Spiel ums Glueck
auf der Bettkante Platz. „Ich weiß, dass du dich gerade zurechtmachst, aber ich muss ein paar Dinge mit dir bereden. Es wird nicht lange dauern, das verspreche ich dir. “
Cassia steckte die letzte Nadel ins Haar und begab sich zum Bett hinüber, um neben Amariah Platz zu nehmen. Sie hoffte inständig, dass sie nicht allzu zerknirscht aussah.
„Als du uns erzähltest, was in Greenwood geschehen ist“, begann die Schwester, „war mein erster Gedanke, dass dein Verhalten Mr Blackley gegenüber schamlos und unverantwortlich war und du über uns und ,Penny House' Schande bringst, insbesondere dann, wenn du ein Kind bekommen würdest.“
Cassia antwortete nicht. Was hätte sie auch zu ihrer Verteidigung sagen können, bedachte man, wie sie erzogen worden war und dass Richard obendrein niemals um ihre Hand anhalten würde?
Amariah seufzte und blickte mit einem Stirnrunzeln auf ihre gefalteten Hände - ein sicheres Zeichen dafür, dass ihr dieses Gespräch ebenso schwerfiel wie Cassia.
„Aber dann begann ich, eingehender darüber nachzudenken“, fuhr sie fort, „so wie Vater es getan hätte. Wie mir scheint, tat Mr Blackley sein Bestes, um dir zu gefallen, während du ihm vorwirfst, dass er nicht erriet, was du von ihm erwartest. Er hat auf seine Weise versucht, dein Herz zu gewinnen, während du sein Werben mit deiner heimlichen Abreise ins Lächerliche gezogen hast. Welcher Mann will fortwährend rätseln müssen, was in seiner Frau vorgeht?“ „Amariah ...“
„Ruhig, lass mich erst ausreden. Du sagst, du liebst ihn, doch aus Sorge, verletzt zu werden, magst du ihm deine Gefühle nicht freiheraus offenbaren und bestehst darauf, dass er dir seine Liebe zuerst gestehen muss. Du sagst, er ist stur und selbstsüchtig, aber bist du es mit deinem Gebaren ihm gegenüber nicht ebenso?“
„Es ist nicht so, wie du glaubst“, protestierte Cassia schwach. „Ich bin nicht so.“
„Und ich sage, dass ich recht habe, Liebes.“ Amariah lächelte schief. „Ich kenne dich seit deiner Geburt, Cassia. Alles musste immer so vonstatten gehen, wie du es dir vorstellst. Vielleicht hast du in Richard Blackley schlicht jemanden gefunden, der dir nicht nur in diesem Punkt ähnlich ist. Vielleicht ist er der ideale Ehemann für dich.“
Cassia erhob sich von der Bettkante und trat an den Kamin. „Und du denkst, Vater hätte das Gleiche gesagt?“, fragte sie in bitterem Ton. „Dass ich Richard nicht hätte verlassen sollen, weil ich es verdiene, das Unglück und Elend, welches mir eine Verbindung mit ihm bringen könnte, zu erdulden?“
„Ich bin der Meinung, dass du das Glück ebenso verdienst wie den Kummer, weil ihr einander verdient. In Wirklichkeit verbergt ihr eure gutmütigen und liebevollen Herzen nur manchmal hinter Sturheit und Stolz.“
„Da weißt du mehr über ihn als ich!“, schimpfte Cassia und schlug mit der flachen Hand auf den Kaminsims. „Du rätst mir, ich soll mein Leben mit Richard verbringen, obwohl ich mir seiner Gefühle nicht sicher bin!“
„Tief in deinem Herzen weißt du es bestimmt, sei ehrlich! “ Cassia wandte sich um und sah die Schwester an. „Und was wird aus mir - meinem Leben, meiner Zukunft?“ Amariah lächelte und zuckte mit den Schultern. „Hast du denn nichts von den Spielen in ,Penny House gelernt, Cassia? Wer nicht wagt, gewinnt nicht. Sicher, du wirst auch nicht verlieren - das, was du jetzt hast, wird dir niemand nehmen. Aber du wirst nichts hinzugewinnen, es sei denn, du bist gewillt, die Chance zu nutzen, die das Glück dir bietet.“
„Du meinst, Richard ist meine Chance?“, wollte Cassia wissen, obwohl sie die Antwort bereits kannte.
Amariah zuckte wieder mit den Schultern. „Wenn jemandem Glück widerfährt, ist dies schwer zu fassen oder zu erklären, nicht wenn ... Was ist denn das für ein Lärm?“ Cassia horchte gespannt: Jemand kam die Treppe herauf, während er mit Pratt Stufe für Stufe zu streiten schien.
„Ich muss aber darauf bestehen, Sir“, rief Pratt dem Eindringling nach und schnaubte wenig vornehm vor Wut. „Keinem Gentleman ist der Zutritt zu den Gemächern der Damen gestattet!“
„Verdammt noch einmal, Pratt, sie wird mich empfangen! “ Cassias Wangen begannen zu glühen, als sie die Stimme erkannte, und Amariah lächelte. „Das ist Glück, Cassia“, sagte sie. „Schlicht und ergreifend Glück.“
Cassia indessen war bereits zur Tür geeilt, um Richard zu begrüßen.
„Richard!“, rief sie selig und wollte sich ihm an
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