Spiel um Sieg und Liebe
ausweichen. Die Sache zwischen ihr und ihm war noch zu neu, zu wenig gefestigt, als dass sie darüber hätte sprechen können.
Für die wenigen Leute, die Amy sehr gut kannten, war es allerdings auch gar nicht nötig, mit ihr darüber zu sprechen. Sie sahen ihr die Veränderung ohnehin an. Ja, sie war glücklich. Glücklich und ausgeglichen, wie schon lange nicht mehr. Sie hatte beinahe vergessen, wie wunderschön es war, mit Tad zusammenzuleben. Mit ihm zu schlafen, zu reden, zu lachen – oder ganz einfach auch nur zu schweigen. In seine Arme geschmiegt an die Zimmerdecke zu schauen und zu träumen.
Lange vorbei war die Zeit, wo sie geglaubt hatte, das Leben bestehe nur aus Verpflichtungen, und es sei wichtig, Ordnung einzuhalten. Jetzt teilte sie sein Zigeunerleben, erfreute sich an seinen spontanen Einfällen und war glücklich.
»Bist du noch nicht angezogen?«
Amy wollte gerade ihre Tennisschuhe zubinden, als sie die Frage hörte. Sie schaute auf und sah Tad in der kleinen Diele vor ihrem Hotelzimmer stehen. Seine Haare hingen ihm ins Gesicht; die Stirn war gerunzelt. Ungeduldig sah er sie an.
»Doch, fast«, antwortete Amy. »Ich bin nun einmal kein Morgenmensch – und schon erst recht nicht nach nur sechs Stunden Schlaf.«
Tad lachte. »Konntest du nicht schlafen?« Geschickt griff er nach dem Schuh, den sie ihm hatte an den Kopf werfen wollen, und fing ihn auf. Dabei ließ er den Blick nicht von ihr. Ihm schienen die wenigen Stunden Schlaf überhaupt nichts ausgemacht zu haben. Er wirkte frisch und voller Energie wie immer. »Du kannst dich ja nach dem ersten Training wieder hinlegen.«
»Wie kann man nur frühmorgens schon so wach sein. Schrecklich!«
Immer noch lachend kam er auf sie zu, den Schuh noch in der Hand. »Vielleicht liegt das daran, dass ich diesen englischen Knaben gestern vom Platz gefegt habe.«
»So?« Amy zog erstaunt die Brauen hoch. »Sonst hast du keinen Grund?«
»Welchen sollte ich haben?«
»Gib mir den Schuh her, damit ich ihn dir an den Kopf werfen kann.«
»Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du ein Morgenmuffel bist?«, wollte Tad wissen. Übermut blitzte in seinen Augen.
»Und hat dir schon jemand gesagt, dass du unausstehlich bist, seit du in Paris auch noch gewonnen hast?«, gab sie geistesgegenwärtig zurück. »Du bist davon überzeugt, dass du der absolut Größte bist. Aber denk dran, noch liegen drei Grand-Slam-Turniere vor dir, die du erst einmal gewinnen musst.«
Tad hielt den Schuh so hoch über seinen Kopf, dass Amy nicht herankommen konnte. »Für dich ebenfalls.«
»Gib mir jetzt endlich meinen Schuh!«
So sehr sie sich auch reckte, sie kam einfach nicht heran. Plötzlich packte Tad sie, und ehe Amy noch protestieren konnte, hatte er sie auf das breite Bett geworfen und lag auf ihr.
»Tad! Hör auf!« Lachend versuchte sie, sich gegen ihn zu wehren. »Wir kommen zu spät zum Training.«
Schnell gab er ihr noch einen Kuss. »Ja, du hast recht«, meinte er und rollte sich zur Seite.
Etwas enttäuscht setzte Amy sich auf. »Dich kann man aber schnell umstimmen«, maulte sie und brachte ihre Frisur wieder in Ordnung. Da wurde sie von starken Armen ergriffen, und seine Lippen verschlossen ihren Mund.
Für einen Moment genoss Tad seine totale Macht über sie. Amy lag in seinen Armen, überrascht von dem plötzlichen Angriff, und ihre Lippen öffneten sich seinem Kuss. Er wusste, dass es nicht lange dauern würde, bis sie ihre eigenen Ansprüche anmeldete. Der Gedanke daran erregte ihn. Trotzdem zog er sich zurück. Sie hatten Zeit. Ein Leben lang.
»Bist du jetzt wach?«, fragte er lächelnd und ließ eine Hand über ihre Brust gleiten.
»Mmm …«
»Gut. Dann komm.« Tad zog sie hoch und gab ihr einen Klaps auf den Po.
»Warte nur. Das zahl ich dir heim!« Amy hatte ihr Verlangen immer noch nicht ganz unter Kontrolle, und es fiel ihr schwer, nicht dem Wunsch nachzugeben, sich wieder an ihn zu schmiegen.
Tad legte ihr einen Arm um die Schulter und führte sie zur Tür. »Du musst heute an der Rückhand arbeiten.«
Amy sah ihn von der Seite an. »Und wieso?«
»Wenn du mit etwas weniger Schwung ausholen würdest …«
»Das merk du dir einmal lieber selbst«, schoss sie zurück. »Und da wir gerade dabei sind: Deine Schnelligkeit gestern ließ auch zu wünschen übrig.«
»Ich muss mich schonen fürs Endspiel.«
Amy drückte auf den Aufzugknopf und verdrehte die Augen. »Tad, unter mangelndem Selbstbewusstsein leidest du wirklich
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