seelische Schmerz, unter dem sie litt, war etwas anderes. Und weil sie darunter immer schon am meisten gelitten hatte, wurde ihre Wut und Verachtung Leo gegenüber nur noch größer. Nach der Kindheit und Cathys Geburt hatte sie sich geschworen, dass sie nie wieder so angreifbar sein würde. Dass sie dafür sorgen würde, diesen Arten von Beziehungen aus dem Weg zu gehen, weil sie nur zu Kummer und Schmerz führten. Und bei diesem Entschluss war sie geblieben. Bis jetzt …
Während sie krampfhaft gegen diese Gefühle ankämpfte, sagte sie sich, dass das, was sie durchmachte, gar nicht wahr sein konnte. Es war unmöglich, einen Mann zu treffen und nach einem Essen mit ihm und nach ein paar Stunden in seiner Gesellschaft zu glauben, er sei der Mittelpunkt ihres Lebens. Aber es war geschehen, und die Angst davor heizte ihre Wut nur noch mehr an.
Jedes Mal wenn ihre Gedanken verdächtig in seine Richtung abdrifteten, rief Christie sich in Erinnerung, wie er sie getäuscht und hintergangen hatte. Sie entsann sich daran, was sie von solchen Menschen hielt.
Sie rief sich auch ins Gedächtnis, wie unterschiedlich ihre Leben waren. Sie hatten vollkommen entgegengesetzte Ziele und Vorstellungen. Er konnte nicht der Kopf von einem Konzern wie Hessler-Chemie sein, ohne die falschen moralischen Ansichten übernommen zu haben, durch die solche Unternehmen überhaupt nur existieren konnten. Seine Ansicht vom Leben war von ihrer vollkommen verschieden. Er verkörperte alles, was sie am meisten verabscheute. Sie standen auf verschiedenen Seiten einer Linie, die für sie schon ihr gesamtes Leben bestand. Christie konnte es nicht zulassen, diese Linie zu überschreiten, weder aus Verlangen, Sehnsucht, Begierde, noch aus Liebe. Wenn sie es tat, so wusste sie zweifellos, dass sie daran ersticken würde, alle Grundsätze, an die sie glaubte, gebrochen zu haben.
Zwar hatte Leo sie nicht aufgefordert, diese Linie zu übertreten, und er hatte auch in keiner Weise angedeutet, dass er sie darum bitten würde, aber wenn er nur Sex von ihr gewollt hätte, wieso hatte er sie dann abgewiesen und war von ihr fortgegangen?
Sie wusste nur, wie sehr sie das überrascht und verletzt hatte. Es hatte sie maßlos aufgeregt, allein und voller Verlangen in ihrem Schlafzimmer zu liegen.
Morgen war ihr Geburtstag, der fünfunddreißigste. Saul führte sie und Cathy zum Dinner ins Grosvenor Hotel in Chester aus.
Cathy war ganz zappelig vor Aufregung beim Gedanken daran, wie eine Erwachsene behandelt zu werden. Das Einzige, wonach Christie sich sehnte, war, sich irgendwo zu verstecken und nichts und niemanden zu sehen, am wenigsten Leo von Hessler. Was sie auch nicht wollte, war, zum Essen auszugehen, wobei nur unangenehme Erinnerungen an ein anderes Dinner wach werden konnten. An einen Abend und einen Mann, der sie vor ihrem Zimmer allein gelassen hatte, während ihr Körper vor Verlangen gerast hatte. Außerdem war da noch dieser Schmerz in ihrem Herzen. Er hatte wie das kleine Stechen eines Dorns angefangen, aber jetzt verdarb er ihr das ganze Leben.
Sie wollte nicht so empfinden, und tief in ihrem Bewusstsein war ihr klar, dass es nicht nur daran lag, dass ihre körperlichen und seelischen Bedürfnisse nicht zu den Überzeugungen passten, die sie sich für ihr Leben als Maßstäbe gesetzt hatte. Aber sie hatte eine panische Angst.
Nein, diese Angst war tiefer in ihr verwurzelt und reichte zurück bis zu dem Kummer und dem Selbsthass, den die Vernachlässigung ihres Vaters zu Sauls Gunsten bei ihr ausgelöst hatte.
Vor langer Zeit hatte sie unterbewusst eine Verbindung hergestellt, und jetzt waren in ihrem Kopf das Lieben eines Mannes und die fehlende Erwiderung dieser Liebe fest miteinander verknüpft. Es war diese Angst, die ihre Wut auf Leo anheizte. Dies und das Wissen, dass er siehintergangen und bewusst getäuscht hatte.
Und anstatt sie von all den
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