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Spiel ums Glueck

Titel: Spiel ums Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miranda Jarrett
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seufzte. „Besteht die Möglichkeit, dass du bereits sein Kind trägst?“
    „Ich weiß es noch nicht“, gestand Cassia. Sie atmete tief durch, um sich Mut zu machen für den Rest der Geschichte. „Heute Morgen tauchte völlig überraschend ein verwahrloster kleiner Bursche in Greenwood auf. Das Hausmädchen hielt ihn für einen Zigeuner, doch kaum dass ich sein Gesicht gesehen hatte, wusste ich, dass er Richards Sohn sein musste. Richard wusste nicht einmal von der Existenz des Kindes, geschweige denn, dass dessen Mutter gestorben war.“
    „Oh, der arme Junge!“ Bethany schüttelte den Kopf. „Ich sehe bei der Armenspeisung Tag für Tag so viele Waisenkinder, dass es mir fast das Herz bricht. Wie glücklich er sich schätzen kann, dass er seinen Vater gefunden hat! “
    „Mr Blackley hat ihn hoffentlich bei sich aufgenommen, oder etwa nicht?“, erkundigte Amariah sich besorgt. „Ich kann mich erinnern, dass du mir schon früher erzählt hast, wie selbstsüchtig er ist, aber dir gegenüber scheint er großzügig und freundlich gewesen zu sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sein eigen Fleisch und Blut anders behandelt, ob der Junge nun illegitim geboren ist oder nicht. Für die Sünden der Eltern kann man ein Kind wahrlich nicht verantwortlich machen.“
    Cassia antwortete nicht. Sie hatte Richard immer für ausgesprochen selbstsüchtig gehalten, doch jetzt, da sie von ihm sprach und ihn den Schwestern beschrieb, hörte es sich ganz anders an. Je länger sie über das nachdachte, was sie erzählt hatte - ohne die Wut, die sich ihrer so manches Mal bemächtigte -, umso stärker kam der Verdacht in ihr auf, dass nicht sein Gebaren schändlich war, sondern ihres.
    Was, wenn ich in meiner Aufgebrachtheit falsche Schlüsse gezogen habe, dachte sie bestürzt. Was, wenn ich nicht nur meine, sondern auch seine Zukunft ruiniert habe?
    „Aber Richard hat weder den Jungen noch dessen Mutter je unterstützt“, gab sie zu bedenken, als müsse sie sich rechtfertigen. „Er war mit dieser Frau zusammen und hat sich nie bemüht, sie zu finden, nachdem sie gegangen ist, und natürlich hat er nicht erfahren, dass sie sein Kind in sich trug.“
    „Sein Verhalten in dieser Hinsicht ist nicht als rühmlich zu bezeichnen“, stimmte Amariah ihr zu, „und er sollte sich schämen, egal, unter welchen Umständen es so gekommen ist.“
    Cassia nickte dankbar, dass die Schwester ihr in diesem Punkt recht gab. „Ich denke, er bereut seine Gleichgültigkeit, ja, das denke ich.“
    „Das ist gut so“, fügte Bethany hinzu. „Indes ist er nicht der einzige Mann, der ein solch schäbiges Geheimnis mit sich herumträgt. Männer sind ... nun, sie sind anders. Man braucht nur einen Blick in die Waisen- und Armenhäuser zu werfen, um eine Vorstellung von ihrem unverantwortlichen Handeln zu erhalten.“
    „Die junge Frau hat ihn nicht über ihre missliche Lage in Kenntnis gesetzt. Eins der Dienstmädchen in Greenwood Hall berichtete mir kurz nach der ersten Begegnung zwischen Vater und Sohn, Richard habe geäußert, wie sehr er es bedauere, dass er all die Jahre nichts habe unternehmen können, um dem Jungen und seiner Mutter zu helfen, da er von der Existenz des Kindes nichts wusste.“
    „Das beruhigt mich ungemein, bedenkt man deine eigene Situation.“ Amariah starrte auf Cassias Leibesmitte, als sei diese bereits kugelrund. Dann streckte sie die Hand aus und tätschelte der Schwester die Schulter. „Ich muss zurück zu unseren Gästen, Liebes, bevor Pratt einen Herzanfall erleidet, und Bethany muss ebenfalls wieder an ihre Arbeit. Geh du auf dein Zimmer, und schlaf dich aus. Wir unterhalten uns morgen weiter.“
    „Beherzige ihren Rat, Cassia“, sagte Bethany. „Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus. “
    Ihre Worte vermochten Cassia indes nicht zu trösten. Von dem Gedanken beherrscht, dass sie den größten Fehler ihres Lebens begangen hatte, als sie einfach fortgelaufen war, begab sie sich niedergeschlagen hinauf in ihr Schlafgemach.
    Richard versuchte, sich möglichst nicht zu bewegen, und hielt die Augen geschlossen. Er lag seit Stunden wach und sehnte sich nach erlösendem Schlaf, der das unerträgliche Pochen in seinem Schädel und das Unwohlsein in seinem Magen endlich betäubte. Auch stand zu hoffen, dass dann das Zimmer aufhörte, sich um ihn zu drehen wie ein Kinderkreisel. Er klammerte sich an seine Bettdecke und verwünschte den billigen Tavernenrum, der ihm diese Qualen beschert hatte. Von diesem

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