Spiel um Macht und Liebe (German Edition)
eigentlich für sie beide kein Thema. Leo hatte Christie ganz ruhig und sachlich gesagt, weswegen er keine eigenen Kinder zeugen wollte. Zuerst war sie über die Vergangenheit seines Vaters entsetzt gewesen, aber das hatte ihre Liebe zu ihm nicht erschüttern können.
„Vielleicht ähnelt das Kind deinem Vater in keiner Weise“, hatte sie eingewandt.
„Das weiß ich“, hatte er zugestimmt. „Und ich weiß auch, dass die Angst unsinnig ist, aber dennoch steckt diese Angst in mir, Christie. Genau wie dein Drang nach Unabhängigkeit und deine Angst davor, zurückgewiesen zu werden.“
„Komm schon“, drängte Christie ihn und fasste ihn am Arm. „Es wird Zeit, dass du deine Rede hältst.“ Sie lachte, aber in ihrem Blick standen auch Stolz und Liebe.
Als er zu dem kleinen Podium ging, bemerkte Leo eine kleine Gruppe, die sich ein paar Meter entfernt versammelt hatte: Christies Tochter Cathy, Sauls Tochter Josey und seine beiden eigenen Neffen Fritz und Martin.
Er hatte sein Versprechen Anna gegenüber gehalten und damit vielleicht etwas in Gang gesetzt, das große Auswirkungen auf die Zukunft haben konnte.
Seine Neffen, Wilhelms Söhne, würden ohne Zweifel eines Tages zu ihrem Vater zu Hessler-Chemie gehen. Wenn sie das taten, konnte es nicht schlecht sein, wenn sie vorher einen Eindruck davon bekamen, was sie hier alle bei Carey’s zu erreichen versuchten.
Veränderungen geschahen nicht immer über Nacht und unvermittelt. Manchmal liefen sie auch langsam und unauffällig ab, von einer Generation zur nächsten. Es konnte wie eine goldene Kette aus Hoffnung und Versprechen die Generationen untereinander mit Liebe und Verständnis verbinden. Oder es konnte eine bleierne Fessel sein, die mit Verachtung und Misstrauen einschnürte.
Er hatte die Fessel zerbrochen, die ihn mit seinem Vater verband, und jetzt schmiedete er eine eigene, neue Kette. Erst in der Zukunft würde sich zeigen, ob diese Kette Bestand haben würde und aus der dunklen und schmerzhaften Vergangenheit wie ein strahlender Sonnenschein hervortreten würde.
Leo betrat das Podium und überblickte seine Zuhörer.
„Heute“, setzte er an, „haben wir uns hier versammelt, um zu feiern und die Zukunft zu begrüßen.“
Die Zukunft. Während des Zuhörens stieß Sir Alex Davidson verächtlich die Luft aus. Er hatte nicht genau gewusst, ob er hierherkommen und damit Sauls Friedensangebot annehmen sollte.
Er hatte oft gekämpft, und nicht immer mit fairen Mitteln, um Saul für seine Unfolgsamkeit zustrafen. Aber letztendlich hatte er sich sein Scheitern eingestehen müssen.
Und in seinem Sieg verhielt Saul sich viel großzügiger, als er es unter denselben Umständen getan hätte. Doch darin lag der Unterschied zwischen ihnen beiden. Und deshalb hat Saul auch gewonnen, stellte er widerwillig fest. Saul hatte ihm selbst gesagt, dass die Zeiten sich geändert hätten. Die Leute hätten jetzt ein größeres Wissen und würden stärker ihren Idealen folgen.
„Das heißt, sie sind schwächlich geworden“, hatte Sir Alex verächtlich gesagt, aber innerlich hatte er gewusst, dass Saul recht hatte. „Die alte Ordnung ist dahin …“
Er hatte hart dagegen angekämpft, aber er hatte nicht gesiegt. Saul und die anderen hatten ihr Unternehmen zum Erfolg geführt.
Und irgendwo tief drinnen saß bei Sir Alex neben seiner Bosheit und seinem Ärger auch eine Art Stolz auf das, was Saul erreicht hatte. Zögernd konnte er das alles nur bewundern.
„Wollen wir einen Waffenstillstand schließen?“, hatte Saul ihm vorgeschlagen.
Auch da noch hatte er streiten wollen, aber Sauls hübsche Frau hatte seinen Blick aufgefangen und gelächelt. Und ohne es überhaupt zu wollen, hatte er „Ja“ gesagt.
Natürlich fand er immer noch, dass Saul sich irrte. Daran würde sich auch nichts ändern. Dieses ganze Gerede über natürliche Produkte war doch nichts weiter als eine Mode.
Dennoch überraschte es ihn, dass so viele einflussreiche Leute hier waren. Viele knallharte Geschäftsleute, und schließlich konnte Saul auch nicht alles vergessen haben, was er ihm beigebracht hatte. Es durfte nicht in Vergessenheit geraten, dass er der Erste gewesen war, der Sauls Fähigkeiten erkannt hatte. Schon fing er an, neue Pläne zu schmieden, und mit einem Mal fühlte er sich viel besser.
Die Zukunft. Lucy strich sich über den Bauch und nahm Jemma etwas zur Seite, als sie dichter an Giles rückte.
Die Zukunft liegt in Josey und Tom, überlegte Davina. Aber auch Saul
Weitere Kostenlose Bücher