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Spiel unter Freunden

Spiel unter Freunden

Titel: Spiel unter Freunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PJ Tracy
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er erst mal vor allen etwaigen Albträumen,
die auf ihrem Fußboden lauerten, in Sicherheit gebracht
worden war, hatte er nur noch leise gejault und ihr immer wieder
das Gesicht geleckt. Anfangs hatte er Grace damit zum Lachen
gebracht, dann hatte sie aber seltsamerweise weinen
müssen.
    «Und das war
mehr, als sämtliche albernen Psychiater je bewirken
konnten», eröffnete sie Charlie, als sei er am
Gedankenspiel ihrer Erinnerung beteiligt. Er neigte den Kopf zur
Seite, sah sie an und versetzte dann dem schweren Keramiknapf auf
dem Tisch vor sich einen sanften Stoß, um sie in aller
Höflichkeit darauf hinzuweisen, dass sich sein Abendessen
bereits verspätet hatte.    
     
    Heute gab es
Lammeintopf. Für Grace ohne untergemischtes
Trockenfutter.
    Nach dem Essen trollte
Charlie sich auf die Couch, und Grace steuerte den lang
gestreckten, schmalen Raum an, der zwischen Küche und
Esszimmer eingezwängt war.
    Ursprünglich
­ zu Beginn des Jahrhunderts, als das Haus noch jung war ­
hatte er nach Aussagen des Maklers als Vorratskammer
gedient.
    Diesen Raum hatte
Grace als ersten renoviert, hatte den Fußboden abgezogen und
wieder versiegelt und im einzigen Fenster Buntglas in dunklen, fast
undurchsichtigen Farben einsetzen lassen, sodass man die
Gitterstäbe davor nicht mehr erkennen konnte und auch niemand
hineinzusehen vermochte.
    An einer der
Wände war ein breites Bord in Tischhöhe angebracht, auf
dem ihre Computer rund um die Uhr summten. Es blieb kaum noch genug
Platz für den Stuhl, auf dem Grace vor den Rechnern hin und
her rollte.
    «Hier drinnen
kannst du unmöglich arbeiten.» Mitch war entsetzt
gewesen, als er den Raum zu Gesicht bekommen hatte.
    «Das ist doch
kein Büro, sondern ein Sarg.» Aber es war der einzige
Ort auf der Welt, an dem Grace sich beinahe sicher
fühlte.
    Sie ging zu dem
großen IBM-Rechner, der mit allen Computern im Büro
vernetzt war. «Na, komm schon, komm schon.» Hastig
bewegte sie ihre Maus, um den Computer aus seinem Ruhezustand zu
wecken, und wartete ungeduldig, die Finger über der
Tastatur.
    Sie hatte sich den
ganzen Tag im Büro mit einer widerspenstigen Befehlszeile
für den letzten Mord abgemüht, und dann hatte sie
während des Abendessens die Lösung plötzlich vor
Augen gehabt. Sie konnte es gar nicht abwarten zu prüfen, ob
es funktionierte.
    Sie hörte die
vertrauten gedämpften Geräusche, die eine Festplatte
macht, wenn sie sich durchcheckt, und dann das leise statische
Knistern, mit dem der Monitor zum Leben erwachte.
      
    Sie hatte sich ein
Digitalfoto von Charlie als Schreibtischhintergrund eingerichtet,
das ihn mit lang heraushängender Zunge und halb geschlossenen
Augen zeigte, als grinse er über ein von ihm wohl
gehütetes Geheimnis. Das Bild brachte sie immer wieder zum
Schmunzeln.
    Sie wollte die
Funktionstaste drücken, mit der sie die Programmdatei
von Serial
Killer Detective aufrufen konnte, kam aber nicht
dazu, sie zu berühren. Sie runzelte die Stirn, als der
Bildschirm plötzlich schwarz wurde, und sie erstarrte, als die
in Rot gekritzelte Frage lesbar wurde.
    Ein Spiel
gefällig? Sie richtete sich auf und konnte
den Blick nicht von den Wörtern auf dem Monitor wenden, die
eigentlich gar nicht dort stehen durften; es sei denn, sie
hätte die Spieldatei schon aufgerufen, und auch dann erst nach
dem Startscreen.
    Ein Bug, dachte sie.
Das kann nur ein Bug sein. Doch obwohl sie das wusste, spürte
sie sekundenlang noch einmal, wie die alte Furcht ihr lähmend
den Rücken emporkroch und dafür sorgte, dass sich ihr die
Nackenhaare sträubten.
    Die letzten zehn Jahre
waren im Nu ausgelöscht, und eine jüngere Grace, die noch
immer in ihren Gedanken lebendig war, saß zusammengekauert in
dem dunklen Wandschrank, unkontrolliert zitternd, aber ganz, ganz
still.

 
    Kapitel 8
    Behindert durch ihr
enges Kleid, konnte Alena Vershovsky nur trippeln, und zudem
stakste sie schwankend auf den höchsten Absätzen, die sie
je getragen hatte. In der Totenstille an diesem Ort konnte sie
sogar hören, wie sich die Pailletten aneinander rieben, ein
schabendes Geräusch, wie es auch die Schuppenhaut einer
Schlange verursachte, wenn sie über den Wüstensand
glitt.
    «Pailletten
machen Geräusche», flüsterten ihre verzückt
geöffneten Lippen.
    «Ja, das tun
sie. Sind sie nicht wundervoll?» Alena nickte glücklich und
hielt ihre Finger in die Höhe, um sie nochmals zu betrachten.
Trotz der Dunkelheit konnte sie den roten Glanz des Lacks auf den
langen

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