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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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Sie mich
allein.»
    Einen Moment lang
saß sie stumm da und starrte nur die Papierstapel auf seinem
Schreibtisch an. «Wonach suchen Sie?»
    «Raus.»
    «Kann mich nicht
loseisen. Ich liebe es hier. Das sirrende Neonlicht, der
Schweißgeruch in der Luft, die sexuellen Belästigungen
­ davon krieg ich einfach nicht genug.» Halloran schob
seinen Stuhl etwas nach hinten und sah sie an. «Verraten Sie
mir, was ich tun muss, um Sie loszuwerden.»
    «Was ist das da
eigentlich alles?» Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf die
Papierstapel.
    Halloran seufzte.
«Zeug, das wir aus dem Büro mitgenommen haben, das die
Kleinfeldts bei sich zu Hause eingerichtet hatten.
Hauptsächlich bezahlte Rechnungen, Quittungen, Belege und
Steuerbescheide.»
    «Das
wär's?»
    «Das
wär's.»
    «Kontoauszüge,
Bankkorrespondenz … ?» Halloran schüttelte den
Kopf. «Nichts. Sie haben alles bar bezahlt. Ich hab heute
Nachmittag, als wir im Haus nicht fündig wurden,
Verbindlichkeiten und Kreditwürdigkeit überprüfen
lassen, aber diese Leute tauchen landesweit in keiner einzigen
Datenbank auf.»
    «Das ist doch
unmöglich.»
    «Das hätte
ich gestern auch behauptet, aber jetzt weiß ich nicht mehr,
welches Unterste ich noch nach oben kehren soll.
    Auch die zentrale
Kfz-Zulassungsstelle hat nichts, und das schmeckt mir
überhaupt nicht. Denn das heißt, dass die Kleinfeldts
die letzten zehn Jahre ohne Führerschein in meinem County
umhergefahren sind.» Sharons Interesse war jetzt geweckt. Sie
beugte sich vor und schaute die Papiere auf seinem Schreibtisch
aufmerksam an, wobei sie versuchte, über Kopf zu lesen.
«Die beiden haben sich richtig versteckt.»
    «Das haben
sie.»
    «Und wer auch
immer es war, vor dem sie sich versteckten, der hat sie allem
Anschein nach gefunden.»
    «Es sei denn,
Sie halten es mit der Theorie von Commissioner Heimke, dass
dahinter entweder ein Bandenkrieg steckt oder ein vagabundierender
Irrer.»
    «Das soll doch
wohl ein Scherz sein?»
    «Nein, mein
Ernst.» Er blätterte durch einen Packen Papiere auf
einem der Stapel: ein fünf Jahre alter
Steuerbescheid.
    «Nun, wenn Sie
verärgerte Gemeindemitglieder ausschließen, dann muss
ich jemand anders finden, der diese Leute zumindest so gut kannte,
dass er sie tot sehen wollte, und da gibt es in diesem County ganz
sicher niemanden, auf den das zuträfe. Die beiden lebten
nämlich wie die Einsiedler.»
    «Also versuchen
Sie, mit Hilfe der Steuerbescheide frühere Adressen
herauszufinden.»
    «So hatte ich es
mir zumindest vorgestellt, aber die Bescheide reichen nur zehn
Jahre zurück, genau so lange, wie sie hier gewohnt haben. Also
habe ich bei den Steuerfritzen vom IRS angerufen, um frühere
Adressen zu erfragen, aber die haben mich mit Geschwafel von wegen
vertrauliche Information und spezielle Entbindung von der
Schweigepflicht abgewimmelt. Als ich damit drohte, einen
richterlichen Bescheid vorzulegen, hat mir der Wicht am anderen
Ende nur viel Glück für den langen Weg durch alle
Instanzen bis zum Bundesgerichtshof gewünscht und gesagt, wir
würden uns dann in fünfzig Jahren wieder
sprechen.»
    «Schwachköpfe»,
murmelte Sharon und steuerte auf die Tür zu.
    «Ich dachte, die
Katholiken wären die Schwachköpfe.»
    «Die Kategorie
Schwachkopf hat Platz für alle. Entschuldigen Sie mich mal
für einen Augenblick.»
    «Wieso?»
Er folgte ihr hinaus in das große Büro, blinzelte in die
plötzliche Helligkeit und bemerkte zum ersten Mal das
aufdringliche Sirren der Leuchtstoffröhren an der Decke. Sein
Blick schweifte über all die leeren Schreibtische. «Wo
sind denn Cleaton und Billings?»
    «Unten.»
Sharon nahm auf ihrem Stuhl Platz, griff sich das Telefon und
tippte aus dem Kopf eine Nummer ein. «Melissa macht heute
Abend Dienst in der Einsatzzentrale. Und wenn sie das tut, arbeitet
hier oben niemand. Sind Sie noch nie zur dritten Schicht hier
gewesen?»
    «Nicht dass ich
mich entsinnen könnte.» Halloran ließ sich am
Schreibtisch neben Sharon auf Cleatons Stuhl sinken und rief sich
die Erscheinung von Melissa Kemke vor Augen, die heute Abend die
Einsätze koordinierte und eine Doppelgängerin von Marilyn
Monroe hätte sein können.
    «Melissa wird
aber doch nicht belästigt, oder?» Sharon schnaubte
verächtlich. «Wenn jemand sein Leben liebt, wird er sich
hüten. Aber sie einfach anschauen, das mögen sie alle.
Und Melissa findet es lustig.»
    «Tatsächlich?»
    «Natürlich.» Natürlich? Was Frauen betraf,
schien ihm etwas entgangen zu sein.

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