Spiel ums Glueck
Blackley“, erwiderte er prompt, „meine Ehre.“ Bolton nickte knapp, und plötzlich kam sein Gefährte hinter ihm zum Vorschein, griff sich Luke und zog mit der freien Hand eine zweite Pistole aus dem Gürtel, um sie mit einer knappen Verbeugung Richard zu überreichen. Sämtliche Anwesenden in der Halle hielten den Atem an.
„Im Park, Sir, wenn es Ihnen beliebt“, erklärte er so höflich, als würde er ihm Tee anbieten. „Mit diesen Waffen schießt man aus kurzer Entfernung. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass es dunkel ist, kommt uns das wohl zupass.“ „Duelle sind gegen das Gesetz!“, rief jemand von hinten zu ihnen hinüber, wurde jedoch durch lautes Zischen der anderen unverzüglich zum Schweigen gebracht.
Richard schüttelte beharrlich den Kopf. „Ich werde mich nicht duellieren. Ich habe auch noch nie ein Duell ausgefochten, obgleich es für jedermann eine Wohltat wäre, wenn ich Sie töten würde.“
„Versuchen Sie es doch.“ Bolton lachte. Er schien Richards Weigerung nicht ernst zu nehmen. „Wahrscheinlicher ist, dass ich Sie töte. Oder ich töte Ihren Sohn, wenn Sie ablehnen. Sie haben die Wahl, Blackley.“
Richards Blick wanderte von der ihm dargebotenen Pistole zu Luke, der ihn noch immer flehend ansah, und wieder zurück zu der Waffe. Er war sich sicher, dass er sein Ziel nicht verfehlen, zuerst abdrücken und Bolton niederstrecken würde. Er war nüchtern, und sein Arm zitterte nie, wenn er eine Schusswaffe auf ein Ziel richtete, während Bolton betrunken und halb verrückt war. Er würde gewinnen und Luke retten.
Dann allerdings musste er daran denken, dass er Cassia seine Liebe gestanden und sie ihn Liebster genannt hatte. Eine lange gemeinsame Zukunft stand ihnen bevor. Gegen Bolton zu gewinnen hieß, dass er aus England fliehen und sich für den Rest seines Lebens verstecken musste. Er würde Greenwood Hall niemals Wiedersehen, und die verheißungsvolle Aussicht auf ein Leben mit Cassia läge in Schutt und Asche.
„Kommen Sie endlich, Sie unverbesserlicher Feigling. Finden Sie heraus, wie mutig Sie sein können - falls auch nur ein Quäntchen Mannhaftigkeit in Ihnen steckt“, rief Bolton ungeduldig. „Lernen Sie, wie ein wahrer Gentleman sich für seine Ehre einsetzt.“
Ein Gentleman. Das hatte er immer sein wollen und geglaubt, inzwischen wäre er einer. Seinen Mut und seine Fähigkeiten hatte er zu keiner Zeit angezweifelt, doch der Ehre halber eine Schießerei austragen?
Plötzlich sah er eine flirrende Bewegung aus den Augenwinkeln, und etwas fiel klickend zu Boden. Jemand hatte zwei Würfel auf die Marmorfliesen geworfen, und nun tanz-ten und sprangen sie über die glatte Fläche zwischen Bolton und ihm. Verblüfft richteten Bolton und sein Komplize ihre Pistolen auf die ausrollenden Würfel.
Jetzt oder nie. Richard stürzte sich auf Bolton und schlug ihm die Pistole aus der Hand. Die Waffe fiel scheppernd zu Boden und schlitterte in Richtung der zum Liegen gekommenen Würfel, unerreichbar für ihren Besitzer. Bolton fluchte laut, als er sich wieder aufrichtete, und während er zu einem Gegenschlag ausholte, ergriff Luke seinerseits die Gelegenheit und rannte zu Cassia hinüber. Bolton versetzte Richard einen gehörigen Fausthieb und brachte ihn ins Wanken. Ehe er jedoch ein weiteres Mal zuschlagen konnte, hatte Richard sich bereits erholt und revanchierte sich mit einem Kinnhaken, dem er sogleich einen zweiten hinterherschickte. Boltons Kopf ruckte nach hinten, während seine Arme hochflogen wie bei einer Puppe, die ein Kind von sich warf, bis er polternd auf den Rücken fiel und reglos liegen blieb.
Mit einem Mal herrschte wieder rege Geschäftigkeit im Raum. Zwei von Richards Wachleuten nahmen Boltons Sekundanten seine Waffe ab, während zwei andere Wachposten sich zu dem Besinnungslosen auf den Boden knieten, um sicherzugehen, dass der Mann tatsächlich außer Gefecht gesetzt war. Luke klammerte sich indessen an seinen Vater, als wollte er ihn niemals wieder loslassen. Und Richard drückte den Jungen herzlich und zutiefst erleichtert an sich.
„Du läufst nicht noch einmal fort, Luke, verstanden?“, sagte er dem Knaben ins Ohr und strich ihm über das Haar. „Du bleibst bei mir in Greenwood Hall, wo du hingehörst.“ Cassia kam zu ihnen, umarmte und küsste Richard und weinte und lachte zur gleichen Zeit. „Oh ja, ich will“, verkündete sie zwischen zwei Küssen. „Ich will!“
„Was willst du?“, fragte er flüchtig, denn er wollte nicht von
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